Besuch beim Duisdorfer Trödelkönig Antiquitäten, Bücher und Kurioses

Duisdorf · Der Herrgottswinkel mit der geschnitzten Madonna hing sicher einmal in einer bayerischen Bauernstube. Gleich daneben steht eine orange Stehlampe im typischen 70er-Jahre-Design. Rainer Frintrup sammelt in seiner Antiquitäenhalle, was er in die Finger bekommt.

 Egal ob für Zucker, Mehl, Reis, Gries oder „Zimmt“ mit zwei M: In den Regalen finden sich Dosen für alles und jedes.

Egal ob für Zucker, Mehl, Reis, Gries oder „Zimmt“ mit zwei M: In den Regalen finden sich Dosen für alles und jedes.

Foto: Horst Müller

Auf dicken Perserteppichen führt der Weg durch vergangene Jahrzehnte. Proppenvoll sind die mannshohen Regale mit nützlichen, alten oder kuriosen Haushaltsgegenständen längst vergangener Zeiten. „Nein“, sagt Rainer Frintrup, der Trödelkönig mit dem typischen Horst-Lichter-Schnäuzer.

„Es gibt sicher nichts, was wir nicht haben. Aber wie viel das ist, das weiß niemand.“ Auch Mutter Elisabeth, die gute Seele im Betrieb, kann nicht weiterhelfen. „Es kommen ständig neue Sachen rein, und gleichzeitig gehen andere raus. Einen exakten Überblick haben wir nicht.“

Seit Mitte der 90er Jahre dreht sich im Hauses Frintrup alles um ABC. „Antiquitäten, Bücher, Curiosa“, erklärt der Chef. Früher an anderer Stelle im Ort, bietet er seit rund 16 Jahren Trödel, Nippes und Altertümchen in seiner rund 300 Quadratmeter großen Halle und im Außenbereich an der Bahnhofstraße zwischen Duisdorf und Lessenich/Meßdorf an. Manche Teile kauft er an, andere stammen aus Haushaltsauflösungen zwischen Leverkusen und Lahnstein. „Aber bevor wir etwas anbieten, wird es gespült und repariert“, versichert Frintrup.

So unterschiedlich seine Auftraggeber sind, so verschieden sind auch die Gegenstände, die er in den Schränken findet. „Es gibt nichts, wovor ich mich ekele“, versichert er – auch wenn er schon so einige Aufträge zum Entrümpeln übernommen hat, die ihn an seine Grenzen führten.

Mutter Elisabeth hat in der Halle alles im Griff. Habt ihr Schmuck? „Natürlich.“ Gibt es noch Ersatzteile für meinen alten Fleischwolf? „Selbstverständlich.“ Sind das Festpreise? „Nein, mit mir kann man reden“, versichert sie und gibt den alten Tonkrug kurz vor Ladenschluss preiswerter ab.

Steiff-Tiere hocken unbeachtet in der Vitrine

Doch es gibt auch Ladenhüter, die heute niemand mehr will. „Römer beispielsweise“, erklärt Sohn Rainer. „Die haben in den 50er und 60er Jahren gerne 120 Mark gekostet. Wir haben die Regale voll damit, doch keiner will sie mehr.“ Selbst die original Steiff-Tiere hocken seit Wochen gut geschützt, aber unbeachtet in der Vitrine.

Einzigartig sind auch die verschiedenen Modeaccessoires, die Elisabeth Frintrup gut in Szene setzt. Beispielsweise die typischen „Jackie-O.“-Pillbox-Hüte und die passenden Handtaschen aus dieser Zeit. Am Eingang steht ein riesiges Glas mit Stricknadeln, daneben liegen Gebetbücher. Vollgestopft ist die Ecke mit Haushaltsgegenständen aus Großmutters Zeiten.

Kupferkessel, Maschinen fürs Schneiden der rheinischen Fitschbunne, nostalgische Küchenwaagen, Holzlöffel in verschiedenen Größen, Tischdecken, Kaffeekannen, Kuchenplatten. Etwas abseits in einem Schrank stehen die edleren Teile. Versilbertes Geschirr oder Meißner Porzellan.

Für Rainer Frintrup gibt es allerdings wertvollere Schätze als diese. „Ich habe mal in einem Buch einen Passierschein für die alte Bonner Rheinbrücke gefunden. Den hatte jemand wohl jahrelang als Lesezeichen benutzt“, berichtet der leidenschaftliche Sammler. Auch einen Fahrschein für die erste Straßenbahnfahrt über die neue Brücke entdeckte er bei einer Haushaltsauflösung. „Das Sammeln ist eine Sucht. Ich konnte schon als Kind an keinem Container vorbeigehen, ohne darin zu wühlen“, sagt er.

Zweimal in der Woche sperrt der Trödelkönig seine Halle auf. Dann kommen Schnäppchenjäger, Sammler oder diejenigen, die sich preiswert einrichten müssen. Viele kommen aber auch wegen Mutter Elisabeth vorbei. „Bei mir gibt es immer einen guten Kaffee und ein paar Kekse“, sagt sie. „Ich sagt doch, dass sie die gute Seele im Haus ist“, fügt Sohn Rainer noch an, während die 74-Jährige schon wieder außen für Ordnung sorgt.

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