Kurs im Nachbarschaftszentrum Bonner lernen auf dem Brüser Berg Arabisch

Brüser Berg · Amal Ibrahim gibt einen Arabischkurs als Dank für ihr neues Leben in Deutschland im Nachbarschaftszentrum Brüser Berg. Viele ihrer Schüler sind in der Flüchtlingshilfe aktiv.

„Amal bedeutet Hoffnung“, erklärt Amal Ibrahim und lächelt in die Runde. In dem kleinen Raum im Nachbarschaftszentrum Brüser Berg haben sich zehn Bonner versammelt, überwiegend sind es ältere Menschen, aber auch eine Studentin. Ihnen will Ibrahim in den nächsten sechs Wochen Arabisch beibringen – kostenlos. Sie will sich damit für die Hilfe bedanken, die sie bei ihrem Neustart in Deutschland bekommen hat. „Deutschland hat viel für uns getan“, sagt sie.

Ibrahim kam vor mehr als anderthalb Jahren mit ihrer Familie von Syrien über die Türkei nach Deutschland. In Aleppo hatte sie an der Universität arabische Literatur studiert und die Sprache an einer Grundschule unterrichtet. Mit ihrem Mann und den vier Kindern floh sie vor dem Bürgerkrieg zunächst in die Türkei. Einen Monat nach der Flucht verstarb ihr Mann.

Ibrahim absolvierte einen Kunsthandwerkskurs und lernte Türkisch. „Ich wollte damals unbedingt, dass meine Kinder weiterhin zur Schule gehen und gute Noten bekommen“, erzählt sie. Schließlich entschloss sie sich, nach Deutschland zu gehen. Mit drei ihrer Kinder lebt sie in Duisdorf, ein Sohn arbeitet in der Türkei für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Ihre Schüler heute sind vor allem Menschen, die sich selbst in der Flüchtlingshilfe engagieren und Familien betreuen. „Ich bin hier, weil in den Schulen mittlerweile so viele arabische Kinder sind“, erzählt eine 24-jährige Lehramtsstudentin. „Ich bin seit 50 Jahren mit einem Syrer verheiratet und kann immer noch kein Arabisch“, sagt eine Dame. Ein anderer Teilnehmer interessiert sich für afrikanische Literatur und möchte sich mit dem Maghreb beschäftigen. „Ich nehme teil, weil ich früher die Sprache – wenn auch in einem begrenzten Maße – gelernt habe. Das möchte ich nun reaktivieren“, erzählt Lothar Heinrich. Der 72-Jährige war früher beruflich und privat viel in Marokko, Algerien und dem Irak unterwegs. Im Nachbarschaftszentrum auf dem Brüser Berg gibt er Nachhilfe für geflüchtete Kinder.

Du oder Sie gibt es nicht

„Auf Arabisch sagen wir nicht Du oder Sie“, erklärt Ibrahim. Die erste Übung ist das Alphabet. Über jeden arabischen Buchstaben hat Ibrahim in lateinischen Buchstaben den Namen geschrieben – von Alef bis Yahee. Einige der Buchstaben sind für die deutsche Aussprache noch gewöhnungsbedürftig, einige erinnern an das englische „th“. Während die Augen der Teilnehmer schon zum ersten Buchstaben in der Reihe springen, erinnert Ibrahim an die Lesart des Arabischen – von rechts nach links. Reihum versuchen die Teilnehmer nun, die fremden Laute nachzuahmen. Ibrahim korrigiert geduldig und zeigt an ihrem Hals an, wo der Laut gebildet werden muss. „Shukran“, sagt sie nach jedem Vorlesen – „danke“.

Als sie mit dem Ergebnis zufrieden ist, gibt es den nächsten Zettel für den Kurs: einfache Fragen und Antworten zum Vorstellen. „Ma ismok?“ oder für eine Frau „Ma ismoki?“ – wie heißt du? „Ana ismi...“ antworten die Teilnehmer reihum und stellen sich so vor. Es folgen Fragen zur Herkunft, Alter und dem Wohnort. Zum Abschluss verteilt Ibrahim bunte Karten mit jeweils einer der zuvor gelernten Fragen oder Antworten.

In den kommenden Wochen werden sich die Teilnehmer jeweils dienstags und donnerstags für eine Stunde zusammensetzen und Schritt für Schritt Arabisch lernen. Amal Ibrahim selbst lernt weiter Deutsch. Täglich besucht sie einen Intensivkurs. Fünf Stunden am Tag, plus drei Stunden für die Hausaufgaben. Bald, so hofft sie, will sie mit dem C1-Sprachniveau beginnen und später selbst als Lehrerin arbeiten. Die Hoffnung auf ein neues Leben in Deutschland trägt sie nicht mehr nur im Namen.

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