Bäder-Diskussion Bürger haben Hardtbergbad mitbezahlt

Duisdorf · Die Schließungspläne der Stadt für das Hardtbergbad könnten einen herben Dämpfer bekommen. Denn zumindest der 1982 eröffnete Freibadteil ist von den Bürgern zu großen Teilen mitfinanziert worden - im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme Hardtberg.

Im Zuge dieser Maßnahme waren in den 80er Jahren Straßen, Schulen und Kindergärten gebaut worden. Der Brüser Berg war damals die größte Baustelle in NRW, finanziert zum Großteil durch Grundstücksverkäufe. Und zu dieser verbesserten Infrastruktur gehörte, so steht es in einem noch aktuellen Gutachten der Stadt, auch das Naherholungsgebiet Derletal und der Bau des Freizeitbades Hardtberg.

Alles olle Kamellen? Von wegen, denn die Bürger werden für diese Segnungen immer noch zur Kasse gebeten. Aktuell flattern gerade wieder Bescheide in die Briefkästen der Alteigentümer, um den Wertgewinn der besseren Infrastruktur abzuschöpfen. Im Schnitt müssen sie 20 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche bezahlen. Und weil die Beträge kurz vor der Verjährung stehen, ist das Thema aktueller denn je.

Die Frage, ob die Stadt so einfach ein Bad schließen darf, für das die Bürger damals wie auch heute immer noch mitbezahlen, ist einfach beantwortet, glaubt Ex-Bezirksbürgermeister Gerhard Lorth, der die Details des damaligen Deals kennt. Sie darf es. "Aber es ist doch sehr zweifelhaft, jetzt Bescheide für die Wertschöpfung an die Bürger rauszuschicken und gleichzeitig das Hardtbergbad dicht machen zu wollen", sagt er. "Das Ziel war schließlich immer die Schaffung von Infrastruktur und nicht deren Abbau."

Andersherum werde ein Schuh daraus, denn mit dem Beschluss zur Badschließung könnten die Bürger wohl auch ihre Rechnungen für die Entwicklungsmaßnahme beanstanden. Wahrscheinlich wären die Prozesskosten zwar höher als der erstreitbare Abschlag, glaubt er. "Ich will die Bürger ja nicht aufhetzen, aber da müsste dann mal einer einen Musterprozess führen", so Lorth. "Denn die Bescheide sind ja nicht mehr korrekt, wenn eine Badschließung ansteht." Zumindest würde damit eine riesige Lawine an Arbeit über die Verwaltung hineinbrechen. Lorth bringt aus seiner Kenntnis der Verhältnisse einen weiteren Punkt ins Spiel: "Das Hallenbad ist vor der Raumordnung 1969 vom Verteidigungsministerium finanziert worden, um Kontingente für die Soldaten zu erhalten", erinnert er sich. Darüber gebe es noch irgendwo einen alten Vertrag.

Jedenfalls konterkarieren die städtischen Pläne in seinen Augen das Ziel der Entwicklungsmaßnahme, den Hardtberg zu stärken. Und sollte das Hardtbergbad tatsächlich schließen und für Wohnungsbau vermarktet werden, will Lorth noch einmal kämpfen. "Dann", so sagt er, "gründe ich eine Bürgerinitiative und würde das mit allen Mitteln anfechten."

Vereinsgründung steht bevor

Gegen das Gespenst der Schließung des Hardtbergbades will sich eine Gruppe Bürger wehren. Michael Fengler, dessen Facebook-Initiative "Rettet das Hardtbergbad" inzwischen mehr als 1150 "Gefällt mir"-Klicks im Internet erzielte, hat vor, den Protest zu bündeln und einen unabhängigen und überparteilichen "Verein der Freunde und Förderer des Hardtbergbades" auf den Weg zu bringen.

Auf diese Weise sollen neben den Schwimmvereinen auch die Freizeitnutzer des Hardtbergbades oder andere interessierte Bürger in die gemeinsamen Aktivitäten zur Rettung eingebunden werden. In einem zweiten Schritt sollen dann in Abstimmung mit der Vereinigung Pro Sportstadt Bonn weitere Initiativen und Aktionen geplant und durchgeführt werden.

Das erste Treffen der Gruppe findet am heutigen Freitag, 16. November, um 19 Uhr im Restaurant "Im Steingarten", Von-Guericke-Allee 5, auf dem Brüser Berg statt.

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