DZNE-Neubau auf dem Venusberg Demonstration gegen Bauunternehmen

BONN · Riad Kanjo scheut selbst den gewagten Vergleich mit den ausgebeuteten Bauarbeitern, die in Katar Fußballstadien für die WM 2022 bauen, nicht, wenn es um seine Finanzprobleme geht.

Riad Kanjo und Layla Jafar demonstrieren vor der DZNE-Geschäftsstelle.

Riad Kanjo und Layla Jafar demonstrieren vor der DZNE-Geschäftsstelle.

Foto: Wenzel

Doch während sich für die Arbeiter in Katar die ganze Welt interessiere, stehe er mit seinen Problemen allein da, sagt er und meint damit ausstehende Honorare im Zusammenhang mit dem Neubau des Deutschen Zentrums für Neurogenerative Erkrankungen (DZNE) an der Sigmund-Freud-Straße auf dem Venusberg.

"Was dort läuft, ist unmenschlich", findet der Bonner Bauunternehmer, der gestern mit seiner Lebensgefährtin Layla Jafar vor der Geschäftsstelle der DZNE in der Godesberger Holbeinstraße 13-15 demonstrierte. Sein Vorwurf, zu lesen auf einem Plakat: "Die DZNE guckt zu, wie die Subunternehmer ausgebeutet werden. Wir haben acht Monate gearbeitet und wollen unser Geld." Und: "Der Bauherr schaut zu, wie wir in die Insolvenz gehen."

"Der Firma Paul & Breitmeier muss das Handwerk gelegt werden", erregt sich Kanjo. 35.000 Euro an Honoraren stünden noch aus. Geld, für das er und seine Mitarbeiter seit Oktober letzten Jahres im Bereich Trockenbau "hart gearbeitet" hätten. Paul & Breitmeier mit Sitz in Magdeburg führt im Auftrag der DZNE als Hauptauftragnehmer den Innenausbau für das 110-Millionen-Euro-Projekt durch, das im nächsten Jahr fertig sein soll.

Zu den Zahlungsstreitigkeiten zwischen Hauptauftragnehmer und Subunternehmer äußerte sich am Dienstag auch Dirk Förger, Pressesprecher der DZNE: "Es ist jetzt zu Streitigkeiten wegen Zahlungen gekommen - was eigentlich keine Angelegenheit des DZNE als Bauherr ist. Dennoch haben wir uns mehrfach als Vermittler eingeschaltet. Das DZNE hat sich damit als Bauherr sogar mehr als üblich für Herrn Kanjos Firma Rheinbau-Vision eingesetzt. Wir empfinden die Situation als sehr bedauerlich - Herr Kanjo tut uns leid."

Nüchterner bewertet Bernd Peters, Projektleiter von Paul & Breitmeier, die Situation. Man habe die Schlussrechnung geprüft, die so genannten Unbedenklichkeitsbescheinigungen der Sozial- und Krankenkassen hätten aber gefehlt.

"Bei Herrn Kanjo sind 25.000 Euro an Außenständen aufgelaufen", so Peters. Die werde man aus Haftungsgründen zahlen. Zu der von Kanjo genannten Summe von 35.000 Euro wollte er sich nicht äußern.

"Wie soll ich Abgaben für meine Mitarbeiter zahlen, wenn ich von Paul & Breitmeier kein Geld kriege", entgegnet Kanjo. "Meine Schulden sind doch erst durch die Baustelle entstanden." Und: "Wir sind ja nicht die einzigen. Polnischen, bulgarischen und rumänischen Firmen geht es ähnlich. Die kriegen kein Geld, müssen in ihren Autos schlafen. Und nach vier, fünf Wochen gehen die wieder in die Heimat zurück. Ich habe dort viele kommen und gehen sehen."

Kanjo kündigte an, ab sofort täglich zu demonstrieren, abwechselnd in Godesberg vor der Geschäftsstelle und der Baustelle auf dem Venusberg.

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