Gesamtschulen in Bonn Schon jetzt gibt es mehr Bewerber als Plätze

BONN · Seit Freitag läuft die Anmeldefrist für die Gesamtschulen in Bonn. In der stressigsten Woche des Jahres fühlen sich Anja Thomas und Ute Reinhold an den berühmten Spruch aus dem TV-Klassiker "Dinner for one" erinnert: Dieselbe Prozedur wie jedes Jahr.

 Wie Nicole Kosari für ihre Tochter Emely wollen auch viele andere Eltern für ihre Kinder einen Platz an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. Schon jetzt steht auch hier fest, dass bei einigen wohl das Los entscheiden muss.

Wie Nicole Kosari für ihre Tochter Emely wollen auch viele andere Eltern für ihre Kinder einen Platz an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. Schon jetzt steht auch hier fest, dass bei einigen wohl das Los entscheiden muss.

Foto: Moritz Rosenkranz

Nur, dass es bei den Sekretärinnen der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Tannenbusch nicht um Butler James geht, sondern um den Ansturm der Eltern, die ihre Kinder für die fünfte Klasse des kommenden Schuljahres anmelden möchten.

Das Problem: Es wollen stets viel mehr Kinder auf die fünf Bonner Gesamtschulen, als diese überhaupt Plätze zu vergeben haben. Dementsprechend besorgt blickten viele Eltern drein, als sie gestern Vormittag die Anmeldeformulare übergaben.

Yahya Yildiz ist der Vater von Burak-Semi, der derzeit noch auf die Grundschule in Duisdorf geht. "Ich habe im Vorgespräch klargemacht, dass für uns nur diese Schule infrage kommt", sagt Yildiz, als er mit seinem Sohn aus dem Sekretariat kommt. Von Verwandten hat er gehört, dass die Bertolt-Brecht-Gesamtschule die beste sei. "Und ich möchte, dass mein Sohn sein Wissen in alle Richtungen erweitern kann."

162 Plätze hat die Schule in Tannenbusch zu vergeben. Schon mittags liegen mehr als 330 Anmeldewünsche vor. Vor allem vormittags und am späten Nachmittag herrscht Hochbetrieb. Und noch ist bis Freitag Zeit. Erst danach wird die Schulleitung entscheiden müssen, welche Kinder sie aufnimmt. Und wie viele sie ablehnen muss. Schulleiterin Margarete Ruhnke sagt, es werde nicht nach Noten "ausgesiebt": "Wir wollen in puncto Leistungsfähigkeit ein breites Spektrum bei uns haben. Die Kinder müssen gut passen, die Mischung muss stimmen."

Der Zeitpunkt der Anmeldung spiele überhaupt keine Rolle. Oftmals würde am Ende das Los entscheiden. Das Verfahren sei schon lange etabliert. Und es bedeute richtig viel Arbeit. Mit Hunderten Eltern und Kindern müssten Gespräche geführt werden. "Wenn diese Zeit vorbei ist, ist's gut", sagt Ruhnke.

Dass alles gut und ihre Tochter aufgenommen wird, hofft auch Nicole Kosari. Sie sitzt mit Emely an einem Tisch vor dem Sekretariat. Während die Mama die Anmeldebögen ausfüllt, muss sich Emely eine Geschichte zu einer Spielzeug-Figur ausdenken und aufschreiben, so wie jedes Kind. "Ich habe große Sorge, dass Emely hier nicht genommen wird", sagt Kosari. "Hier würde sie viel besser gefördert als auf der Realschule. Es ist die bessere Schulform."

Warum das viele Eltern so sehen, erklärt Sabine Mergel. Die didaktische Leiterin der Gesamtschule sagt: "Wir sind etwas für alle Kinder, weil bei uns alle Schulformen vereint sind. Und das Abitur machen zu können, ist für viele ein Anreiz."

Nach dem Ende der Bewerbungsfrist muss alles ganz schnell gehen. Wenn die Schulleitung in der Woche darauf festgelegt hat, welche Kinder genommen werden und welche sich an anderen Schulen um einen Platz bewerben müssen, kommen Ute Reinhold und Anja Thomas aus dem Sekretariat wieder ins Spiel. Sie haben dann wahrscheinlich nur zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagvormittag ein paar Stunden Zeit, um die Ab- oder Zusagen einzutüten und samt umfangreichem Info-Material zuzuschicken. Dieselbe Prozedur wie jedes Jahr.

Der Ansturm auf die Gesamtschulen

In Bonn gibt es fünf Gesamtschulen. Seit Ende vergangener Woche haben Eltern noch bis zum kommenden Freitag, 13 Uhr, Zeit, ihre Kinder für das Schuljahr 2014/15 anzumelden. Die Schulen haben dann eine Woche Gelegenheit, die Anmeldungen zu sichten. Die Zu- oder Absagen müssen am 21. Februar verschickt werden. Der Ansturm an den ersten beiden Tagen war gewohnt groß.

An einigen Schulen ging die Tendenz bereits gestern dahin, dass es rund doppelt so viele Bewerber gibt, wie Plätze vorhanden sind (siehe Haupttext). Wenn ein Kind keinen Platz an einer Gesamtschule erhält, bleibt nur noch die Bewerbung für eine andere weiterführende Schulform, deren Anmeldeverfahren ab dem 24. Februar starten. Dass viele Kinder leer ausgehen, tut den Schulleitern leid: "Das ist ein wenig schönes Verfahren", sagt Andrea Frings, die an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule in Bad Godesberg 172 Plätze vergeben kann. Sabine Kreutzer, Leiterin der Marie-Kahle-Gesamtschule: "Die abgelehnten Kinder tun mir leid." Sie bietet 109 Plätze.

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