Kirchen und ihre Schätze Altar mit modernem Lichtkonzept auf dem Brüser Berg

Brüser Berg · Der Holzbau an der Fahrenheitstraße auf dem Brüser Berg verfügt über gerade einmal 50 Sitzplätze und ist nicht gleich auf den ersten Blick als Gotteshaus zu erkennen. Im Gegenteil.

 Der harmonische Altarbereich fügt sich perfekt in das hölzerne Bauwerk mit einer Decke aus dunklen Balken ein.

Der harmonische Altarbereich fügt sich perfekt in das hölzerne Bauwerk mit einer Decke aus dunklen Balken ein.

Foto: Horst Müller

Der kleine Altarraum strahlt wohlige Wärme aus: Das große Kreuz im Hintergrund ist indirekt beleuchtet, die kleine Empore für Altar, Ambo und die Schale mit Taufwasser wird von einer markanten Lichtleiste auf dem Fußboden eingefasst. In der Außenfassade sind sechs quadratische Fenster sowie zwei Säulen durch warmweißes Licht ausgeleuchtet. „Das Konzept dieses Bereichs ist für mich sehr gelungen“, blickt sich Pastor Johannes-Ulrich Schiller in dem kleinen Gotteshaus um. „Dieses Zusammenspiel des Lichts ist besonders harmonisch. Für mich ist das etwas Einzigartiges und damit der größte Schatz in unserer kleinen Kirche.“

Durch die direkte Nachbarschaft zum Kindergarten vermutet man eher eine öffentliche Einrichtung unter den roten Dachpfannen. „Sicher, alle Kirchen in der Umgebung sind größer“, ergänzt der Pfarrer. „Doch unsere Gemeinde ist äußerst lebendig und aktiv. Dadurch wird selbst eine so kleine Kirche wie unsere einzigartig.“

Seit 2014 ist Schiller Pfarrer der Bonner Gemeinde der „Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche“, kurz SELK. Ihr gehören derzeit etwa 170 Gläubige an, die zerstreut zwischen Brühl, Troisdorf, dem Westerwald, Bad Breisig und Rheinbach wohnen.

Provisorium

Errichtet Anfang der 1990er wurde der kleine Rundbau während des Ausbaus des Stadtteils etwa ein Jahrzehnt lang als Provisorium von der katholischen und der evangelischen Gemeinde genutzt. Nachdem Emmaus- sowie Sankt-Edith-Stein-Kirche nur wenige Meter weiter fertiggestellt worden waren, kaufte die Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche das Gebäude. Nach etlichen Umbauarbeiten – viele davon wurden in Eigenleistung gestemmt – präsentiert sich das Kirchlein, das 2003 offiziell übergeben wurde, heute mit einem zentralen, diagonal angeordneten Bereich für den Gottesdienst sowie ein paar kleinen Nebenräumen.

2006 wurde zudem ein Glockenturm errichtet. Die Glocke war ein Geschenk einer katholischen Gemeinde in Hessen, die ihr Gotteshaus aufgegeben hatte. Allerdings sorgte das Geläut am Anfang für mächtig Ärger auf dem Brüser Berg. Denn für einige Anwohner war der Glockenklang viel zu laut. Messungen ergaben damals, dass tatsächlich der zulässige Grenzwert für Wohngebiete überschritten wurde. Daraufhin wurde der Glockenturm zusätzlich verkleidet, die Glocken ertönen heute nur noch um 18 Uhr sowie zum Gottesdienst.

Großzügige Spende

Dank der großzügigen Spende eines Gemeindemitglieds konnte der Kirchbauverein 2015 die Neugestaltung des Altarraumes in Auftrag geben. Nach einem Entwurf und unter Leitung der Innenarchitektin Karin Michels aus Niederkassel entstand ein harmonischer Altarbereich, der sich perfekt in das hölzerne Bauwerk mit einer Decke aus dunklen Balken einfügt. Seine sakrale Ausstrahlung wird durch helle Wände, dezente wie markante Fensterausschnitte, Beleuchtungstechnik und besonders durch das erhellte Kreuz erzeugt.

Dem Raum entsprechend gibt es lediglich eine kleine elektrische Orgel. Während sich der Gebetsraum in hellen Farben präsentiert, ziehen zwei bunte Glasbilder rechts und links des Altars sofort alle Blicke auf sich. „Sie wurden vor Jahren von einer Glaskünstlerin gestaltet“, erklärt Schiller. Während ein Bild die Taufe Jesu zeigt, thematisierte die Künstlerin auf dem anderen das Abendmahl.

Ein ganz besonderer Kirchenschatz ist allerdings nicht an dem Bauwerk auszumachen. „Nein“ erklärt Johannes-Ulrich Schiller. „Der eigentliche Schatz hier ist die Ökumene, die wir mit den beiden anderen Kirchgemeinden auf dem Brüser Berg pflegen.“

So wird die Osterkerze von Sankt Markus seit Jahren am Osterfeuer der Emmaus-Gemeinde auf dem Brüser Berg entzündet. Zum Erntedank trifft sich die Gemeinde mit den Angehörigen der St.-Edith-Stein-Gemeinde zu einem gemeinsamen Gottesdienst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort