Roland Jahnke Der Bonner hilft, Missstände in Indien zu beheben

BONN · Mit 1,2 Milliarden Einwohnern ist Indien nach China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Mehr als 40 Prozent seiner Menschen wohnen in Slums. Allein in der Region Mumbai sind es 18,4 Millionen, die in Armut leben und kaum Chancen auf Bildung haben.

 Die Kinder beim Bildungsprojekt von Pfarrer Trevor J. Miranda in Thane, einem Slum in der Nähe von Mumbai in Indien. Repro: GA

Die Kinder beim Bildungsprojekt von Pfarrer Trevor J. Miranda in Thane, einem Slum in der Nähe von Mumbai in Indien. Repro: GA

Der Bonner Roland Jahnke machte sich vor zwei Jahren bei einer Studienreise in Indien ein Bild von den Lebens- und Lernbedingungen von Kindern und Erwachsenen. Was er sah, waren teilweise dramatische Missstände aber auch hoffnungsvolle Versuche, Menschen Bildung zu ermöglichen. "Ich besuchte Schulen, denen jegliche Ausstattung fehlte. Teilweise musste Unterricht unter freiem Himmel abgehalten werden". Daran möchte der 61-Jährige etwas verändern.

In seiner beruflichen Tätigkeit als Direktor der Deutschen Post DHL und Projektleiter strategischer Projekte im Global Business Service sammelte er umfangreiche Erfahrungen im Qualitätsmanagement, die er seit 2010 für seine ehrenamtliche Tätigkeit bei International Academy for Quality (IAQ) einsetzt.

Die IAQ ist ein Zusammenschluss international anerkannter Persönlichkeiten, aus dem Bereich des Qualitätsmanagements. "'?Bildung für alle' lautet ein Milleniumsziel, das die Vereinten Nationen zu Beginn des Jahrtausends erklärt hatten", sagt Jahnke. Darin heißt es, allen Kindern sollte bis 2015 ermöglicht werden, eine Grundschulausbildung abzuschließen. "Es ist äußerst wichtig dieses Ziel zu erreichen", doch leider sei die Weltgemeinschaft noch weit davon entfernt.

Als Vorsitzender einer Expertenkommission für Bildung ist Jahnke seitdem auf der ganzen Welt für die IAQ unterwegs, um in Zusammenarbeit mit Organisationen und Landesregierungen Probleme in den Bildungssystemen der jeweiligen Länder zu bekämpfen.

"Unsere wichtigsten Aufgaben liegen in der Koordination von Hilfen und in der Beratung von Regierungen", erklärt Jahnke. Aber auch die Unterstützung und Vermittlung bei konkreten Projekten zähle dazu, wie zum Beispiel in Thane, einem Slum in der Nähe Mumbais.

Dort stieß Jahnke auf ein innovatives Projekt, das Pfarrer Trevor J. Miranda vor Ort initiiert hat. "Er sorgt dafür, dass die Kinder in die Schule gehen und das mit einem kleinen Team aus vielleicht vier oder fünf Mitarbeitern und für gerade einmal 10 Cent pro Tag", berichtete er.

"Rund 10.000 Kinder sind so bereits erreicht worden" Das Projekt richte sich vor allem an die Schwächsten der Gesellschaft, indem es die Teilnahme am Unterricht erleichtert und gegen Kinderarbeit vorgehe. "Oftmals ist ein freies Mittagessen schon Motivation genug für die Kinder in die Schule zu kommen", erklärte Jahnke.

Mirandas Arbeit ergänzt das staatliche Schulsystem effektiv, indem es bei ganz konkreten Alltagsproblemen ansetzt. Vorbildlich für Initiativen zur Verbesserung der Bildungsqualität, fand Jahnke und lud den Pfarrer ein, um auf einer Konferenz in Neu Delhi von seiner Arbeit zu berichten.

Im Juni nahm Jahnkes Kommission eine globale Kooperation mit Unesco-Headquarters in Paris auf, von der er sich viel verspricht. "Natürlich liegen gerade in den Entwicklungsländern massive Probleme in der Bildungsqualität vor, aber auch in den entwickelten Nationen lassen sie sich beobachten. Auch da will Jahnke in der Zukunft ran. "In den nächsten zehn Jahren wird es dringenden Handlungsbedarf geben".

Die IAG

Die IAG ist eine unabhängige Nicht-Regierungsorganisation mit etwa 60 aktiven Mitglieder. Gegründet wurde sie 1966. Die Mitgliedschaft ist exklusiv, und die Nominierungen sind vorbehalten für globale Qualitäts-Experten.

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