Bürger rastet bei Sitzung aus Eklat mit Türenknall im Rathaus

DUISDORF/LENGSDORF · Da ging aber gehörig der Gaul mit einem durch: Bei der Sitzung der Bezirksvertretung Hardtberg ging es am Dienstagabend gerade um die Frage, ob ein weiteres vierstöckiges Mehrfamilienhaus in der engen Uhlgasse in Lengsdorf gebaut werden sollte, da meldete sich plötzlich ein Anlieger der Straße zu Wort und wollte dazu reden.

Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand griff durch. Sie erteilte dem Mann trotz dessen mehrfacher Versuche nicht das Wort ("das entspricht hier nicht den Gepflogenheiten"), zumal vorher schon der Antragsteller eines Bürgerantrages, Hans-Ulrich Kobialka, am Rednerpult argumentieren durfte, warum die Anlieger eine weitere Verdichtung durch Neubauten in der engen Straße in Lengsdorf ablehnen.

Vergebliche Müh: Der Mann ignorierte Thorands Hinweis und brüllte in den Saal: "Das interessiert mich nicht." Stand auf, verließ den Raum und warf die Tür lautstark ins Schloss. Alle Politiker sahen sich betreten an, später griff sich der Lengsdorfer CDU-Bezirksverordnete Christoph Schada den Mann im Vorraum und redete auf ihn ein . "Das war nicht in Ordnung, was da passiert ist", so Schada.

Über den Bürgerantrag, ob in der Uhlgasse ein weiterer öffentlich geförderter Neubau entstehen soll, wurde indes nicht entschieden, weil die CDU um Vertagung bat. "Die Stellungnahme der Verwaltung kam zu kurzfristig, deshalb war keine Beratung möglich", erklärte CDU-Fraktionschef Bert Moll. Außerdem wolle man einen Ortstermin durchführen.

Moll signalisierte eine gewisse Sympathie für die Wünsche der Anwohner, dass in der Uhlgasse keine "Häuserschluchten" entstehen sollen. Sie fordern das Aufstellen eines Bebauungsplanes, um die historische Straße als Ganzes zu betrachten, inklusive Parkproblem und der vielen Durchgangsfahrten, welche die Kinder auf ihrem Weg zur Kreuzbergschule gefährden. Denn in der Straße gibt es praktisch keinen Bürgersteig.

Das Verfahren, an dem sich Baugenehmigungen derzeit orientieren, läuft über eine Prüfung der Nachbarbebauung. Orientiert sich ein Neubau an deren Höhen und Größe, kann der Stempel erteilt werden. "Dieses Verfahren nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs gibt immer wieder Ärger, weil eine geordnete städtebauliche Entwicklung dadurch nicht gewährleistet ist", stellte Horst Geudtner (SPD) fest. Das sieht auch Frank Thomas (FDP) so und sagte: "Viel zu viele Gebiete laufen heute über dieses Verfahren."

Bis das Bezirksgremium über den Bürgerantrag entschieden hat, soll dem Bauherrn übrigens keine Baugenehmigung erteilt werden. Wie Manfred Maaß vom Stadtplanungsamt mitteilte, liegt derzeit eine Abbruchgenehmigung für den Altbau vor, jedoch noch kein Neubauantrag. Er gehe davon aus, dass in der Zwischenzeit bis zur Entscheidung über den Bürgerantrag keine Fakten geschaffen werden, sagte er.

Enttäuscht vom Ergebnis der Sitzung zeigte sich Kobialka, der den Bürgerantrag gestellt hatte. "Die Verwaltung will weiter freihändig Baugenehmigungen ausstellen, ohne Mitsprache von Politik und Anwohnern", fasste er die städtische Stellungnahme zusammen. An Thorand übergab er 100 gesammelte Unterschriften von Anwohnern der Uhlgasse, die eine verdichtete Bebauung ablehnen.

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