Holzernte an der Waldau Mit 19 Tonnen und 225 PS durch den Wald

VENUSBERG · Alleine die Größe flößt Respekt ein und wenn dann die Kettensäge am Kopf des Harvesters automatisch ausklappt, geht man noch einen Schritt zurück. Noch gut eine Woche ist das Ungetüm im Wald an der Waldau im Einsatz, fällt Bäume und holt sie aus dem Dickicht. Aber das Gerät kann noch viel mehr.

 Im Einsatz: Der Harvester ist ein robustes Arbeitsgerät mit Hochleistungscomputer, das die Holzgüte misst und automatisch festlegt, auf welche Länge und für welche Verwendung das Holz zugeschnitten wird.

Im Einsatz: Der Harvester ist ein robustes Arbeitsgerät mit Hochleistungscomputer, das die Holzgüte misst und automatisch festlegt, auf welche Länge und für welche Verwendung das Holz zugeschnitten wird.

Foto: Roland Kohls

Mit dem zehn Meter langen Ausleger greift der Harvester Baumstämme mit einem Durchmesser von bis zu 60 Zentimeter. Die großen Walzen ziehen den Baum in Sekundenschnelle durch den Kopf, wobei die Astmesser den Stamm von Ästen bis zu einer Stärke von etwa zehn Zentimetern befreien.

Dabei wird der Stamm direkt vermessen und entschieden, ob er als Bauholz oder Industrieholz - etwa zur Papierherstellung - verwendet wird. Entsprechend werden die Stämme mit der integrierten Kettensäge auf eine bestimmte Länge geschnitten und am Wegesrand abgelegt. Mit der Säge fällt der Harvester auch selbst die Bäume.

Das 19 Tonnen schwere Gerät verfügt über eine Leistung von 225 PS und ist gleichzeitig ein Hochleistungscomputer, der die Holzgüte misst und selbst entscheidet, auf welche Länge das Holz geschnitten werden muss, erklärt der Fahrer des Harvesters Max Lingslebe. Der 28-Jährige hat Forstwirt gelernt und sich für das Führen dieser Waldfahrzeuge weitergebildet. Nach einem allgemeinen Lehrgang für die Handhabung von Harvestern und einem typbezogenen Seminar habe es noch einige Wochen gedauert, bis er den Holzvollernter eigenständig fahren und bedienen konnte, sagt er.

Wie berichtet wurden auf dem Venusberg bereits seit Mitte Oktober Bäume gefällt. Insgesamt werden in dem über 30 Hektar großen Waldstück rund 750 Festmeter Holz geerntet, berichtet Stadtförster Sebastian Korintenberg. Dabei werden vor allem Kiefern, Fichten und Douglasien sowie die seltenen Hemlocktannen entnommen, so der Forstfachmann. Die Waldarbeiter haben für den Harvester bereits vorgearbeitet und Baumstämme mit Seilwinden an den Wegesrand gezogen, damit das Großgerät effektiv und schnell arbeiten kann, sagt Stadtförster Korintenberg.

Der Harvester arbeite dabei sehr effektiv und schone dabei Umwelt und Boden, betont Korintenberg. Rückepferde können höchstens 400 bis 500 Kilogramm schwere Baumstämme ziehen.

Die hier an der Waldau geernteten Bäume haben häufig ein Gewicht von einer Tonne und mehr. Wegen der großen Reifen sei jedoch die Verdichtung des Bodens durch den Harvester geringer als beim Einsatz von Pferden, sagt der Stadtförster. Durch die abgeschlagenen Äste vor dem Harvester werde außerdem der Druck auf den Boden weiter verringert.

Im Bonner Stadtwald wird wegen des Nist- und Brutschutzes grundsätzlich nur bis Mitte Februar Holz geerntet. Im Frühling und Sommer werden Bäume daher nur aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht gefällt - sprich: wenn sie umzustürzen drohen.

Abstand halten

Grundsätzlich wird mit gut sichtbaren Pylonen gewarnt, wenn der Harvester im Wald im Einsatz ist. Spaziergänger sollten einen großen Sicherheitsabstand halten und den Anweisungen der Forstarbeiter folgen. Die Mitarbeiter der Stadtförsterei geben gerne Auskunft über die Arbeiten im Wald.

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