Letzte Ruhe Friedhofsfläche in Bonn wird knapp

Hardtberg · Der Stadtbezirk Hardtberg hat nur zwei Friedhöfe, in Duisdorf und Lengsdorf. Die Friedhofsfläche ist also knapp. Kein Wunder, dass eine neue Urnengemeinschaftsanlage auf dem neuen Duisdorfer Friedhof sehr gut angenommen wird.

Jörg Baur vom Amt für Stadtgrün und sein Team sind von der Akzeptanz ihres Pilotprojekts überwältigt. „Seit Anfang des Jahres bieten wir das Modell auf dem Neuen Duisdorfer Friedhof an. Kurze Zeit später war bereits die gesamte Fläche belegt“, ist der Ingenieur zufrieden mit der Resonanz. Dort betreibt die Stadt Bonn im Bereich des Orchideenweges erstmals eine Urnengemeinschaftsanlage. Mit dieser Bestattungsform kommt sie dem Wunsch vieler Hinterbliebener nach: Sie wollen eine würdige Erinnerung an ihre Angehörigen, aber keine Last mit der Pflege haben.

Mittelpunkt der Gemeinschaftsanlage ist eine große Stele, an der die Namen der Verstorbenen angebracht werden. Ringsum ist Platz für 48 Aschekapseln, die Oberfläche wird einheitlich bepflanzt und gepflegt. „Die Nachfrage war so groß, dass wir innerhalb kürzester Zeit zwei weitere Flächen umgestaltet haben. Von den neuen 96 Plätzen sind 70 bereits vermarktet“, so Baur.

Zwar macht sich auch auf den Friedhöfen im Stadtbezirk Hardtberg der Wandel in der Bestattungskultur bemerkbar. Doch anders als in anderen Ortsteilen gibt es kaum brachliegende Flächen. „Das liegt daran, dass es lediglich in Duisdorf und in Lengsdorf Friedhöfe gibt. Auf dem Brüser Berg und in Medinghoven fehlen sie komplett“, so Heinz-Josef Houf vom Amt für Stadtgrün. Problematisch könnte das werden, wenn die Zahl der Bestattungen aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahrzehnten wieder ansteigt. Denn während in allen Stadtbezirken ein enormer Flächenüberschuss herrscht, geht man im Stadthaus davon aus, dass im Stadtbezirk Hardtberg bis zum Jahr 2043 rund 37 000 Quadratmeter fehlen. Deshalb werden weitere Alternativen entwickelt. So gibt es Überlegungen, die kleine Kapelle auf dem alten Lengsdorfer Friedhof in ein Kolumbarium umzuwandeln.

Viele Begräbnisorte in Bonn

Mit insgesamt 40 Friedhöfen (vier davon im Stadtbezirk Hardtberg) und einer Gesamtfläche von rund 1,2 Millionen Quadratmetern leistet sich Bonn weitaus mehr Begräbnisorte als andere Städte mit ähnlichen Einwohnerzahlen (Münster: 302 000 Einwohner und sieben Friedhöfe, Bielefeld: 330 000 Einwohner und 19). „Doch wir wollen keine großen zentralen Anlagen. Wir wollen, dass die Bewohner in ihrem Ort Ruhestätten für ihre Angehörigen haben“, erklärt Heinz-Josef Houf. Für ihn sind die gewachsenen Friedhöfe nicht nur reine Bestattungsfläche. „Nein“, sagt er. „Sie spielen auch eine wichtige ökologische, kulturelle und soziale Rolle.“

Dennoch muss auch Bonn auf den grundlegenden Wandel in der Bestattungskultur reagieren. Der Umweltausschuss (29. November) sowie die Bezirksvertretung Hardtberg (5. Dezember) werden sich daher mit einem neuen Friedhofskonzept beschäftigen. Darin geht es neben betriebswirtschaftlichen Überlegungen auch darum, wie Flächen in Zukunft genutzt werden sollen. Allerdings sind selbst Stilllegungen kein Tabu mehr. So sollen die alten Friedhöfe in Ippendorf und Kessenich geschlossen und nur noch für Beerdigungen in bereits vorhandenen Familiengräbern genutzt werden dürfen. „Aber erst wenn die allerletzte Ruhefrist abgelaufen ist, wird umgewandelt“, verspricht Houf.

Zwar ist die Zahl der Bestattungen in Bonn mit rund 2600 jährlich konstant geblieben, doch der Anteil der Urnengräber (derzeit 60 Prozent, in den nächsten Jahren bis 80 Prozent) wächst. Aufgrund des demografischen Wandels rechnet die Stadtverwaltung in den nächsten Jahrzehnten wieder mit einer wesentlich höheren Nachfrage. „Wir gehen davon aus, dass wir 2040 innerhalb der Stadt etwa 4900 Bestattungen pro Jahr haben werden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir dann wieder mehr Platz brauchen“, so Houf. Denn der Trend zur Feuerbestattung werde anhalten. „Und diese Gräber sind nun einmal kleiner.“ Um Anlagen auf Dauer erhalten zu können, müsse man daher innovativ sein. „Wir müssen so attraktiv werden, dass die Familien nicht abwandern, um ihre Angehörigen außerhalb der Stadt bestatten zu lassen“, meint Houf. Daher bietet Bonn viele verschiedene Bestattungsformen sowie unterschiedlich gestaltete Ruheflächen an. „Hier gibt es alles, außer Seebestattungen“, betont er.

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