Kooperation mit Händler E-Bike-Boom erfasst Bonner Uniklinik

BONN · Die Bonner Uniklinik will ihre Mitarbeiter zum Umsteigen aufs E-Bike bewegen - mit Hilfe eines zinslosen Darlehens und in Kooperation mit einem lokalen Fahrradhändler.

Der Venusberg und Ippendorf haben ihren Schrecken für Fahrradfahrer verloren, den E-Bikes sei Dank. Das Universitätsklinikum (UKB) macht es sich zunutze, dass der Weg bergauf inzwischen dank Motorunterstützung viel leichter zu bewältigen ist als früher und will immer mehr Mitarbeiter zum Umsteigen bewegen - auch durch eine Kooperation mit einem Radhändler und einem zinslosen Darlehen für Mitarbeiter. Und das scheint gut zu klappen.

Das große UKB hat jedoch keinen riesigen Radstore als Partner ausgewählt, sondern einen kleinen lokalen Händler, den es erst seit fünf Jahren gibt, nämlich 7-bar-bikes von Hans Josef Bolling. "Ich habe mich an einer Ausschreibung beteiligt und bin halt ausgewählt worden", erzählt der 54-jährige Händler. Er hatte zuvor mitteilen müssen, welche Radmarken er verkauft, wie die Lieferzeiten aussehen, welche Rabatte er einräumt und wie der Service geregelt wird. Seitdem er im November den Zuschlag erhielt, sind sein Laden und die Werkstatt an der Gierolstraße und dem Gudenauer Weg die Anlaufpunkte für die festangestellten Klinik-Mitarbeiter, die sich über das UKB ein motorunterstütztes Rad anschaffen wollen oder das schon getan haben.

UKB bewilligte zweckgebundenes Darlehen

Natürlich hat diese Kooperation das Geschäft von Bolling angekurbelt, und inzwischen hat sich auch die Mitarbeiterzahl in seinem Laden auf drei Personen erhöht. "Ich war auch zuerst überrascht über den Zuschlag", sagt er. Und da mache man sich Gedanken. "Die Zahl von 5500 Klinik-Mitarbeitern erschlägt einen natürlich erstmal", sagt er. "Aber das sind nicht alle potenzielle Käufer eines E-Bikes", stellt er klar. Andreas Stein, der beim UKB als Fotograf arbeitet, hat das Angebot angenommen und sich vor einer Weile ein 2400 Euro teures E-Bike bei Bolling ausgesucht. Das UKB bewilligte das zweckgebundene Darlehen und überwies ihm den Kaufpreis, den er nun in 20 Monatsraten über sein Gehalt abbezahlt. "Das ist verkraftbar", findet er.

Und schon nach der ersten Fahrt auf den Venusberg war Stein begeistert. "Ich habe von meiner Wohnung in Beuel 20 Minuten für die Fahrt auf den Venusberg gebraucht, sonst brauche ich 40 Minuten mit dem Bus und muss einmal umsteigen", berichtet er. Als Nicht-Radler habe er sich bisher nicht an die Steigung der Robert-Koch-Straße getraut, aber jetzt sei das kein Problem mehr. Sein Fazit: "Ich bin froh, das gemacht zu haben." Das UKB hat mit weiser Voraussicht einen kleineren Händler vor Ort ausgewählt, diesen Vorteil hat auch Stein schon zu schätzen gelernt. "Das bietet sich auch an wegen der Nähe zum UKB, da kann man auch mal schnell in der Mittagspause in den Fahrradladen gehen", sagt er. Oder das Rad morgens bringen und abends wieder abholen.

Von zehn verkauften Rädern sind neun E-Bikes

Händler Bolling weiß zudem, dass Service eine große Rolle bei seinen potenziellen Kunden spielt. "Wenn ich ein E-Bike verkaufe, dann grundsätzlich mit drei kostenlosen Inspektionen", sagt er. "Das ist in meiner Kalkulation mit drin als Naturalrabatt." Große Händler bringen oft höhere Stückzahlen an den Mann, Werkstatttermine sind dann aber häufig nur schwer zu bekommen.

Das UKB-Darlehen ist der guten Sache in Bollings Augen zwar förderlich, aber nicht unbedingt immer das ausschlaggebende Kaufkriterium bei den Kunden. "Ich habe auch viele Selbstzahler dabei, die sich ein E-Bike anschaffen", sagt er. "Denn die Entscheidung für ein solches E-Bike muss im Kopf passieren."

Insgesamt habe sich das Geschäft gewandelt, von zehn verkauften Rädern seien inzwischen neun E-Bikes. Dafür tauche eine andere Schwierigkeit auf: Die Lieferung von Akkus sei inzwischen schwierig, weil die Hersteller langfristig ihre Auftragsbücher gefüllt hätten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort