Vorwurf des Mieterbundes Lässt die Annington in Tannenbusch Sozialwohnungen vergammeln?

TANNENBUSCH · Es tut sich einiges in Tannenbusch, findet Bernhard von Grünberg: "Spielplätze sind saniert worden, die Alanus-Hochschule engagiert sich in dem Viertel, beim Musikfestival haben viele Jugendliche teilgenommen", nennt der Vorsitzende des Mieterbundes Bonn/Rhein-Sieg/Ahr positive Beispiele.

Nicht zufrieden ist er weiterhin mit der Wohnungsgesellschaft Annington, die mit der Gagfah rund 1200 Wohnungen in Tannenbusch hat. "Davon will sie nur 50 Prozent sanieren", moniert von Grünberg. "Und zwar nur die frei finanzierten, nicht aber die öffentlich geförderten Wohnungen. Die vergammeln weiter."

Auf GA-Anfrage entgegnete das Wohnungsunternehmen auf den Vorwurf: "Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unseren Mietern, Mitarbeitern und Investoren. Als Wirtschaftsunternehmen achten wir darauf, Modernisierungen so effizient wie möglich durchzuführen", so Sprecherin Nina Henckel. So sei nun einmal bei dem derzeit niedrigen Zinsniveau die Finanzierung am Kapitalmarkt sehr günstig.

Aber auch an der Sanierung der frei finanzierten Wohnungen stößt sich der Mieterbund: "Die Annington sagt nicht konkret, welcher Anteil der Arbeiten Reparaturen und welcher Modernisierung sein soll", so von Grünberg. "Die Miete soll aber anschließend um 60 Euro erhöht werden."

Annington: Modernisierungen sind nicht wirtschaftlich

"Wir achten darauf, nach einer Modernisierung Mieterhöhungen mit Augenmaß durchzuführen", entgegnete Henckel, "auch weil wir möchten, dass unsere Mieter wohnen bleiben. So haben wir bei unseren bisherigen Modernisierungsprojekten nur rund 50 Prozent dessen, was an Mieterhöhungen möglich gewesen wäre, durchgeführt."

Damit betrage die durchschnittliche Erhöhung rund 70 Euro. Dabei müsse man berücksichtigen, dass das Mietniveau vorher sehr günstig gewesen und die Wohnungen mit rund 85 Quadratmeter relativ groß seien.

Henckel betonte, die Annington habe "in Tannenbusch 2012/2013 und 2014 rund 310 Wohnungen zu einem Volumen von neun Millionen Euro energetisch modernisiert. Dazu gehören Wärmedämmfassaden und neue Fenster, zu den wohnwertverbessernden Maßnahmen neue Hauseingänge. Zudem haben wir Dächer saniert und Treppenhäuser erneuert. Die Kosten für diese Maßnahmen übernehmen wir vollständig."

Von Grünberg ärgert vor allem, dass "die Annington-Wohnungen im Bereich des Programms Soziale Stadt liegen, die entsprechenden Mittel aber nicht abgerufen werden". Die Annington wolle solche Mittel nicht in Anspruch nehmen, weil daran Bedingungen geknüpft seien, die nicht zu ihrem kurzfristigen Gewinnstreben passten.

Zwar könne die Wohnungsgesellschaft wegen der vom Jobcenter festgelegten Mietobergrenze nicht mehr als 6,25 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete nehmen. "Doch an die langfristige Werterhaltungen denkt die Annington offensichtlich nicht", so von Grünberg.

Henckel argumentiert, dass bei den aus den 70er Jahren stammenden Gebäuden die Mietobergrenze von 6,25 Euro noch deutlich unterschritten werde. Unter diesen Bedingungen könne eine Modernisierung nicht wirtschaftlich sein. Darüber hinaus habe die Annington auch die Machbarkeit von Modernisierungen in öffentlich geförderten Projekten geprüft.

"Nach konstruktiven Gesprächen mit Stadt und Mieterbund haben wir uns entschieden, im Zuge der Quartiersentwicklung in Tannenbusch ein Projekt sozialverträglich - ohne öffentliche Förderung - zu modernisieren", so Henckel.

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