Porträt Karl-Rudolf Bung Alles im Griff am Beckenrand

POPPELSDORF/DUISDORF · Für einen, der seit 1976 in den Bonner Bädern arbeitet, hat Karl-Rudolf Bung (63) erstaunlich wenig an Anekdoten zu erzählen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Bonns ältester Bademeister, als Bezirksleiter-West für das Melbbad und im Winter für das Hardtbergbad zuständig, hatte am Beckenrand immer alles im Griff. Und ließ es erst gar nicht zu kniffligen Begebenheiten kommen.

 Er ist ein Fan vom Melbbad, von Mallorca und dem 1. FC Köln: Badleiter "Mano" Bung hatte gestern seinen letzten Arbeitstag.

Er ist ein Fan vom Melbbad, von Mallorca und dem 1. FC Köln: Badleiter "Mano" Bung hatte gestern seinen letzten Arbeitstag.

Foto: Rolf Kleinfeld

"Bei mir ist keiner ertrunken", sagt er. Für einen Badleiter ist das eine wichtige Aussage, die ihn ruhig schlafen lässt. Einmal hat er ein Mädchen aus dem Wasser holen müssen. "Die hat sich von ihren Eltern losgerissen und ist in ein gesperrtes Becken gesprungen, obwohl sie nicht schwimmen konnte", erinnert er sich. Passiert ist aber weiter nichts. Der andere Unfall ereignete sich, als ein Junge in ein Kaninchenloch trat und sich das Bein brach.

Aber dann erzählt er doch noch zwei, drei Anekdoten: Ein ungebetener "Nachtschwimmer", der einmal über den Zaun des Melbbades stieg, riss sich dabei einen Finger ab. Als er am nächsten Tag mit Verband ins Melbbad kam, um sich zu beschweren, schickte Bung ihn weg: "Ich habe ihm gesagt, ich hätte kein Mitleid." Ein anderer "Nachtschwimmer", der sogar einen Hund dabei hatte, war abgebrühter. Als Bung ihn erwischte, grüßte er freundlich, ging einfach weiter auf den Dreimeterturm zu. Von dort wollte er mit seinem Collie ins Wasser springen. "Da war dann Schluss mit lustig bei mir", sagt Bung, den alle nur "Mano" nennen. Ach ja, und dann war da noch ein Pärchen, das sich in einer Umkleide miteinander amüsieren wollte, was die Bademeister merkten. Sie füllten Eimer mit Wasser und leerten sie alle zugleich über der Kabine aus. Was ihn am meisten geärgert hat im Laufe der Zeit? "Dass das Melbbad immer als Nummer eins zur Schließung in der Schusslinie stand, selbst nach der Renovierung."

Eigentlich wollte der gelernte Büromaschinen-Mechaniker nur einen Sommer als Rettungsschwimmer jobben. "Daraus sind jetzt 38 Jahre geworden." Für "sein" Melbbad spart er nicht mit Lob: Es gebe ein nettes Publikum, keine Krawalle oder Diebstähle. "Ich bin stolz, dass es das einzige Freibad neben dem "Friesi" ist, dass ohne Security-Mitarbeiter auskommt", sagt er. "Das habe ich immer noch selbst geregelt bekommen." Nachdem die Frühverrentung mit 63 kürzlich möglich wurde, entschloss sich Bung zuzugreifen. Am Mittwoch hatte er seinen letzten Arbeitstag und sagte: "Es ist ein schönes Gefühl, vor allem wenn man die Verantwortung nicht mehr hat." Trotzdem gibt es genug zu tun. Er sei Opa geworden und müsse das Kind "FC-gerecht" erziehen, sagt er schmunzelnd.

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