200 Friedensaktivisten im Haus Venusberg Einsatz für gewaltfreie Lösungen

BONN · "Es gibt Politiker, die sich weniger an Weisungen als an Überweisungen gebunden fühlen." Mit diesem provokanten Satz erntete Clemens Ronnefeldt viel Zuspruch in seiner Arbeitsgruppe.

 Clemens Ronnefeldt hält einen Vortrag über Formen der Militarisierung in Deutschland.

Clemens Ronnefeldt hält einen Vortrag über Formen der Militarisierung in Deutschland.

Foto: Stefan Knopp

Der Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbunds sprach über Formen der Militarisierung in Deutschland, über gescheiterte Völkerrechtsprozesse, verfassungswidrige Bundeswehreinsätze zur Wahrung der Wirtschaftsstabilität, Aussagen des Grundgesetzes darüber und dergleichen mehr.

Anlass war die Jahrestagung des Versöhnungsbundes im Haus Venusberg, die am Donnerstag eröffnet wurde und noch bis Sonntag dauert. Das Thema lautet "Den Mythos der Gewalt überwinden - die Mächte kreativ verwandeln": Um darüber zu diskutieren, waren mehr als 200 Friedensaktivisten nach Bonn gekommen, darunter viele, aber nicht nur Mitglieder des Bundes.

"Für mich ist die Jahrestagung eine Möglichkeit zur gegenseitigen Stärkung", sagte Ronnefeldt. Im Einsatz für gewaltfreie Lösungen müsse man sich einen langen Atem aneignen. Es gehe darum, wo die Haltung der Gewaltfreiheit in der Gesellschaft gelebt werde und wo man nachbessern müsse, sagte Matthias Engelke, Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes. "Gewaltfrei zu sein ist in unserer Gesellschaft in vielen Bereichen normal.

Sobald es aber um Strukturen geht, ist große Sprachlosigkeit da." Bei der Tagung gehe es darum, "wie man sprach- und handlungsfähig wird". Lösungen ohne Gewalt seien immer möglich, auch bei den Terroristen des "Islamischen Staats" (IS). "Es gibt in jeder Organisation Hardliner und Mitläufer", sagt Engelke. Man könne versuchen, letztere zu erreichen, um erstere auszubremsen. Und man müsse Konsequenzen von Entscheidungen abwägen, zum Beispiel bei der rechten Gewalt in den neuen Bundesländern: Dort sei das Programm "Keine Gewalt von rechts" heruntergefahren worden, das Ergebnis seien brennende Flüchtlingsheime.

Davorka Lovrekovic, Präsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes, verdeutlichte die Wichtigkeit der Tagungen: "Aus diesen Treffen entstehen oft auch neue Ideen für Aktionen und für die Arbeit." Es gebe viele globale Konflikte, in die oft Staaten wie Frankreich, England und die USA involviert seien. "Da sehen wir unsere Verantwortung, diese Länder, denen wir ja eng verbunden sind, anzusprechen." Und die deutsche Außenpolitik müsse noch mehr auf Diplomatie setzen und mehr Geld für die Friedensforschung bereitstellen. Zur Tagung gehört auch eine Aktion in der Bonner City: Am heutigen Samstag zieht ein Menschenkette ab 10 Uhr durch die Innenstadt.

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