Immobilien in Bonn Etliche öffentliche Gebäude stehen zum Verkauf

BONN · Die Runde war entsetzt: Da gibt es ein öffentliches Gebäude, das ungenutzt ist und relativ günstig und kurzfristig zu einem Studentenwohnheim umgebaut werden könnte - aber das Studentenwerk Bonn bekommt es nicht.

 Das Gebäude des Landesbetriebs Straßen NRW in Lengsdorf steht seit dem Auszug leer.

Das Gebäude des Landesbetriebs Straßen NRW in Lengsdorf steht seit dem Auszug leer.

Foto: Roland Kohls

Denn der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, für die Immobilien des Landes zuständig, verkaufe das Gebäude nur zum Marktpreis. Die Rede ist vom Bürohaus des Landesbetriebs Straßen NRW an der Villemombler Straße in Lengsdorf, das seit genau vier Jahren leersteht. Es ist nicht die einzige öffentlich genutzte Immobilie, auch etliche Gebäude der Universität Bonn sind verwaist.

"Wir hätten das frühere Landesbetriebsgebäude gerne, aber wir können es uns nicht leisten", sagte Alexander Bojanowski, Geschäftsführer des Studentenwerks Bonn, als NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze kürzlich in Bonn war. "Unerträglich", entfuhr es denn auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, und Schulze versprach prompt, "mal nachzuhaken".

Das wird wohl nicht viel bringen: Nach dem BLB-Gesetz müssen Grundstücke und Immobilien, die für Landeszwecke nicht mehr gebraucht werden, zum üblichen Marktpreis verkauft werden. "Und so gehen wir mit der Liegenschaft in Lengsdorf auch um", sagte der Sprecher vom BLB-NRW, Hartmut Gustmann.

Zurzeit laufe das offene Bieterverfahren, das in der kommenden Woche ende. "Es liegen uns eine Reihe von Angeboten vor", sagte Gustmann. Dann kommt erst mal ein interner Verwaltungsprozess in Gang: Nach Prüfung der Angebote gehen sie über mehrere Instanzen und werden dann dem Verwaltungsrat und dann dem Finanzministerium vorgelegt.

Das alles kann zwei bis vier Monate dauern, so Gustmann. In äußerst seltenen Fällen kann auch der Landtag eine Verkaufsentscheidung an sich ziehen. "Das glaube ich in diesem Fall aber nicht, weil wir solche Verkäufe natürlich bereits im Vorfeld abstimmen", so Gustmann.

Indes ist das Bürohaus am Rande Bonns nicht die einzige Immobilie, für die neue Nutzer gesucht werden. Einige gehören zum Uniklinikum, das langfristig ja alle seine Kliniken und Institute auf dem Venusberg konzentrieren will. Die Medizinische Klinik und Poliklinik III für Hämatologie und Onkologie ist gerade von der Wilhelmstraße in der Innenstadt auf den Campus Venusberg gezogen.

  • Vor drei Jahren bereits bezog das Institut für Pharmakologie und Toxikologie sein neuen Quartier im Biomedizinischen Zentrum (BMZ) auf dem Venusberg-Campus des Universitätsklinikums. Seitdem steht das Gebäude an der Kirschallee 1 leer. Das Gebäude geht an den BLB und wird vermarktet, so Frank Buch vom Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung Köln.
  • Seit mindestens einem Jahr steht das Haus aus der Gründerzeit an der Beringstraße 3 leer. Vorher waren dort Teile des Mathematischen Instituts untergebracht. Kürzlich wurde es kurzzeitig von Studierenden besetzt, um auf die Wohnnot aufmerksam zu machen. "Die Universität möchte das Mietverhältnis lösen. Wir befinden uns noch in Verhandlungen", teilte Buch mit. "Das Problem sind die angestiegenen Anforderungen an den Brandschutz. Um die zu erfüllen, müssten wir soviel in das Gebäude reinstecken - da ist es fast günstiger, neu zu bauen", so der Sprecher der Bonner Universität Andreas Archut.
  • Schon viele Jahre ungenutzt ist auch das Gästehaus der Uni Am Engelspfad in Ippendorf. Laut Buch ist ein Verkauf geplant, doch es stünde der Uni frei, das Haus solange unterzuvermieten. Archut: "Das ehemalige Gästehaus ist nicht in dem Zustand, dass es zu nutzen wäre."
  • PCB-Belastung (polychlorierte Biphenyle) führte dazu, dass das AVZ III an der Römerstraße 2009 "freigezogen" wurde, so Buch. Hörsaalbereich und Institutsräume stehen leer, die Informatiker zogen ins Landesbehördenhaus. Bis Ende 2015 soll der gesamte Gebäudekomplex in den neuen Campus Poppelsdorf umziehen. Dann wird das Objekt an der Römerstraße verkauft.
  • Das ehemalige evangelische Studentenwohnheim Hans-Iwand-Haus an der Humboldtstraße hat seit eineinhalb Jahren keine Nutzungserlaubnis mehr. Grund ist der Brandschutz. Auf der Internetseite heißt es: "Das Stift der Evangelisch-Theologischen Fakultät befindet sich derzeit in einer Umbruchphase und kann keinen Wohnraum zur Verfügung stellen." Laut Archut ist das Gebäude, das der Uni gehört, noch nicht am Markt angeboten worden, weil es noch einige Dinge zu regeln gebe. Dazu gehöre ein Eintrag im Grundbuch sowie die Beseitigung eines Umspannkastens.
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