Bonner U-Bahn-Stationen Ufos im Untergrund

BONN · Was kommt nach Braun? Richtig, Gelb! Jedenfalls, wenn man von Bonn in Richtung Bad Godesberg mit der U-Bahn unterwegs ist.

Unter Kindern ist das seit Jahrzehnten ein beliebtes Spiel: Zu raten, welche Farbe die nächste Haltestelle hat. Die U-Bahn-Stationen im Bonner Tunnel wurden im März 1975, also vor 40 Jahren, eröffnet und zeugen von der Ästhetik jener Zeit.

Sie gelten als ungemütlich, dreckig und trist: U-Bahn-Stationen haben aus ästhetischen Gesichtspunkten gemeinhin eher einen schlechten Ruf. Doch die Bonner Haltestellen von Universität/Markt bis Heussallee lassen auch einen anderen Blick zu. Ihre knalligen Kennfarben, das Hellgrün, Orange und Braun, erinnern an die bunten Prilblumen, die als selbstklebende Abziehbildchen in jenen Jahren ihren Weg von den Spülmittelflaschen an unzählige Kühlschranktüren und Wandfliesen fanden.

Die bunten Metallplatten und der modulare Aufbau der Haltestellen, wie aus Legosteinen zusammengesteckt, zeugt von der Rationalität der Planung. "Einzelne kaputte Teile sollen ohne Probleme ausgetauscht werden können", so Denkmalschützer Martin Bredenbeck. Für ihn sind die Stationen ein bedeutendes baukulturelles Zeugnis für den Ausbau der Hauptstadt, für damalige Nahverkehrskonzepte und für die zeittypischen Stilformen der 70er-Jahre. Zumal namhafte Architekten, darunter Alexander Freiherr von Branca aus München, an der Gestaltung beteiligt waren. "Die Innenräume mit ihren abgerundeten Ecken wirken spacig und zeigen die Weltraumfaszination der 60er- und 70er-Jahre." Ufos im Untergrund.

Wie berichtet, möchten er und seine Mitstreiter der Kulturgruppe Werkstatt Baukultur Bonn passend zum Jubiläum die bunten Stationen zwischen Universität/Markt und Heussallee unter Denkmalschutz gestellt sehen, aber auch Bonn-West, Hauptbahnhof, Rheinaue, Ramersdorf und eventuell weitere Stationen in Bad Godesberg. Bereits Ende der 90er-Jahre wurden viele der Haltestellen durch weiße Farbe aufgehellt und schlecht einsehbare Winkel verschlossen.

Die Stadtwerke Bonn befürchten, der Denkmalschutz könne zu höheren Kosten bei Sanierungen wie dem barrierefreien Ausbau führen und im Konflikt mit den Belangen der Kunden stehen. Weil in den 1970er- und 80er-Jahren auch in anderen Städten NRWs U-Bahn-Strecken eröffnet wurden, möchte sich die Verwaltung erst einmal einen Überblick verschaffen, um die Qualität und Bedeutung der Bonner Stationen besser einschätzen zu können.

Über die damaligen Planungen und den Werdegang ist wenig bekannt. Das möchte die Werkstatt Baukultur nun ändern und die Geschichte der bunten Stationen aufarbeiten.

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