Thomas-Morus-Pfarrheim Oase für Christen und Muslime

BONN · Es riecht nach Essen. Diakon Ralf Knoblauch sitzt im Eingangsbereich des Thomas-Morus-Pfarrheims in Tannenbusch. Bei ihm eine ältere Dame, sie erzählt von ihrem heroinabhängigen Sohn, der wegen einer Überdosis im Krankenhaus liegt. Sie will ihn besuchen, weiß aber nicht wie. "Wir regeln das schon", sagt Knoblauch.

 Zora Refaei verteilt beim Mittagstisch Oase Essen. Dienstags und donnerstags kommen bis zu hundert Gäste.

Zora Refaei verteilt beim Mittagstisch Oase Essen. Dienstags und donnerstags kommen bis zu hundert Gäste.

Foto: Nicolas Ottersbach

Es geht nicht nur ums Essen, wenn die Menschen zum Mittagstisch Oase kommen. Seit fünf Jahren sorgen die evangelische Apostelkirche, die katholische Kirchengemeinde Thomas Morus und der Moscheeverein Al-Muhajirin für das leibliche und das Seelenwohl bedürftiger Menschen. Dafür haben sie am Dienstag in Brühl den dritten Platz des Elisabeth-Preises der Caritas verliehen bekommen. Er ist mit 1000 Euro dotiert.

"Das Geld brauchen wir dringend", sagt Fred Sips, der den Mittagstisch mit Knoblauch organisiert. Pro Tag, immer dienstags und donnerstags, kommen zwischen 80 und hundert Gäste ins Pfarrheim. Weil ein Essen für Besitzer des Bonn-Ausweises 1,50 Euro kostet, für manche aber auch kostenlos ist, finanziert sich der Mittagstisch nicht selbst. "Pro Monat müssen wir etwa 700 Euro an Kosten decken", sagt Sips. Die kommen von privaten Spendern. Die Lebensmittel bringen ansässige Geschäfte vorbei, die warmen Mahlzeiten liefern Caritas und Lebenshilfe. Das Besondere: Ein Menü ist gutbürgerlich, das andere entspricht der religiösen Vorgaben der Muslime. "Aber Muslime essen auch das normale Gericht, wenn nicht gerade Schweinefleisch dabei ist", sagt Ralf Knoblauch. Im Mülleimer landet nichts. Was nicht im Pfarrheim gegessen wird, können sich die Gäste mit nach Hause nehmen.

Als 2008 der Mittagstisch Oase gegründet wurde, wollte man die Not der Menschen lindern. "Hier kommen alle hin, die zu wenig zum Überleben haben", erzählt Knoblauch. Obdachlose, Flüchtlinge, Rentner, Hartz IV-Empfänger. Über 30 ehrenamtliche Helfer packen mit an. Nicht nur bei der Essensausgabe, sondern auch beim Herrichten des Pfarrheims. Das wird mit Tischgruppen und Dekoration zum Speisesaal. "Es ist keine Abfertigung wie in der Suppenküche, hier soll man sich wohlfühlen und ins Gespräch kommen", sagt Sips.

Genau so haben sich Ulrike Romes, Hans Cierniak, Klaus Wartenberg und Rudi Staubitz kennengelernt. "Mittlerweile kommen wir immer gemeinsam, wir sind Freunde geworden", erzählt Ulrike Romes. Die Atmosphäre genießt auch Hannelore Vanfürt. An beiden Tagen trifft sie sich mit ihrer Clique, meist haben die drei Rentnerinnen sogar einen festen Tisch. "Der ist natürlich nicht reserviert, aber man kennt sich untereinander", sagt sie. Diesen offenen Umgang schätzt Zora Refaei: "Hier geht es nicht um Religionen, wir sind alle Menschen." Sie teilt seit Mai Essen aus, spült das Geschirr und rückt die Tische zurecht. Dass sie ein Kopftuch trägt, stört niemanden. "Alle sind hier sehr tolerant", sagt Knoblauch. Zum gemeinsamen Fastenbrechen im Ramadan kommen Christen, auf die Weihnachtsfeier am 13. Dezember Muslime.

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