Hardtbergbahn "Hardtbergbahn hat mit der RB 23 nichts gemein"

BONN/HARDTBERG · Dass die Planungen für die Hardtbergbahn nach mehr als 40 Jahren wieder auf Anfang gesetzt werden sollen, weil die Politiker die derzeit in Rede stehende Tunnel-Variante in der Bonner Weststadt ablehnen, bedeutet für das Projekt eine gravierende Zäsur.

 Der Grünstreifen in der Mitte der Provinzialstraße ist für die Hardtbergbahn reserviert.

Der Grünstreifen in der Mitte der Provinzialstraße ist für die Hardtbergbahn reserviert.

Foto: Max Malsch

Die Bürger haben sich längst mit den Realitäten abgefunden. Für viele ÖPNV-Fahrgäste ist die Hardtberglinie quasi schon da - in Form der Regionalbahn (RB) 23 (jetzt S 23), die durch die beiden neuen Haltepunkte an der Helmholtzstraße und in Endenich-Nord attraktiver geworden ist. Und an die Linien 608/609, die in 29 Minuten vom Hauptbahnhof zum Brüser Berg fahren (die SB 69 sogar in 24), haben sich die Bürger gewöhnt. Eine Sicht, die Grünen-Verkehrsexperte Rolf Beu nicht teilt: "Die RB 23 hat mit einer Hardtbergbahn nichts gemein", findet er. "Bei der Voreifelbahn handelt es sich um eine regionale Schienenstrecke, während die Hardtbergbahn der innerstädtischen Verkehrserschließung dient." Außerdem lägen der Bahnhof Duisdorf und die beiden neuen Haltepunkte jeweils mehr als einen Kilometer von jedweder möglichen Haltestelle an der angedachten Hardtbergbahn-Trasse entfernt und hätten einen untereinander nicht konkurrierenden Verkehrswert. Und die Buslinien in den Bonner Westen seien in der Hauptverkehrszeit heute schon an ihrer Leistungsgrenze. Noch mehr Busse seien kaum vorstellbar.

Von dem Wunschtraum Hardtbergbahn verabschieden will sich auch Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand (CDU) nicht. In Sachen Verkehr sei langfristiges Denken erforderlich, gibt sie zu bedenken. "Wir müssen in die Verkehrsinfrastruktur investieren, da wir täglich mit enormen Staus leben", erklärte sie. Es sei nun Aufgabe der Verkehrsexperten, eine Streckenführung vorzuschlagen. Die Frage der Trassenführung betreffe dabei die Bonner Weststadt. "Im Hardtberg ist die Trassenführung oberirdisch geplant."

Einer der Verfechter der Hardtbergbahn-Linie war auch Thorands Amtsvorgänger Gerhard Lorth. Das ist er heute noch. Da es aber keinen Mut zur Tieflage der Linien 61 und 62 vor dem Hauptbahnhof gebe, hat er eine Alternative im Kopf: Das wäre eine Strecke vom Hauptbahnhof über Quantiusstraße, Colmantstraße, Endenicher Allee, an der "Hosenbrücke" über die A 565 zum Endenicher Ei und weiter über den Hermann-Wandersleb-Ring, die Provinzialstraße, den Schieffelingsweg, Fontainengraben, die Julius-Leber-Straße und den Brüser Damm bis zur BMVg-Südwache.

Jetzt einen neuen, kostenträchtigen Auftrag zur Untersuchung weiterer Alternativen zu beschließen, wie es der Bürger Bund will, hält Lorth für völlig überflüssig. "Es gibt keine Straße, keinen Bürgersteig, keinen Platz und keine Wiese, die nicht untersucht, vorgeschlagen, verworfen oder abgelehnt wurde", erinnert Lorth. Das wisse auch BBB-Fraktionschef Bernhard Wimmer sehr genau.

Das Verfahren ist fast beendet

Das Genehmigungsverfahren für die Hardtbergbahn in der Tunnel-Variante ist fast beendet. Die noch geforderten Gutachten (unter anderem für die neue Trasse an der A 565) sind eingereicht - bis auf den Schlussbericht, ob die Bahn Auswirkungen auf das Petrus-Krankenhaus hat. Dieser wird in Kürze erwartet, so die Stadt.

Danach könnte die Bezirksregierung Köln über die weiteren Abläufe entscheiden. Seit 2009 hat das Verfahren laut Stadt 76.000 Euro gekostet, die gesamten Planungskosten seit 1986 betrugen zehn Millionen Euro.

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