Bonner Geschichte Erinnerungen ans alte Bauerndorf Ückesdorf

Ückesdorf · Heinz Meyer dokumentiert die Ückesdorfer Geschichte. Früher gab es dort kaum Läden, die Nahrung wurde selbst produziert. Landwirte bewirtschafteten zahlreiche Höfe.

 Auch das ist Ückesdorf: Der frühere Linzbach Hof stand auf der heutigen Max-Braubach-Straße und ist längst abgerissen. Das Gebäude rechts am Bildrand gibt es aber noch heute. Im Hintergrund erkennt man Felder und die heutige Reichsstraße. ⋌REPRO: GA

Auch das ist Ückesdorf: Der frühere Linzbach Hof stand auf der heutigen Max-Braubach-Straße und ist längst abgerissen. Das Gebäude rechts am Bildrand gibt es aber noch heute. Im Hintergrund erkennt man Felder und die heutige Reichsstraße. ⋌REPRO: GA

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Wer heute in Ückesdorf wohnt und Kartoffeln, Wurst und Salat braucht, muss sich mangels Einkaufsmöglichkeit ins Auto setzen und nach Röttgen oder zum Brüser Berg fahren. Früher war das anders: Da wurde in Ückesdorf selbst die Nahrung produziert, denn Landwirte bewirtschafteten zahlreiche Höfe.

Das winzige Bauerndorf, das Ückesdorf ehemals war und über das es nur wenige Aufzeichnungen gibt, hat den Forscherdrang von Heinz Meyer beflügelt. Der Rentner, der seit 1966 in der Hubertusstraße wohnt, kennt den Ort, als er noch kein bevorzugter Bonner Eigenheim-Standort war, sondern ein verschlafenes, kleines Nest mit vielleicht 500 Einwohnern. Heute sind es 2706, wie die Stadt Bonn berichtet.

„Im Jahr 1449 bestand die Siedlungseinheit Uckenstrop aus zwölf Bauernhöfen. 1664 waren es sogar 17 Höfe, die bewirtschaftet wurden“, erzählt Meyer. „Damals gab es nur acht Bürger, die hier wohnten und keinen Hof hatten.“ Heute gibt es keinen mehr davon. Die umliegenden Felder werden von einem auswärtigen Großbauern bestellt. Auch die meisten alten Hofgebäude sind längst abgerissen und anderweitig bebaut. Nur drei Höfe haben die Zeit überstanden und stehen noch. Aktiv bewirtschaftet wird aber keiner mehr.

Hubertuskapelle eng mit Bauerndorf verbunden

„Der größte Hof von allen war der Alfterer Hof, wo sich heute der Friedhof Kottenforst befindet“, sagt Meyer. Erbaut wurde er ab 1807 und ist damit beileibe nicht der älteste im Dorf. Vor 1700 gab es schon den Haag Hof, den Schöneseiffen Hof, den Linzbach Hof, den Schüller Hof, den Thevesen Hof und den Ackermann Hof.

Auch die Geschichte der Hubertuskapelle, dem Wahrzeichen des Ortes, ist eng mit einem Bauernhof verbunden. Das Bonner Cassiusstift besaß hier seit 1131 einen Hof zu „Uckenstrop“, der im 17. Jahrhundert von der angesehenen Bauernfamilie Tilmannus Rheindorff betrieben wurde.

Sein Sohn Michael Rheindorff, geboren 1675, erhielt 1700 in Köln die Priesterweihe und war dann als Vikar am Cassiusstift in Bonn tätig. Im Jahre 1718 ließ er unweit des väterlichen Bauernhofes auf eigene Kosten die kleine Kapelle bauen. Sie wird in diesem Jahr also 300 Jahre alt, entsprechende Feierlichkeiten sind in Vorbereitung.

Erinnerungen an alte Zeiten wachhalten

„Ich will die Erinnerung an die alten Zeiten in Ückesdorf wachhalten“, begründet Meyer sein Engagement. Seit zwei Jahren recherchiert er in Sachen Bauernhöfe und sucht Material. Mit etlichen alten Familien aus dem Dorf ist er dafür im Gespräch. „Aber einige sind etwas zugeknöpft“, sagt er. Meyer, der an diesem Mittwoch 81 Jahre alt wird, lässt dennoch nicht locker. „Ich würde mich freuen, wenn sich Menschen mit weiterem Material wie Bildern und Schriftstücken bei mir melden, auch aus Röttgen.“

Seine beste Quelle ist bisher das Heimat- und Familienbuch von 1644 bis 1950, das der zugezogene Ückesdorfer und Ministeriums-mitarbeiter Rudi Jung 1978 geschrieben hat. „Ich habe noch eines der wenigen Exemplare, die heute alle in Privatbesitz sind“, sagt Meyer. Sein Traum wäre, ein kleines Heimatmuseum ähnlich dem in Lengsdorf oder Poppelsdorf aufzubauen. Denn Meyer ist sicher: „Da schlummern bestimmt noch Schätze bei den Menschen aus Ückesdorf und Röttgen in den Kellern.“ Das betreffe auch die Geschichte des Schlosses Herzogsfreude, der er sich demnächst annehmen will.

Wer über die Historie beider Orte Material besitzt, kann sich unter heinzmeyerbonn@gmx.de melden

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