Hardtbergbahn Alles geht zurück auf Anfang

BONN/HARDTBERG · Eine Schienenverbindung in den Bonner Westen ist der unerfüllte Traum der Verkehrsplaner. Jetzt soll alles wieder umgeplant werden

 Endstation Brüser Berg: Diese Schienen in der Borsigallee sollen die geplante Hardtbergbahn symbolisieren. Doch mehr als das ist in mehr als 40 Jahren nicht passiert. Die Verkehrsplaner basteln an einer Linienführung, die immer wieder über den Haufen geworfen wird.

Endstation Brüser Berg: Diese Schienen in der Borsigallee sollen die geplante Hardtbergbahn symbolisieren. Doch mehr als das ist in mehr als 40 Jahren nicht passiert. Die Verkehrsplaner basteln an einer Linienführung, die immer wieder über den Haufen geworfen wird.

Foto: Max Malsch

Die unendliche Geschichte um die geplante Hardtbergbahn - jene Schienenverbindung in den Bonner Westen und zum Brüser Berg - erinnert ein bisschen daran, wie ein Kind auf dem Spielplatz eine Sandburg baut: Kurz vor Fertigstellung ist es unzufrieden damit und tritt das geschaffene Werk wieder um.

Der Stadtrat ist dabei, dasselbe zu tun. Das nach wie vor mit gebremstem Schaum laufende Planfeststellungsverfahren für die Bahnlinie könnte mit einem Federstrich zunichte gemacht werden. Der Bürger Bund Bonn beantragt, die Linienplanung in der bisherigen Form als Tunnel-Lösung durch die Weststadt einzustellen und den Oberbürgermeister zu beauftragen, Alternativrouten zu untersuchen, und zwar als oberirdische Straßenbahn. Das bedeutet: Alles wieder zurück auf Anfang.

Wird der Antrag des BBB in der nächsten Sitzung des Stadtrats am 4. Februar angenommen, müsste die Stadt formal nur den laufenden Antrag auf Planfeststellung der bisherigen Linienführung bei der Bezirksregierung Köln zurückziehen. "Es ist endlich an der Zeit, sich von diesem Mammutprojekt zu verabschieden, bei dem die Bahn Richtung Hardtberg ab Hauptbahnhof durch einen bergmännisch zu erstellenden Tunnel unter Poppelsdorfer Allee und Baumschulallee bis zur Endenicher Allee geführt werden sollte", so BBB-Fraktionschef Bernhard Wimmer.

Die Finanzlage von Land und Stadt lasse solche Projekte nicht mehr zu, auch beim ÖPNV müsse man verstärkt auf die Folgekosten achten. "Und die Fahrgäste der Linien 61/62 wollen lieber auf Dauer oberirdisch durch die Innenstadt fahren, statt ab Stadthaus abzutauchen und im U-Bahnhof zu landen", glaubt Wimmer. Als Konsequenz daraus solle endlich ein Schlussstrich unter das laufende Verfahren gezogen werden.

Bereits 2009 hatte die BBB-Fraktion dies gefordert, dafür aber keine Mehrheit gefunden, weil der Rat es für unverantwortlich hielt, die laufende Planung nicht zu beenden. Inzwischen seien Planungskosten von mehr als zehn Millionen Euro für immer neue Gutachten und Untersuchungen angefallen, so Wimmer. Da sich neben der SPD jetzt auch die neue Jamaika-Koalition in ihrer Koalitionsvereinbarung von diesem Projekt verabschiedet hat, sieht der BBB die Zeit reif, die Planungen für eine Tunnelstrecke durch die Weststadt Richtung Hardtberg ad acta zu legen.

In der Tat ist in der Koalitionsvereinbarung von CDU, Grünen und FDP zu lesen, dass zwar Einigkeit darin bestehe, "eine moderne möglichst schienengebundene oberirdische Verbindung zu schaffen." Aber: "Planungen zur Hardtbergbahn in der bisherigen Form werden eingestellt."

Der Schwenk hin zu einer Linienführung durch die engen Straßen hinter dem Hauptbahnhof dürfte wieder die Bürgerinitiative beleben, die sich damals gegründet hatte, um eine Bahnlinie durch die Colmantstraße zu verhindern. Diese war seinerzeit erfolgreich, denn der Rat schwenkte damals um in Richtung Tunnel-Variante.

Seit 1972 plant die Stadt eine Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof zur Hardthöhe, eine acht Kilometer lange Strecke, die pro Tag laut damaliger Prognose von 17.000 Fahrgästen genutzt werden könnte. Fahrzeit: 20 Minuten. Kosten: rund 200 Millionen Euro für den Bauabschnitt bis Rochusstraße. Streit gab's immer wieder, wo die Schienen verlaufen sollen. Die Gleise oberirdisch in die Colmantstraße zu legen, scheiterte an Protesten. Daraufhin verfiel man auf die Idee einer Tunnel-Lösung zwischen Bahnhof und Endenicher Allee, danach eine oberirdische Trasse bis zur Rochusstraße. Für diese nach wie vor aktuelle Planung wurde 2002 die Planfeststellung beantragt, im Oktober 2006 fiel die Planung bei der Bezirksregierung durch und sie forderte Nachbesserungen in Form weiterer Gutachten. Ob diese inzwischen erstellt wurden, teilte die Stadtverwaltung gestern nicht mit. Auch nicht, ob die nachzubessernden Unterlagen in Köln eingereicht wurden.

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