"Romeo und Julia" im Kult 41 Liebeshass im Disco-Fieber

BONN · Natürlich geht es nicht ohne die berühmte Balkonszene: Oben auf der Bühne Julia (Maria Gädeke), unten auf einer Lautsprecherbox hockend ihr Romeo (Luis Padberg). Dazwischen ein Abgrund, den es mit einem Sprung zu überwinden gilt, um den ersehnten Kuss zu ergattern.

 Ohne die berühmte Balkonszene geht es nicht: Maria Gädeke und Luis Padberg als Julia und Romeo.

Ohne die berühmte Balkonszene geht es nicht: Maria Gädeke und Luis Padberg als Julia und Romeo.

Foto: Thomas Kölsch

Doch schon zuvor sprühen die Funken: Die Dauertheatersendung, ein studentisches Bonner Ensemble, hat dank starker Hauptdarsteller und der exzellenten Shakespeare-Übersetzung Thomas Braschs die Chance, der berühmtesten Liebesgeschichte der Weltliteratur im Disco-Licht eine Frischzellenkur zu verpassen, ohne sich dabei allzu weit von der Vorlage zu entfernen. In einer der letzten Proben vor der Premiere am kommenden Freitag im Kult 41 sorgt die darstellerische Leistung des Ensembles bei dem Regie-Duo Xenija Zoller und Tobias Gülich jedenfalls für weitgehend zufriedene Mienen. Probleme gibt es nur noch bei Timing, Tempo und Text. "Manchmal hasse ich euch, aber meistens liebe ich euch", ruft Zoller zwischendurch lachend in Richtung Bühne.

Das prekäre Verhältnis zwischen den verfeindeten Familien Montague und Capulet, deren Erben Romeo und Julia sich im Laufe des Stücks verlieben und schließlich durch eine Häufung von Missverständnissen erst im Tod vereint sein können, wird allerdings zumindest in der ersten Hälfte zu Gunsten diverser komischer Momente an den Rand gedrängt. "Das ist so eine grandiose Rolle", freut sich daher unter anderem Judith Ponwitz über ihren Part als permanent schnatternde, trinkende und frivole Amme, die durch Braschs moderne, dem Ton des Originals aber sehr treu bleibende Übersetzung zusätzlichen Schwung erhält.

Der fehlt in anderen Momenten dagegen noch: Immer wieder treiben Zoller und Gülich ihre Schauspieler an, fordern zügigere Auf- und Abgänge sowie mehr Lautstärke. Doch auch abseits des Bühnengeschehens gibt es noch einiges zu klären, sind Umbau-Phasen sowie Übergänge bei Sound und Licht festzuzurren. "Wenn das alles steht, kommen alle auf mindestens 100 Prozent", ist das Regie-Team überzeugt.

"Romeo und Julia" ist nach Hugo von Hofmannsthals "Elektra" die zweite Produktion der Dauertheatersendung, die Gülich und Zoller zur Realisierung ihrer eigenen Regie-Visionen gegründet haben. "Wir waren mehrere Jahre bei der Theatergruppe Die Feder in Dottendorf aktiv, haben uns dann aber gedacht, wir versuchen es selber besser zu machen", erzählt Gülich. "Wir haben dann nach ein paar willigen Schauspielern gesucht - und jetzt machen bei uns 25 Leute mit." Die Bandbreite ist groß, Bühnenanfänger sind ebenso mit von der Partie wie erfahrene Mitglieder der Bonn University Shakespeare Company (BUSC). Sich gegenseitig stützend wollen sie so den berühmten Stoff in vier Veranstaltungen realisieren. Das Talent dazu haben sie. Jetzt fehlt nur noch der Feinschliff. Dann kann die Premiere kommen.

Termine: 30. und 31. Januar, 6. und 7. Februar, jeweils 20 Uhr im Kult 41, Hochstadenring 41

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