Vorführung an Gutenbergs Druckerpresse Ausstellung zur Geschichte der Schrift auf dem Brüser Berg

Brüser Berg · Die Ausstellung „Von der Keilschrift bis zur Nanobibel“ ist bis zum 21. April auf dem Brüser Berg zu sehen. Die Exponate stammen aus der Sammlung von Stephan Sauter.

Stephan Sauter (rechts), Johann Voth (2. von rechts) und Andreas Neumann (2. von links) lassen sich von Andreas Neufeld den Nachbau der Gutenberg-Druckerpresse erklären.

Stephan Sauter (rechts), Johann Voth (2. von rechts) und Andreas Neumann (2. von links) lassen sich von Andreas Neufeld den Nachbau der Gutenberg-Druckerpresse erklären.

Foto: Stefan Knopp

Stephan Sauter folgte interessiert den Ausführungen von Andreas Neufeld zur Funktionsweise der Gutenberg-Buchdruckpresse. Fast 500 Jahre, nachdem Martin Luther auf dieser damals bahnbrechenden Erfindung seine Bibelübersetzung drucken ließ, hat der Ingenieur ebenfalls eine innovative Möglichkeit gefunden, das Buch der Bücher zu verbreiten: Mittels extrem dünnem Elektronenstrahl bringt er das komplette Werk, 956 Seiten, auf einem vier mal vier Millimeter großen Mikrochip unter, den man nur unter einem guten Mikroskop lesen kann.

Beides, die originalgetreue Nachbildung der Buchdruckpresse und den Sauterschen Mikrochip, sieht man seit Dienstag in der Ausstellung „Von der Keilschrift bis zur Nanobibel“. Die Exponate, die der Sylter Sammler Alexander Schick seit 1992 in ganz Deutschland zeigt, sind in den Räumen unter der evangelischen Freikirche der Baptisten auf dem Brüser Berg aufgebaut. Angefangen bei den altertümlichen Schriftformen wie Keilschrift und Hieroglyphen sowie Materialien wie Papyrus und Steintafeln begibt sich der Besucher auf eine Reise durch 4000 Jahre Kulturgeschichte.

Das ist teils liebevoll aufgemacht: Bei den Informationen zum Fund der Qumran-Rollen kann man einen Höhlennachbau besichtigen, es gibt Miniaturen vom Fundort und viel Anschauungsmaterial. Man geht dann weiter zu den prächtigen mittelalterlichen Handschriften, bevor man zu Martin Luthers Einheitsübersetzung und den Plagiaten gelangt. Die Ausstellung verfolgt die Bibelgeschichte bis in die Neuzeit, eben zu Sauters Nanobibel, die er seit 2009 herstellt und die seit zwei Jahren Teil der Wanderausstellung ist.

Was macht man mit einer solchen Bibel? „Ich arbeite sie in Kreuze ein“, so Sauter, der zur Eröffnung gekommen war. So könne man sie immer als Schmuckstück bei sich tragen und habe etwas Besonderes: „Nur ein Fachmann kann prüfen, ob das echt ist.“ Ein interaktives Highlight der Bibelausstellung ist die Buchdruckpresse, mit der Neufeld auch Beispielblätter herstellt, und die originale Presse des Verlags „Christianin“, der in der Sowjetunion die Bibel nur heimlich auf diesem Gerät drucken und verbreiten konnte.

Zur Eröffnung kamen noch nicht viele Besucher. Stefan und Irina Gerk, die den Audioguide per Smartphone-App nutzten – dafür bekommt man am Eingang Kopfhörer – , waren angetan. „Die Ausstellung zeigt, wie viel Arbeit dahintersteckt“, sagten sie. Beide sind gläubig. Anne Küpper vom Brüser Berg und ihre Freundin Ute Stapf aus Neubrandenburg gingen mit eher wissenschaftlichem Blick durch die Gänge. „Ich sehe es in erster Linie als Germanistin und Hobby-Archäologin“, so Stapf. Das Thema interessiere sie. Und Küpper meinte: „Da könnte man glatt auf die Idee kommen, mal die Bibel zu lesen.“

Die Bibelaustellung in der evangelischen Freikirche Baptisten, Newtonstraße 1, läuft bis zum 21. April. Zum Abschluss ist Alexander Schick selbst vor Ort und leitet um 12 sowie um 15.30 Uhr Führungen. Ab 19 Uhr hält er einen Vortrag. Öffnungszeiten und Kontaktdaten findet man auf www.efkbonn.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort