Holzbohlensteg an der Waldau eingeweiht Aussichtsplattform im Gespensterwald

Venusberg · Nur noch auf Abstand sollen die Waldbesucher die skurril geformten Kopfbuchen im Kottenforst gegenüber dem Wildschweingehege an der Waldau beobachten.

Und zwar von einem Holzbohlensteg aus, der dort 40 Meter tief in den Wald führt und der am Donnerstag Mittag von Umweltdezernent Rüdiger Wagner eingeweiht wurde.

Bevor die Kinder der Bodelschwinghschule aus Friesdorf als erste den neuen Steg und die Aussichtsplattform betreten durften, erklärte Wagner, warum diese Holzkonstruktion angelegt wurde: "Sonst müssten wir die alten Buchen fällen, weil sie nicht mehr verkehrssicher sind und umkippen könnten."

Durch die Aussichtsplattform könne man "ein besonderes Stück Wald" vermitteln, das es heute nur noch selten gebe. "Deshalb sind wir diesen Weg gegangen." Finanziert wurde der 80.000 Euro teure Steg, an dessen Ende drei grobe Holzbänke und ein Fernrohr stehen, durch Fördergelder des Zweckverbands Naturpark Rheinland.

Der Steg dient dem Schutz der Waldbesucher

Damit ist die Stadt zumindest auf der sicheren Seite: Zwar gibt es den allgemeinen Grundsatz, dass das Betreten des Waldes auf eigene Gefahr geschieht. Aber um nicht in die Situation zu kommen, die Waldbesucher sehenden Auges Gefahren ausgesetzt zu haben, sei man auf diese Lösung verfallen und vorbeugend tätig geworden, so Wagner.

Das wird aber vermutlich nicht verhindern können, dass vor allem spielende Kinder weiter gerne in den brüchigen Kopfbuchen herumklettern.

Allerdings will die Stadt im Gegenzug den Waldweg, der durch den "Gespensterwald" führt, zurückbauen. Doch damit hat sie die Rechnung ohne viele Waldfreunde gemacht, die hier unterwegs sind und deren Ablehnung einer weiteren Waldweg-Sperrung jetzt in der Bezirksvertretung Bonn Rechnung getragen wurde.

Denn die stellte in ihrer jüngsten Sitzung den geplanten Wegerückbau erst mal zurück und lehnte den entsprechenden Antrag ab. Zumindest so lange, bis es einen Ortstermin im Wald gegeben hat.

"Wir wollen uns die Situation im Wald einmal ansehen", sagte Herbert Spoelgen (SPD) zur Begründung. Für Wolfgang Maiwaldt (CDU), der gestern den Holzbohlensteg mit eröffnete, ist eine Sperrung nicht die richtige Lösung: "Je mehr man sperrt, desto mehr wilde Wege entstehen", sagte er.

"Die Leute laufen weiter durch den Gespensterwald, weil er eine große Anziehung besitzt." Die Aussichtsplattform hält er gleichwohl für einen attraktive Bereicherung des "Wegs der Artenvielfalt" im Kottenforst.

Der Wald wird irgendwann zusammenbrechen

"Über kurz oder lang wird der Kopfbuchenwald zusammenbrechen", sagte der Experte David Baier vom Amt für Stadtgrün. Dieses Waldstück sei eine Sonderkultur und berge aufgrund seines Alters ganz andere Gefahren als der restliche Waldbestand, gab Baier zu bedenken.

Dass der Rückbau eines Waldwegs so hohe Wellen schlägt, kann Birgitta Poppe (Grüne) im Gegensatz zu Maiwaldt gar nicht verstehen. "Es wäre doch absurd, die Bäume fällen zu müssen, nur damit der Weg begehbar bleibt", sagte sie und beurteilte die Störfeuer als "unerträglich".

Eine ganz klare Position hat dagegen Elisabeth Struwe von der im Stadtrat vertretenen Alternative für Bonn (AfB): "Dieser Holzbohlensteg ist überteuert und überflüssig, weil er keine Naturnähe vermittelt", sagte sie. Und außerdem verhindere der Steg auch nicht, dass die Kopfbuchen bald absterben.

Doch mit dieser Meinung standen die AfB und der Bürger Bund Bonn im politischen Raum alleine. Alle anderen Fraktionen waren für den Bau der Holzkonstruktion im Wald. Zumal die Stadt argumentiert, es gebe genügend andere Wege, der Umweg sei nicht sonderlich groß. Außerdem würden die restlichen Wege dann eine neue Oberfläche erhalten.

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