Runder Geburtstag in Lengsdorf Mit Humor und Elan ins hohe Alter

Lengsdorf · Elisabet Eva Streck wird 100 Jahre alt und kann viel aus ihrem Leben erzählen. Sie machte als Mädchen eine Ausbildung bei einem Schreiner.

 Im hohen Alter immer noch aktiv: Auch mit 100 Jahren schneidet Elisabet Eva Streck ihren Blauregen selbst.

Im hohen Alter immer noch aktiv: Auch mit 100 Jahren schneidet Elisabet Eva Streck ihren Blauregen selbst.

Foto: Stefan Hermes

„Meinen 100. Geburtstag haben wir schon im letzten Jahr geprobt“, sagt Elisabet Eva Streck mit einem Augenzwinkern, „schließlich konnte man ja auch den Einstieg in mein 100. Lebensjahr feiern.“ Diese pragmatische Haltung und auch der Wunsch, den großen Tag gebührend zu feiern, erzählt bereits sehr viel über die an diesem Samstag 100 Jahre alt gewordene Dame, die ihren Ehrentag im Kreis von 40 Personen in vollen Zügen genießen möchte.

Neben den offiziellen Glückwünschen der Stadt, die Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller überbringen wird, sind es vor allem die beiden Söhne David (62) und Marcus (60) sowie Verwandte und die wenig noch verbliebenen Freundinnen und Freunde, die mit Elisabet Streck zusammen feiern werden. Sicherlich wird es dazu kommen, dass sie die eine oder andere Geschichte aus ihrem langen ereignisreichen Leben erzählt. Vor allem die frühen Jahre sind ihr sehr detailreich in Erinnerung.

Als jüngstes von drei Mädchen wurde sie kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs 1917 in Königsberg geboren. Ihr Vater war zu dieser Zeit als Baurat dort eingesetzt. „Doch als Rheinländer hatte er mit dem Preußischen so seine Schwierigkeiten“, erzählt seine Tochter heute und weiß, wie froh der Vater war, mit seiner Familie und der noch kaum ein Jahr alten Elisabet nach Bonn zu ziehen, wo auch ihr Bruder zur Welt kam.

Sie besuchte dort zunächst die erzbischöfliche Liebfrauenschule und wechselte später auf das heutige Clara-Schumann-Gymnasium an der Loestraße. Ihr humanistisch erzogener Vater legte nämlich Wert darauf, dass auch seine Töchter Latein lernten. „Doch die Nazis hatten was gegen gebildete Frauen“, sagt Streck, „Frauen gehörten für sie an den Herd.“

Das führte dazu, dass sie die Schule verließ und auf Anraten des Vaters, ihre praktischen Neigungen verfolgte. Für die Aufnahme an der Kölner Werkkunstschule war eine Ausbildung Voraussetzung, die sie bei einem Schreiner machte, was damals für eine Frau sehr außergewöhnlich war.

Begeistert erzählt die lebensfrohe alte Dame heute von ihrem Teewagen, den sie entwarf und baute, dessen Platte sich nach einer 90-Grad-Drehung zu einer kleinen Tischfläche ausklappen ließ. Frau Streck, oder besser Frau Harling, wie sie zu diesem Zeitpunkt noch hieß, hatte nicht nur ihren Weg, sondern in Köln auch mit einem Studienkollegen den „Mann fürs Leben“ gefunden. Doch Karl Heinz Adler fiel sehr früh als Soldat in Russland, womit die beiden länger befreundet als verheiratet gewesen waren.

Zur Innenarchitektin ausgebildet, fand sie nach dem Zweiten Weltkrieg bei dem Bonner Architekten Wilhelm Denninger eine erste Anstellung. Von ihr sagt sie heute, dass sie zumindest anfangs noch wenig interessant war. „Da waren wir ja nur mit Wiederaufbau und Reparaturen beschäftigt.“

Als sie dann den Bonner Holzhändler Fritz Streck kennenlernte und heiratete, der 1994 verstarb, kam ihr Leben in etwas ruhigere Fahrwasser. Nur, dass ihre Söhne, die sich „großartig um mich kümmern, keine Kinder haben, werden sie einmal in meinem Alter sehr bereuen“, sagt die Seniorin.

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