Emmauskirche in Bonn „Das Internetcafé ist wie eine Therapie“

BRÜSER BERG · Seit sieben Jahren leitet Bernd Wulff den Treffpunkt auf dem Brüser Berg. Er ist Berater in allen Technikfragen und darüber hinaus.

 Surfen in der Kirche: Regelmäßig kommen Menschen vom Brüser Berg und aus den benachbarten Orten, um in der Emmauskirche das Internet zu nutzen und sich auszutauschen.

Surfen in der Kirche: Regelmäßig kommen Menschen vom Brüser Berg und aus den benachbarten Orten, um in der Emmauskirche das Internet zu nutzen und sich auszutauschen.

Foto: Stefan Knopp

Längst hat sich eine fast schon familiäre Atmosphäre im Internetcafé in der Emmauskirche eingestellt. „Die Leute rufen an und teilen mit, dass sie nächste Woche nicht kommen“, erzählt Brigitte Wulff, deren Mann die wöchentliche Einrichtung leitet. So würde man sich keine Sorgen machen, weil jemand mal nicht kommt.

Sie selbst kümmert sich um den Café-Betrieb. „Mit Computern kenne ich mich überhaupt nicht aus.“ Da ist ihr Mann der Spezialist: Bernd Wulff, der den Betrieb vor sieben Jahren vom damaligen Küster übernommen hat, hatte 1969 im Rahmen seiner sechsjährigen Bundeswehrzeit in den USA ein Diplom zum „Computer repair man“ gemacht und sich später im Großrechenzentrum bei Siemens das Programmieren selbst beigebracht. 2003 wurde er mit 56 Jahren eher unsanft in den Ruhestand gedrängt. „Das Internetcafé ist wie eine Therapie“, meint er. Jeden Mittwoch von 9 bis 12 Uhr öffnet er die Tür zur evangelischen Emmauskirche. „In sieben Jahren ist das nur ein einziges Mal ausgefallen und zwar an Aschermittwoch“, so Wulff. Er baut dann die Laptops auf, die über W-Lan mit dem Breitband-Internet verbunden sind, und gibt Hilfestellung, wenn die Nutzer sie brauchen. Man kann auch seinen eigenen Rechner mitbringen und Dokumente ausdrucken. Inzwischen kämen durchschnittlich 20 Personen pro Woche – nicht nur Senioren: „Wir hatten auch mal Schülerinnen hier.“ Aber die sind vormittags in der Regel in der Schule. Wulff löst alle Probleme. „Es kam eine sehr verzweifelte und trauernde Dame mit ihrem Computer her: Ihr Ehemann hatte das Passwort mit ins Grab genommen.“ Einer anderen half er, einen Laptop zu kaufen, damit sie mit der Enkelin Kontakt halten konnte.

„Das Internetcafé ist sehr sinnvoll“, findet Roswitha Geuter. Nicht nur bei Computerproblemen. „Man kann auch nette Leute treffen.“ Auch Rollstuhlfahrer Dodo Bostel kommt gerne, um sich beraten zu lassen oder nur einen Kaffee zu trinken. Für den neuen Pfarrer Georg Schwikart ist das ein tolles Projekt. „Das tut auch dem Brüser Berg gut.“ Denn die Leute kommen auch aus Duisdorf, Lengsdorf, Medinghoven, Ückesdorf, der Stadtmitte und aus Alfter, um kostenlos – gegen freiwillige Spende – in der Borsigallee 23 das Internet nutzen zu können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort