Schädlingsplage in Bonn Borkenkäfer frisst Fichtenbestand im Kottenforst

Venusberg/Bad Godesberg · Das Bonner Amt für Stadtgrün kann die abgestorbenen Bäume aus dem Kottenforst auf dem Venusberg und im Bad Godesberger Stadtwald nur schlecht an den Mann bringen. Bis jetzt wurden bereits gut 600 Festmeter Holz geschlagen.

Größere Schäden hat der Borkenkäfer in diesem Jahr an den Fichtenbeständen im Kottenforst, vor allem auf dem Venusberg und im Bad Godesberger Stadtwald, verursacht. Es lag vor allem an dem sehr heißen und trockenen Sommer, dass der Schädling hier optimale Bedingungen vorgefunden hat, berichtet das Amt für Stadtgrün, das auch für die Bewirtschaftung des Bonner Forsts zuständig ist.

Demnach schätzt die Stadtförsterei den Befall von stehenden Fichtenbäumen auf rund 1000 Festmeter ein, „wobei dieser Wert noch steigen kann“. Der Befall sei derzeit aber schwer festzustellen, weil die noch grünen Bäume so gut wie keinen Harzfluss aufwiesen und man die Symptome meist erst durch das Verfärben der Krone oder braunes Bohrmehl am Stammfuß eindeutig identifizieren könne. Im Bad Godesberger Stadtwald und auf dem Venusberg, wo die Schwerpunkte des Befalls lägen, seien die Fichtenbestände flächig befallen, heißt es.

So erkennt man einen Befall

Dabei erkennt man älteren Befall mit Borkenkäfern an den roten oder sogar dürren Kronen; in der Umgebung dieser Bäume ist mit weiteren befallenen Fichten zu rechnen, die noch nicht zu erkennen sind. Neuerer Befall wird gekennzeichnet durch abgeschlagene Rinde, oft auch bei grüner Krone. Und ganz frischen Befall erkennt man am Bohrmehl.

Die Stadt reagiert mit Fällungen, insgesamt fielen bis Ende November 450 Festmeter „Fichtenkäferholz“, und in den Wochen darauf wurden weitere 150 Festmeter geschlagen. Das bereits rindenfreie Käferholz mit roten oder schon entnadelten Kronen wurde dabei bewusst stehengelassen, da dieses keine Gefahr für eine weitere Verbreitung des Käfers mehr darstellt und die zeitnahe Vermarktung des grünen Käferholzes blockieren würde, so die Experten des Amts für Stadtgrün.

Kleiner Trost ist, dass die Stadt Bonn nur einen Fichtenanteil von rund 30 Hektar hat, was 6,3 Prozent aller Baumarten im Stadtwald entspricht. Dieser Wert liege weit unter dem NRW-Durchschnitt von 29 Prozent.

Massive Werte- und Preisverluste

Insgesamt zeigt sich immer mehr, dass die Stadt bei der Vermarktung dieses Holzes Schwierigkeiten hat. Das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft hat der Stadt mitgeteilt, dass die gemeldeten 1000 Festmeter Käferholz nicht über das Land NRW vermarktet werden könnten. Zugleich erging der Rat, diese Mengen nicht bis ins neue Jahr zu lagern, da auch dann nicht sichergestellt werden könne, dass es eine Vermarktungsmöglichkeit gebe.

Außerdem sei mit Folgeschäden durch holzbohrende Insekten und einer Verfärbung des Holzes zu rechnen, was zu massiven Werte- und Preisverlusten führen werde.

Erschwerend hinzu komme, dass die aktuelle Marktlage europaweit angespannt sei und die Preise für Fichtenholz wegen der starken Überkapazität stark eingebrochen seien. Um das Holz trotzdem an den Mann zu bringen, wurde die Raiffeisen-Warenzentrale aus Köln empfohlen, das aber ebenfalls eine Absage erteilt habe.

Hoffnung auf feuchten und kühlen Winter

Letzte Möglichkeit zu einer direkten und regionalen Vermarktung bietet das Sägewerk Schmitz in Fritzdorf. Dieses könne 600 Festmeterholz grünes Käferholz übernehmen, teilte die Stadt dem Umweltausschuss mit. „Das rindenfreie Käferholz ist zurzeit nicht absetzbar und wird vorerst stehend im Wald verbleiben, sofern keine Verkehrssicherungspflichten betroffen sind“, erläuterte Amtsleiter Dieter Fuchs. „Ob dieses Holz kommendes Jahr noch verwertbar ist, muss geprüft werden, sobald es Absatzmöglichkeiten gibt.“ Alternativ könne es als Totholz im Wald bleiben und Tieren als Lebensraum dienen.

Auch die Förster im Siebengebirge haben kürzlich erst Alarm geschlagen, dass die Borkenkäferplage schlimmer als befürchtet ist. Allein im Siebengebirge sind in diesem Jahr mehr als 10 000 der etwa 200.000 Fichten von dem Schädling befallen. Es handele sich um die größte Borkenkäferplage seit 1948. „Das ist eine echte Folge des Klimawandels“, sagte Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamts, kürzlich dem GA. Hoffnung geben könne ein feuchter und kühler Winter, durch den viele Käfer verpilzen könnten. Der Regen im Dezember hat aber bisher nicht nennenswert geholfen.

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