Der eigentliche Schulchor, der vor 20 Jahren gegründet wurde, besteht aus rund 75 Jugendlichen, außerdem gibt es einen Erwachsenenchor mit 50 Sängern, an dem auch Lehrer, Eltern und ehemalige Schüler mitwirken. Es machten auch einige mit, die Ende März bei Mitsing-Veranstaltungen zugesagt hatten.

Denn für das imposante Werk, das man sich für diesen Anlass ausgesucht hatte, gilt: Je mehr, desto besser. Der 150 Personen starke Chor und das 50-köpfige Orchester führten Carl Orffs "Carmina Burana" auf, eine Komposition, die laut Dirigent Grünter sehr gut zur Schule passt: "Die Carmina symbolisiert bestens die CvO-Musiktradition, die dem Austausch mit anderen Jugendlichen und anderen Städten dient."

Dafür hatte man sich mit dem griechischen Bariton Vasilios Manis, der Thüringer Sopranistin Katrin Stösel und dem Tenor Nikolaus Borchert drei Profis dazu geholt, die die von Orff vertonten mittelalterlichen "Lieder aus Benediktbeuren" gekonnt mit Leben füllten. Daneben wurde das Gebet "Verleih uns Frieden von Felix Mendelssohn Bartholdy und das Lied "Durch alle Niederungen" gesungen, das Grünter nach Texten Carl von Ossietzkys gedichtet hat.

Weil alles schon ausverkauft war, hatte man die Generalprobe am Samstagmorgen öffentlich gemacht. Grünter begrüßte am Sonntag im Publikum Eckart Brüntjen, der den Schulchor 1994 ins Leben gerufen hatte. Außerdem war die ehemalige Schulleiterin Elke Radermacher gekommen. Die jetzige, Marie Krahé-Feller, sang mit.

Das Gymnasium wurde zur Jubiläumsfeier beflaggt, die von Kunstlehrerin Anke Ernst konzipierten Fahnen zeigen in den Schulfarben Blau und Orange die CvO-Leitbegriffe "Couragiert, Verantwortungsbewusst, Offen". Am 28. Juni feiert die Schule bei einem Ehemaligentreffen weiter. Die Chormitglieder wissen auch schon, was sie am 29. August machen: Sie nehmen die Einladung zum Gegenbesuch in Riga wahr, natürlich mit den "Carmina Burana"-Noten im Gepäck.

Carl von Ossietzky wurde am 3. Oktober 1889 in Hamburg geboren und früh mit den Anliegen der SPD vertraut gemacht. 1932 beteiligte er sich am linken Widerstand gegen die Machtergreifung der Nazis, weshalb er 1933 verhaftet und ins Konzentrationslager kam. 1936 durfte er nicht nach Oslo reisen, um den Nobelpreis entgegenzunehmen. Das Angebot Hitlers, den Preis abzulehnen und dafür sicher leben zu können, lehnte von Ossietzky ab. Im KZ erkrankt, starb er am 4. Mai 1938 in Berlin an Tuberkulose.