Im größten Bonner Kindergarten ist seit Wochen Hauswirtschafterin krank Kein Mittagessen für die Kids

TANNENBUSCH · Die Eltern, Kinder und das Personal des Montessori-Kinderhauses in Tannenbusch erleben dieser Tage, was sie an ihrer Küchenkraft haben. Die Hauswirtschafterin ist nämlich seit gut sechs Wochen krank. "Es gibt keinen Ersatz und deshalb kein warmes Essen", sagt Mutter Naima Ouazarf. "Für den größten Kindergarten Bonn geht so etwas gar nicht."

 Im Tannenbuscher Gustav-Heinemann-Haus befindet sich Bonns größter Kindergarten.

Im Tannenbuscher Gustav-Heinemann-Haus befindet sich Bonns größter Kindergarten.

Foto: Rolf Kleinfeld

Nach den Sommerferien hatte sich das Kinderhaus stark vergrößert, die Zahl der Kinder war von 75 auf 175 gestiegen. Laut Naima Ouazarf gibt es darunter viele U2- und U3-Kinder. So gibt es denn eine Küchenkraft, die für zwei Gebäude zuständig ist, dabei zwei Küchen organisieren und auch noch Treppen steigen muss. "Das Essen kommt von auswärts. Sie muss alles vorbereiten, verteilen und hinterher spülen." Zudem habe sie noch die Hand- und Küchentücher gewaschen, sagt Ouazarf. Sie hat sich schon vor längerer Zeit an die Stadt gewandt, sei aber vertröstet worden.

"Es ist unzumutbar, dass es für 175 Kinder nur eine Küchenhilfe gibt", sagt Ouazarf. Eine zweite sei schon länger beantragt. Zunächst hätten noch Eltern freiwillig bei der Essensausgabe geholfen. "Aber auf Dauer geht das auch nicht." Selbst die Erzieher seien eingesprungen. "Aber darunter leidet die pädagogische Arbeit." Weil nun keiner mehr spült, seien die Mahlzeiten abbestellt worden. Ouazarfs Fazit: Wären es bei der Vergrößerung des Kinderhauses zwei separate Einrichtungen geworden, gäbe es auch zwei Leiter und zwei Küchenkräfte. Zwei Küchen seien sowieso vorhanden. So müssen ihre Söhne, drei und vier Jahre alt, derzeit mittags auf ihre geliebten Spaghetti mit Tomatensoße verzichten.

Im Montessori-Kinderhaus wird nach Angaben des Jugendamtes eine Hauswirtschaftskraft in Teilzeit mit 22 Wochenstunden beschäftigt. Das sei anteilig bereits geringfügig mehr als in anderen Einrichtungen der Stadt. "Die Mitarbeiterin ist leider erkrankt", heißt es. "Wegen der Größe der Einrichtung und der Unterbringung in zwei Baukörpern sieht sich das pädagogische Personal zurzeit nicht in der Lage, das Mittagessen für die Kinder in der gewohnten Weise durchzuführen."

Da die Erkrankung der Hauswirtschaftskraft wohl noch länger andauert, will das Jugendamt bald für Ersatz sorgen, teilt Elke Palm vom Presseamt der Stadt mit. Dem Elternwunsch nach einer zweiten Kraft scheint man bei der Verwaltung nun Rechnung zu tragen: Unabhängig von der krankheitsbedingten akuten Situation prüfe das Jugendamt, ob Möglichkeiten bestehen, der Einrichtung ein größeres Stundenkontingent für die hauswirtschaftlichen Arbeiten zur Verfügung zu stellen. Die Eltern müssen laut Stadt immer nur dann fürs Essen zahlen, wenn es im Kindergarten tatsächlich auch etwas auf den Tellern gibt.

In den städtischen Kindergärten sind mehr als 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. "Bei einer so großen Zahl von Beschäftigten ist eine gewisse Fluktuation normal", sagt Palm. "Leider können nicht alle freiwerdenden Stellen nahtlos wiederbesetzt werden. Mit zeitweiligen Vakanzen müssen die Kindergärten umgehen." Zur Überbrückung stehen den Kindergärten vier Stellen mit Springerinnen zur Verfügung. Insgesamt sei die Besetzung freier Stellen wegen der hohen Nachfrage nach pädagogischen Mitarbeitern schwieriger als noch vor einigen Jahren, "weil sich weniger Fach- und Ergänzungskräfte auf die Stellen bewerben".

Das Montessori-Kinderhaus

100 zusätzliche Plätze für Mädchen und Jungen mit und ohne Behinderung im Alter von vier Monaten bis zum Schulbeginn stehen seit August im Montessori Kinderhaus im Gustav-Heinemann-Haus zur Verfügung. Das Gebäude am Waldenburger Ring wurde von der Julius-Axenfeld-Gesellschaft umgebaut und an die Stadt als Trägerin des Kindergartens vermietet. Der seit vielen Jahren bestehende Kindergarten hatte zuvor fünf integrative Gruppen für 75 Kinder mit und ohne Behinderung. Für die Verwaltung stellt das nun zusätzliche Angebot einen Baustein im Projekt "Soziale Stadt" dar, das vom Land und der Stadt finanziert wird. Es ist eine Einrichtung mit insgesamt elf Gruppen entstanden, die von Martina Stein geführt wird, und in der 40 Erzieherinnen, Erzieher und Therapeuten für die 175 Kinder da sind. bot

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