Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Mitte 2016 soll der Neubau fertig sein

BONN · Hell leuchtet nachts der Himmel über dem Venusberg. Baukräne tauchen das Gelände rund um die Sigmund-Freud-Straße trotz der Dunkelheit in ein warmes Licht. Die Bonner Universitätskliniken genießen weltweit einen hervorragenden Ruf in Forschung, Lehre und medizinischer Versorgung.

Um dieses Image weiter zu festigen, werden derzeit Millionen in den weiteren Ausbau und die Sanierung des Venusberg-Campus investiert. Neben der Planung für das Eltern-Kind-Zentrum entsteht aktuell auf einer Fläche von rund 16.000 Quadratmetern der Neubau für das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

"Die Arbeiten an diesem der Forschung gewidmeten Bundesprojekt liegen im Zeitplan", zieht Professor Wolfgang Holzgreve, Direktor der Unikliniken, eine erste Bilanz. Läuft alles weiter nach Plan, dann sind dort ab Mitte 2016 rund 400 Mitarbeiter beschäftigt.

Auf dem Venusberg werden dann Forschungen im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen gebündelt und gleichzeitig die Bedeutung der Uniklinik als internationaler Wissenschaftsstandort ausgebaut.

Seit fast fünf Jahren untersucht das DZNE in Bonn die Ursachen von Erkrankungen des Nervensystems. Dazu zählt beispielsweise Alzheimer. Mit Strategien zur Prävention, zur Therapie und zur Pflege sollen Demenzerkrankungen angegangen werden. Deshalb werden im DZNE Molekularbiologen, Chemiker, Neuropathologen und Pflegewissenschaftler Forschung und Behandlung mit der Krankenversorgung eng verknüpfen.

Der neue Komplex besteht aus drei zusammenhängenden Gebäuden, die über einen Tunnel mit der Klinik für Neurologie, Psychiatrie und Palliativmedizin (NPP) verbunden sein werden. Das 110 Millionen Euro teure Projekt wird vom Land NRW und vom Bund finanziert.

Aber nicht nur Neubaupläne werden derzeit auf dem Venusberg realisiert, vielmehr stehen in den nächsten Jahren auch verstärkt Renovierungsarbeiten an. Vor allem ältere Bausubstanzen müssen saniert oder ersetzt werden. "Dies betrifft beispielsweise das Neurozentrum sowie Teile der Inneren Medizin und der Chirurgie", so Holzgreve.

Allerdings sei nicht geplant, die Kapazität von derzeit rund 1200 Betten in Zukunft in größerem Maße zu erhöhen. "Obwohl es aufgrund der großen Nachfrage immer wieder Engpässe gibt", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Bonner Uniklinik.

Das Kind ist krank und muss stationär behandelt werden. Nicht nur kleinen Patienten jagt allein der Gedanke an einen Krankenhausaufenthalt Angst ein. Auch für Eltern ist ein medizinischer Notfall oft sehr belastend. Nur selten ist es möglich, dass sie ihr Kind während eines Krankenhausaufenthalts rund um die Uhr begleiten können.

Im Gästehaus des neuen "Eltern-Kind-Zentrums" (ELKI) sollen sie in Zukunft für die Dauer der Behandlung wohnen. Dieses Gebäude wird das Herzstück des Komplexes. Rund 12 500 Quadratmeter umfasst der Neubau des ELKI zwischen dem Zentrum für Frauenheilkunde und dem "Venusberg Bistro". Die Gesamtkosten für Bund und Land sind mit 76 Millionen Euro kalkuliert.

Neben Platz für 181 Betten werden 44 Untersuchungs- und Behandlungszimmer realisiert. Derzeit befindet sich das Projekt noch in der Planungsphase, die Fertigstellung ist für Ende 2017 avisiert. Dann werden alle Disziplinen der Kinderheilkunde und der Geburtshilfe endlich unter einem Dach vereint sein, der Standort an der Adenauerallee im Zentrum Bonns wird aufgegeben.

"So schön die direkte Lage am Rhein auch ist, das Gebäude ist so sehr in die Jahre gekommen, dass eine Sanierung viel zu aufwendig ist", so Holzgreve. "Je eher wir auf den Venusberg ziehen können, desto besser." Mit dem Bezug des Eltern-Kind-Zentrums wird sich seiner Meinung nach die Verkehrssituation für die Anwohner auf dem Venusberg nicht signifikant verschlechtern.

Im Gegenteil. In Betracht gezogen müsse auch, dass "die bisher mehr als 20.000 Fahrten pro Jahr zwischen Kinderklinik und Venusberg dann wegfallen".

DZNE und Wissenschaftstag

Bonn ist der größte der bundesweit neun Standorte des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), das in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert. Rund 400 Mitarbeiter sind in Bonn für das DZNE tätig, die sich auf sechs Liegenschaften im Stadtgebiet verteilen.

Die Wissenschaftler erforschen die Ursachen von Erkrankungen des Nervensystems - wie Alzheimer und Parkinson - und entwickeln Strategien zur Prävention, Therapie und Pflege. Dafür kooperiert das DZNE eng mit Universitäten, deren Kliniken und außeruniversitären Einrichtungen.

Für Samstag, 10. Mai, lädt das DZNE zu einem Wissenschaftstag für die ganze Familie ein. Er steht unter dem Motto "Von der Hirnzelle zum Menschen" und findet von 10.30 bis 18 Uhr im Forschungszentrum Caesar, Ludwig-Erhard-Allee 2, statt. Der Eintritt ist frei.

An was forscht das DZNE? Wie bleibe ich fit im Kopf? Was ist Alzheimer? Wie "sprechen" Nervenzellen miteinander? Was macht ein Hirnforscher? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt es am Wissenschaftstag. Die Besucher erwarten Experimente zum Anfassen und Ausprobieren, Laborführungen, Vorträge sowie Kochshows rund um das Thema "gesundes Essen fürs Gehirn" (Brainfood).

Außerdem gibt es ein Bühnenprogramm mit der Maus aus der "Sendung mit der Maus" und Shaun, dem Schaf. Für manche Programmpunkte ist die Teilnehmerzahl begrenzt und eine Anmeldung an Ort und Stelle nötig.

Weitere Infos auf www.dzne-wissenschaftstag.de

Uniklinik in Zahlen

Derzeit verfügt die Bonner Uniklinik über rund 1232 Betten. Von den knapp 5000 Mitarbeitern sind 870 Ärzte aus insgesamt 112 Fachgebieten. Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender ist Professor Dr. Wolfgang Holzgreve. Etwa 50.000 Patienten werden auf dem Venusberg jährlich behandelt.

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