GA-Dialog zum Verkehrslärm A 565: Bergauf-Raser sind das größte Ärgernis

Hardtberg · Verkehrslärm ist nicht gleich Verkehrslärm – das wissen die Menschen, die an der Autobahn 565 wohnen, und sie können deshalb sehr wohl unterscheiden, ob ein Sportwagen unterwegs ist oder ein Motorrad. Mehr noch: Sie wissen oft auch, von welcher der beiden Fahrbahnrichtungen die Belastung kommt.

„Die Bergauf-Fahrten sind am lautesten“, hat Viktor Oehm festgestellt, der am Ippendorfer Westhang wohnt – 1,2 Kilometer von der A 565 entfernt. Den Lärm hört er trotzdem. Auf der A 565 ist an der Stelle Tempo 130 erlaubt, und es muss Gas gegeben werden, um den Brüser Berg hinauf zu kommen. In Gegenrichtung darf lediglich 100 gefahren werden, so dass bergab vor allem das Reifengeräusch zu hören ist.

„Wo die Autobahn bergauf dreispurig wird, geben die Fahrer Gas und schalten hoch“, weiß auch Wilfried Palm, der am Nordhang des Kreuzbergs wohnt und dessen Haus 75 Meter oberhalb der A 565 liegt. „Besonders schlimm sind die Motorradfahrer am Wochenende und abends die Raser mit ihren schnellen Autos“, findet er.

Motorräder nerven auch Viktor Oehm aus Ippendorf: „Jeden Morgen fährt hier eine Harley den Berg hoch und raubt uns den Schlaf.“ In der Tat haben manche Motorräder Auspuffanlagen, die zwar ABE-Zulassungen haben, jedoch zumindest bei Vollgas viel zu laut sind, weil dann die Drosselklappen öffnen. Manche Biker sind auch mit herausgeschraubtem Enddämpfer unterwegs, um den „Sound“ ihrer Maschine zu verbessern. „Was da an Motorrädern unterwegs ist, ist eine Zumutung“, sagt Oehm.

Das Tempolimit bergauf auf 120 km/h (wie es früher war) oder sogar auf 100 km/h zu begrenzen, wäre eine Lösung. Doch bei der letzten Lärmberechnung wurde 2013 festgestellt, dass von 33 untersuchten Straßenzügen entlang der A 565 nur an fünf einzelnen Gebäuden die Lärmrichtwerte von 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht überschritten würden.

Grenzwerte nur an wenigen Stellen überschritten

Die Folge: Die Bezirksregierung Köln als zuständige Behörde lehnte ein niedrigeres Tempolimit ab. Aber es gibt eine neue Chance: 2015 wurde eine neue Verkehrszählung durchgeführt, so wie das alle fünf Jahre passiert. Auf deren Basis wird nun auch eine aktuelle Neuberechnung des Lärms stattfinden, teilte André Kiese, Sprecher der Bezirksregierung, dem GA mit.

Er dämpfte zugleich große Hoffnungen: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass es keine weiteren Tempolimits auf der A 565 geben wird. Schließlich seien die Grenzwerte nur an wenigen Stellen überschritten gewesen. Sollte die neue Lärmberechnung von den alten Daten stark abweichen, sei allerdings eine andere Situation gegeben.

Das kann beispielsweise passieren, wenn 2015 deutlich mehr Autos gezählt wurden als fünf Jahre zuvor. Dieses Vorgehen ärgert die Hardtberger Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand. „Ich weiß nicht, was gegen eine Temporeduzierung spricht“, sagt sie. „Wo ist das Problem? Man müsste nur ein Schild austauschen.“

150 Meter langes Stück Lärmschutzwand fehlt

Auf ihre vielen Briefe an die Bezirksregierung deswegen habe sie teilweise gar keine Antwort erhalten, sagt sie. Auch der Ippendorfer Oehm hofft auf ein Einsehen. „Das Tempolimit zu reduzieren, kostet den Autofahrer nur zehn Sekunden auf dieser Strecke.“ Im übrigen hat er bemerkt, dass zwischen der Lärmschutzwand in Höhe Ückesdorf und der Ausfahrt Hardtberg (am Konrad-Adenauer-Damm) ein 150 Meter langes Stück Lärmschutzwand fehlt.

Doch das hat keinen Einfluss, ist sich Experte Gerhard Decker, Niederlassungsleiter des Landesbetriebs Straßen NRW in Euskirchen, sicher. „Dort eine Lärmschutzwand zu bauen, bringt für den Ippendorfer Westhang gar nichts, denn nach 400 Metern ist die Wirkung einer Wand verpufft.“

Am liebsten wäre es Thorand, wenn die Autobahn ganz überdeckelt werden könnte. Doch das ist nicht zu erwarten, weil die Kosten dafür astronomisch sind. In Köln-Lövenich hat man es dennoch getan. „Aber da haben 1200 Meter Tunnel 226 Millionen Euro gekostet“, berichtet Gerhard Decker vom Landesbetrieb Straßen NRW.

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