Der Familie fehlt das Geld Benefizturnier für einen Jungen mit Nierenkrebs
BONN · Wenn sich zwei Fußballfans nicht einigen können, wie ihre Mannschaft beim Gerümpelturnier heißen soll, dann muss ein Kompromiss her: Deshalb trat die Familie von Tim am Samstag als "FC Bayern Köln" zur Benefizveranstaltung auf dem Tannenbuscher Kunstrasenplatz an.
Dabei drehte sich alles um den Neunjährigen: Tim ist an Nierenkrebs erkrankt und macht eine Chemotherapie durch, seine Niere wurde bereits in der vergangenen Woche entfernt.
Nun braucht der kleine Bayern-Fan eine sterile Umgebung zu Hause. Das Mietshaus entsprechend umzubauen, kostet Geld, das seine Mutter Silke Scherneck nicht hat. Sie ist alleinerziehend und hat fünf Kinder zu versorgen. Deshalb kam ihre Freundin Ramona Greis auf die Idee, eine Benefizveranstaltung auszurichten. "Es war sehr leicht, Leute dafür zu finden", sagte sie. "Nach zwei Tagen stand alles."
Über Facebook hatte sie zum Gerümpelturnier aufgerufen. Ausreichend Helfer waren schnell gefunden, und schließlich hatte man auch 16 Teams zusammen, die so kreative Namen trugen wie "PSV Motteköpp", "FC Fischstäbchen", "Schaschlick United" und "Rheinische Autopflege". Mit den "Jecken Kontrolleuren" war auch ein Team von den Stadtwerken dabei, bei denen Schernecks Lebensgefährte Dirk Frechen arbeitet.
Durch Startgelder, den Verkauf von Essen, Getränken und Tombola-Losen sowie Spenden kamen laut Frechen insgesamt 6800 Euro zusammen, die von einigen Mitveranstaltern verwaltet werden. Die Familie, die auf Hartz IV angewiesen ist, bekommt dann entsprechende Gutscheine, wenn sie etwas braucht.
1000 Euro steuerte übrigens der Stargast der Veranstaltung bei: Ex-FC-Köln-Spieler Mathias Scherz kam vorbei, um Tim kennenzulernen, dessen Schicksal ihn bewegt hatte. Er signierte Bälle, T-Shirts und Unterarme, kickte mit Tim und leitete die Verlosung einer besonderen Aktion. Der Meistbietende nimmt mit Tim an einem Rundflug über Bonn teil.
Man habe versucht, die ganze Traditionsmannschaft des 1. FC Köln nach Tannenbusch zu holen, sagte Frechen, aber Scherz habe als einziger Zeit gehabt.
Die Teams spielten für Spaß und Ehre, und dass die drei besten Mannschaften Pokale bekamen, blieb bis zur Siegerehrung ein Geheimnis. Die Frauenmannschaft "Dalina United" malte sich keine Chancen gegen die Männerteams aus, hatte aber jede Menge Spaß dabei. Und bei den Herren war man so nett, die Damen nicht haushoch verlieren zu lassen. Namensgeberin Dalina (4), die im Rollstuhl sitzt, wurde auch übers Feld getragen und kickte mit Papas Hilfe auch mal einen Ball ins Netz. "Die Aktion finde ich gut", sagte ihre Mutter Lidwina Frings.
Tim erlebte einen aufregenden Tag. Seiner Familie hat die Veranstaltung viel gebracht, und sie hat gezeigt, dass man sich im Ernstfall auf Freunde verlassen kann.
