Bonner Weststadt Auf Arkema-Gelände entsteht die West.Side

BONN · "In zehn Jahren fahre ich mit dem Fahrrad durch dieses coole Viertel, treffe Freunde auf dem Platz vor dem Laborhaus, trinke mit ihnen dort in einem Lokal ein Glas Wein und danach trennen wir uns: Die einen besuchen eine Konzertveranstaltung und ich eine Vernissage von Alanus Studenten." So in etwa sieht Maren Brixius die Zukunft des Arkema-Geländes im Bonner Westen.

An Vorstellungskraft fehlte es gestern nicht, und man war sich einig, das aus dem Areal an der Siemensstraße ein spannendes Stadtquartier werden kann. Die Investoren hatten Vertreter aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und der Architektenszene zu offiziellen Startschuss für das Stadtentwicklungsprogramm West.Side eingeladen.

So wie die 29-jährige Prozessarchitektin sehen auch andere "spannendes Potenzial" in dem gut 60 000 Quadratmeter großen Gelände - zu allererst die Investoren selbst. "Wir haben uns gleich in dieses Industriegelände verliebt", sagte Gereon Frauenrath. Seine Unternehmensgruppe und die Prangenberg & Zaum GmbH haben die West.Side gemeinsam ins Leben gerufen. "Hier trifft Moderne auf Tradition, hier ist Wohnen und Arbeiten in einem Ambiente mit besonderem Charme möglich." Das ehemalige Fabrikgelände soll "sorgfältig und mit sicherem Blick fürs Detail" entwickelt und gestaltet werden.

Gebäude und Elemente vergangener Industriekultur bleiben teilweise erhalten und werden aufwendig hergerichtet. "Roter Backstein und moderne Architektur verbinden sich auf elegante Weise und knüpfen damit an eine bedeutende Industriegeschichte an", sagte Frauenrath. Für Julia Zaum beginnt hier eine "erfolgreiche Quartiersgeschichte". Das sieht auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch so, der den Investoren für ihr "Durchhaltevermögen" dankte.

Dirk Vianden, Kanzler der Alanus Hochschule, bestätigte, dass Professoren und Studierende, die bereits einen Teil des Areals "domestiziert" haben, sich sehr wohl fühlen. Stadtplaner Hermann Ulrich betonte, dass sich das Areal für einen lebendigen Mix aus Wohnen, Kultur, Handwerk, Bildung und Arbeiten geradezu anbiete. Auf Plänen deutete er an, wo sich eher das Wohnen, etwa am Grünzug am Endenicher Bach, umsetzen ließe, wo Büronutzung, und wo sich Handwerksbetriebe niederlassen könnten.

Kurt Schmitz-Temming, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, sagte, dass die Pläne zwei Notwendigkeiten Rechnung trügen: dem Wohnraummangel, aber auch der bestehenden Gewerbeflächenknappheit. Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe sieht in der West.Side einen weiteren Baustein für die Angebotsvielfalt in Bonn. Und für Albert Özen-Reimer ist die Entwicklung des Gebiets eine "spannende Aufgabe".

Der Reiz liege vor allem in den Kontrasten. "Gebäude, die so massiv wirken und eine charmante Patina angelegt haben, zu integrieren und ihre Ausdruckskraft weiter herauszuheben, ist ein Traum für jeden Architekten", sagte er. Stadtbaurat Werner Wingenfeld pflichtete bei: "Der Wilde Westen Bonns bekommt ein neues Gesicht."

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