Kommentar Zeit für Plan B

Dieses Projekt steht unter keinem guten Stern: Das geplante Einkaufszentrum im Viktoriakarree hat ein machtvolles Bürgerbegehren mit mehr als 20 000 Unterschriften gegen sich, ist Thema einer Untersuchung des städtischen Rechnungsprüfungsamtes - und leidet unter einem Zeitdruck, den die Bonner Universität aus guten Gründen aufbaut.

Die Uni ist dringend auf einen neuen, großen Bibliotheksstandort angewiesen, weil ihre alten Gebäude Statik- und Brandschutzprobleme haben. Es ist kein böser Wille, wenn sie von der Stadt jetzt ultimativ eine Zusage verlangt, dass die geplante Bibliothek im Viktoriakarree bis 2018 fertig wird. Die Universitätsleitung muss handeln: Falls das Viktoriaprojekt wackelt, kann sie gar nicht anders, als mit dem zuständigen Landesbaubetrieb einen Alternativstandort zu suchen. Jetzt rächt sich, dass Stadtverwaltung und Rat das jahrelang diskutierte Projekt nicht früher auf die Schiene gesetzt haben.

Problem für die Stadt: Ihre Garantie für die Uni wäre derzeit nicht viel wert. Das Bürgerbegehren gegen das Einkaufszentrum dürfte aller Wahrscheinlichkeit zum Jahreswechsel in einen Bürgerentscheid münden, und wenn der das Projekt nicht sowieso beendet, wird er es doch um viele Monate verzögern. Da auch noch weitere Verhandlungen zwischen Stadt und Investor nötig sind, wird die Bauzeit bis 2018 knapp. Vor diesem Hintergrund muss die Stadt sich wohl ernsthaft mit der Möglichkeit befassen, dass die Uni aus dem Viktoriakarree aussteigt. Die Frage ist, ob damit nicht das ganze Projekt in Gefahr gerät. Die Grundlagen für die Ausschreibung, die Signa gewonnen hat, würden sich mit einem Rückzug der Uni jedenfalls entscheidend ändern.

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