Venusberghang in Bonn Städtische Mitarbeiter stellen Pilzbefall an Buchen-Wurzeln fest

BONN · Am Venusberghang auf Höhe der Graf-Stauffenberg-Straße haben Arbeiter mit schwerem Gerät zehn Buchen und eine Robinie gefällt. Es war eine Maßnahme zum Schutz von Anwohnern, Verkehrsteilnehmern und Spaziergängern, die dringlich wurde, nachdem zwischen Weihnachten und Neujahr einer der Bäume umgestürzt war - zum Glück, ohne Schaden anzurichten.

Da die Baumgruppe laut Stadt nur kollektiv eine Stabilität darstellt, wird das Gefüge bei Entnahme von einzelnen Bäumen gestört. Deshalb musste sie alle gefällt werden.

Bei einigen Bäumen waren im vergangenen Jahr bei Routinekontrollen Pilzfruchtkörper an den Wurzeln gefunden worden. Diese Kontrollen führt das Amt für Stadtgrün nach Angaben seines Leiters Dieter Fuchs "grundsätzlich alle 15 Monate" durch. Vier Mitarbeiter untersuchen dann die rund 80.000 Bäume in Bonn, wobei der Fokus auf den etwa 30.000 direkt an Straßen wachsenden Bäumen liege.

Im Schnitt brauchten die geschulten Kontrolleure fünf Minuten für einen Baum. Bei jungen Bäumen gehe das schneller, bei älteren brauche man schon mal länger. Dabei würden aber nur äußerlich sichtbare Mängel aufgenommen. "Wir können ja nicht in den Baum hineinschauen", sagt Fuchs.

Rund 900.000 Euro gibt die Stadt laut Fuchs im Jahr für die komplette Baumpflege (Personal, Arbeitszeit, Material) aus, wobei Kontrolle und Pflege weitgehend von städtischen Kräften übernommen werden. Nur Baumfällungen würden mitunter an Fremdfirmen vergeben, bei höheren Beträgen muss die Stadt die Arbeiten zuvor ausschreiben. Der Bestand habe sich dabei im vergangenen Jahrzehnt nicht großartig verändert.

"Wir müssen 150 bis 200 Bäume pro Jahr ersetzen. Wenn neue Straßen gebaut werden, werden meistens auch neue Bäume gesetzt." Das betreffe vor allem Neubaugebiete. Fuchs betont, "dass wir in Bonn schon versuchen, die Bäume sehr lange zu halten". Länger als in vielen anderen Städten.

Der Zustand der Bäume unterscheide sich von Stadtteil zu Stadtteil. "Circa 75 bis 85 Prozent sind gesund", weiß Fuchs. Die Quote der Bäume, die durch Krankheit oder Alter eine Gefahr darstellen, liege bei weniger als fünf Prozent. Als häufigste Art nennt Fuchs den Ahorn, dann folgen Linde, Platane, Kastanie und Eiche. Man könne nicht jeden Baum an Straßen pflanzen.

Die Stadt richte sich nach der Liste für geeignete Straßenbäume, die jährlich von der Arbeitsgruppe Bäume der Gartenamtsleiterkonferenz herausgegeben wird. Die Liste gebe auch Aufschluss darüber, wie neue Arten mit Straßenbedingungen zurechtkommen, und welche Bäume sich bei Extremtemperaturen, wie sie der Klimawandel mit sich bringen kann, gut halten.

Von jeglicher Fällung ausgenommen sind Bäume, die als Naturdenkmäler registriert sind (siehe Infokasten). Solche Bäume stehen aber laut Fuchs nie direkt an Straßen. Für den Baumbestand auf privaten Grundstücken gibt es die Baumschutzsatzung - zur Wahrung der ökologischen Funktion von Bäumen und der Bewahrung einer "grünen" Stadt". Die habe sich gut bewährt, so das Umweltamt. Den zumeist gut begründeten Fällanträgen werde in der Regel stattgegeben, durch die Verpflichtung zur Ersatzpflanzung werde aber der Baumbestand auch auf Privatgrundstücken sichergestellt.

In der Bad Godesberger Bezirksvertretung wurde vor einer Woche die Entfernung alter und teils schädlingsbefallener Robinien diskutiert und beschlossen. Die frühere Mentalität, dass man Bäume, die man nicht mehr haben will, einfach fällt, sei heute nicht mehr vertretbar, sagte Fuchs.

Man wolle die Gelegenheit, dass die Robinien entfernt werden müssen, nutzen, um sich ein neues Konzept zu überlegen: Zum Beispiel könne man Baumscheiben versetzen und vergrößern, andere Baumarten pflanzen und die durch Wurzeln angehobenen Bordsteine neu richten. Ob das angesichts der Haushaltslage und des dafür verfügbaren Geldes auch in einem Rutsch umgesetzt werden kann, ist fraglich - auch das wurde in der Bezirksvertretungssitzung deutlich.

Naturdenkmäler

Als Naturdenkmäler gelten durch Rechtsverordnung festgesetzte Landschaftselemente. Das bezieht sich auf alte und seltene Bäume, aber auch auf Felsen, Quellen und anderes. Ihr Schutz erfolgt aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit. Davon hat Bonn laut Umweltamt aktuell 404. Zu ihnen gehören in Bonn als "Flächendenkmal" zwei jeweils etwa 155 Jahre alte Platanen und eine Stieleiche, rund 165 Jahre alt, auf dem Alten Friedhof. Weiterhin gilt der Ginkgo-Baum im Botanischen Garten mit seinen etwa 120 Jahren als Denkmal. Und auch die geschlitztblättrige Buche im Park der Villa Hammerschmidt, rund 120 Jahre alt, fällt darunter.

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