Flüchtlinge in Dransdorf Herzliche Nachbarschaftshilfe

BONN · Fehma Mohamad ist verzweifelt. Seit 15 Jahren lebt sie in Deutschland, fünf davon in Bonn. 1988 wurde ihr Sohn Sabri geboren. Während die Syrerin nach ein paar Jahren ihre Heimat verließ, blieb der heute 27-jährige Sabri dort.

 Fehma Mohamad zeigt Niklas Fischbach die Schreiben der Behörden. Die 51-Jährige möchte ihren Sohn und seine Familie aus Syrien nach Deutschland holen. FOTO: GABRIELE IMMENKEPPEL

Fehma Mohamad zeigt Niklas Fischbach die Schreiben der Behörden. Die 51-Jährige möchte ihren Sohn und seine Familie aus Syrien nach Deutschland holen. FOTO: GABRIELE IMMENKEPPEL

"Ich würde meinen Sohn, dessen Frau und meine drei Enkel so gerne aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland holen, damit sie hier in Sicherheit leben können", berichtet sie mit leiser Stimme. "Doch ich kann sie finanziell nicht unterstützen", ergänzt sie bekümmert. Denn aufgrund einer Erkrankung ist sie nicht in der Lage zu arbeiten.

Student Niklas Fischbach blättert gemeinsam mit Katja Brender in den Unterlagen der 51-Jährigen. Vielleicht finden sie einen Hinweis oder den Namen eines Ansprechpartners bei den zuständigen Behörden, mit dem man sich in Verbindung setzen kann. Nidal hat ein ganz anderes Problem. Da er bereits recht gut Deutsch spricht, wenden sich viele Landsleute an ihn. So hat sich beispielsweise ein Syrer gemeldet, der endlich eine eigene Wohnung für sich und seine Familie gefunden hat und nun dringend eine Waschmaschine braucht.

"Frag ihn mal, wo er genau wohnt. Da können wir sicher etwas machen", verspricht Diakon Ralf Knoblauch. Kaum sind die Türen des Pfarrheims von St. Antonius an diesem Dienstag geöffnet, ist er auch schon umringt. Wohnungsnot, fehlende Einrichtungsgegenstände, Sprachprobleme, Termine mit Behörden - jeder hier hat Probleme, die er aus eigener Kraft nicht bewältigen kann. "Dafür sind wir da", sagt der Diakon.

Einmal in der Woche lädt die Dransdorfer Gemeinde zum Begegnungscafé ein. Auch diese Woche ist der Tisch wieder nett gedeckt. Kaffee und Gebäck stehen bereit; im Eingangsbereich haben Gemeindemitglieder Kleiderspenden abgestellt; für die Kinder gibt es eine Spielecke im Untergeschoss.

"Seit vergangenem Jahr sind in unserer Nachbarschaft syrische Flüchtlinge in Wohncontainern untergebracht. Ihr Schicksal und ihre Probleme wurden uns so direkt vor Augen geführt", erzählt Knoblauch. Nach einem Aufruf in Gottesdiensten, im Gemeindebrief und den Pfarrnachrichten hatten sich schnell viele ehrenamtliche Helfer gefunden, die den Flüchtlingen bei Alltagsproblemen helfen wollen. "Rund 20 Gemeindemitglieder unterstützen uns", freut sich der Diakon. "Und jeder kennt sich auf einem Gebiet besonders gut aus."

Dieses Angebot zur Hilfe ist offenbar auch dringend nötig. Denn rund 50 bis 60 Flüchtlinge kommen jede Woche ins Begegnungscafé. Die Treffen werden nicht allein von den Bewohnern der Container an der Gerhart-Hauptmann-Straße genutzt. So wie Fehma Mohamad kommen auch ausländische Mitbürger, die schon länger hier leben. Dabei ist Ralf Knoblauch freilich klar, dass man bei allem Engagement auch schnell an Grenzen stößt. "Wir können keine Wunder bewirken. Wollen wir auch nicht", erklärt er. "Wir möchten den Menschen einfach nur die Möglichkeit geben, sich hier in ungezwungener Atmosphäre zu treffen. Wir bieten ihnen einfach nur eine Plattform für Begegnungen", so der Diakon.

Und selbst mit diesem ungezwungenen Beisammensein wird schon vielen geholfen. Zwar können Niklas Fischbach und Katja Brender an diesem Nachmittag nur zuhören. Aber auch damit haben sie Fehma Mohamad ein kleines Stück geholfen. "Die Hoffnung, meine Familie wieder zu sehen, werde ich niemals aufgeben", lächelt die 51-Jährige.

Pfarrheim von St. Antonius (direkt neben der Kirche) ist jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geöffnet.

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