Schlossbachschule in Röttgen Eltern kritisieren desolate Zustände

Röttgen · Moderner Brandschutz an der Schlossbachschule: Auf Fenstern der ersten Etage klebt ein Schild "Notausgang". Damit die Grundschüler aber auch an die Griffe kommen, stehen vor den Fensterbänken Holzpodeste.

Doch das ist nur ein Detail, über das sich Eltern aufregen. Sie bemängeln vor allem, dass es an allen Ecken und Enden bröckelt. Und fürchten um die Gesundheit ihrer Kinder.

Für Caroline (6) und ihre Mitschüler ist es auch ein Spiel, auf die Rettungskiste zu steigen. Die finden das einfach spannend, wie es Schulpflegschaftsvorsitzende Michaela Ramirez sagt. Aber hinzu kommt, dass durch die Podeste nicht mehr so viele Tische in die Klassenräume passen. "Der Punkt ist, dass diese Schule komplett marode ist", sagt die engagierte Mutter (siehe Infotext).

"2012 hat das ganze Spiel angefangen", sagt Ramirez. Da habe es eine Begehung mit der Stadt samt ihrem Gebäudemanagement (SGB) gegeben. Da seien bereits der Brandschutz, Schimmel und die damaligen Variel-Container auf dem Schulhof beanstandet worden. Letztere seien mit Nagetieren befallen gewesen, von denen einige tot waren. Entsprechend stank es, so Ramirez. Daraufhin wurden die Container durch neue ersetzt.

Die Eltern haben aber erfahren, dass deren Mietvertrag zum Jahresende hin auslaufe. Schon allein wegen der Flüchtlinge können sie sich nicht vorstellen, dass es neue geben wird. Dabei platze die Schule mit ihren 290 Mädchen und Jungen sowie den 18 Lehrerinnen aus allen Nähten. Erst recht, wenn die 1000 Neu-Röttgener im Baugebiet Am Hölder hinzukommen. Auch Lehrerinnen berichten, dass sie mit den Zuständen unzufrieden sind. Ein winziger Raum etwa dient als Ausgabeküche für die offene Ganztagsschule (OGS), 150 Essen sind wochentags bestellt.

Nach der damaligen Begehung kam ein Sachverständiger, der laut Ramirez Schimmel in Fußböden feststellte. "Eine Sanierung für eine bessere Belüftung ist aber nicht erfolgt." Es folgte Anfang 2013 eine Sitzung im Stadthaus zu Brandschutz, Energieverbrauch, Verrottung, OGS und Mehrbedarf für den Unterricht. "Es sollte dann Geld für Planungsleistungen zur Verfügung gestellt werden", so die Mutter. Architekten hätten Pläne entworfen, aus denen auch nichts geworden sei.

Nun gibt es nach dem Wissen der Eltern im Haushalt vorgesehenes Geld für Planung im Jahr 2015 sowie Millionen für die Sanierung 2016 und 2017. Die Stadt konnte auf Anfrage gestern keine Angaben zu den Summen und zu den Zuständen an der Schule machen, will sich am Montag äußern.

Im März meldete sich das Schulamt und teilte mit, dass eine Sanierung nicht absehbar sei, da es an anderen Schulen dringenderen Bedarf gebe. "Es geht nicht mehr", sagt nun Ramirez, die auch kritisiert, dass die Kommunikation mit der Verwaltung schlecht und langsam sei. Bei einer E-Mail habe man schon einmal ein halbes Jahr auf Antwort gewartet. "Wäre das eine Privatschule, wäre sie längst geschlossen." Die Schulpflegschaft hat nun auf eigene Kosten den Gutachter Frank Mehlis engagiert, der unter anderem chemische und üble Gerüche sowie Schimmelpilzbefall feststellte. Von einer Gesundheitsbeeinträchtigung sei auszugehen. "Es besteht Sanierungsbedarf", so sein Urteil. Für nächste Woche haben die Eltern nun den Oberbürgermeister, alle Fraktionen und die Stadt zu einer Sitzung vor Ort eingeladen.

So marode ist die Schlossbachschule

Der Schulpflegschaft und ihrem Gutachter sind unzählige Schäden bekannt, viele mit dem bloßen Auge zu erkennen. Hier sind einige davon:

Es dürfen keine Nägel mehr in die Wand gehauen werden, weil niemand weiß, ob es eine Asbestbelastung gibt.

Das Abwasser aus den Toiletten tritt aus undichten Rohren im Boden aus. Laut der Eltern sollten die Schäden mit einer Kamera begutachtet werden. Sie wissen nicht, ob das schon geschehen ist. Derzeit herrscht in den WCs ein penetranter Geruch.

Unversiegelte Fußleisten dürfen nicht mehr geputzt werden, weil das Wasser dahinter in Wände und Boden fließen könnte.

Der Musikraum ist mit Aldehyd, beziehungsweise Formaldehyd belastet. Laut Schulpflegschaft weiß niemand, wo der Stoff austritt. Er kann Allergien und Reizungen verursachen und gilt als krebserregend.

Im Putzmittelraum riecht es nach Schimmel. Das Wasser ist im Boden bis unter die Klassenräume vorgedrungen.

Dächer und Dachrinnen sind marode und geflickt. An vielen Stellen läuft das Wasser einfach die Wände hinunter.

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