Ungenutztes Parkhaus in Tannenbusch Anwohner kritisieren mangelnde Pflege

TANNENBUSCH · Es muss sie gegeben haben. Die Zeiten, als Studenten bevorzugt mit dem Auto durch die Stadt fuhren. Ein großzügiges Parkhaus hat man ihnen in den 60er Jahren gebaut.

An der Hirschberger Straße gibt es gleich zwei Ebenen, ein Art dunkles Tiefgeschoss, darüber ein Plateau, das mit Betonstreben überspannt ist. Über den Daumen gepeilt stehen dort fast 300 Parkplätze zur Verfügung. Doch niemand nutzt sie. Nur Gras und Büsche machen sich in Ritzen und Pflanzenkästen breit.

Kein Wunder, dass ein solch verlassener Ort auf manche eine besondere Anziehungskraft ausübt. Jugendliche treffen sich manchmal dort, ein Stadtstreicher hat nach Angaben der Hausverwaltung des Wohnheims Tannenbusch 2 auch schon häufiger dort übernachtet.

Doch das Studentenwerk schaut, dass in den dunklen Ecken nichts liegenbleibt, was leicht brennen könnte. Ein verkokelter Bürostuhl, der vor ein paar Tagen noch im Untergeschoss lag, ist weggeräumt worden. Immer wieder rückten Polizei oder Feuerwehr an, sagen Nachbarn.

Das bunte, freundlich wirkende Studentenheim mit seinen 565 Wohnplätzen ist ein regelrechter Kontrast zum Grau der Parkdecks. "Damals in den 60er Jahren gab es einen Parkschlüssel", sagt Robert Anders, Pressesprecher des Studentenwerks. "Die Fläche musste nachgewiesen werden."

Heute hätten die Studenten keine Autos mehr, dafür Studitickets für den Bus, so einer der Hausverwalter. Zuletzt hatte er Anfang 2013 einen Wagen auf einem der Parkplätze gesehen - mit eingeschlagenen Scheiben. Doch auch wenn heute weitaus weniger Stellplätze nachgewiesen werden müssten, "ist es mir ein Rätsel, was sich der Architekt dabei gedacht hat".

Seine Kollegin kann sich erinnern, dass vor gut 15 Jahren noch BMW Cabrios und Mercedes dort herumfuhren. In den 60er und 70er Jahren, als Neu-Tannenbusch wuchs, gab es eben die Konzepte von einer autogerechten Stadt. Ein Zeichen des damaligen Fortschritts war auch die leider störanfällige Müllabsauganlage, die vor ein paar Jahren abgebaut wurde.

Jutta Eschweiler wohnt mit ihrem Mann Manfred seit 1986 neben dem Parkhaus. "Das darf doch nicht sein, dass man das hier verkommen lässt", kritisiert sie das Studentenwerk und meint vor allem den Grünstreifen zwischen den Parkplätzen und ihrem Grundstück. Dort wuchern Bäume und Büsche.

"Wir mussten wegen des Gestrüpps schon das Garagendach erneuern", sagt Eschweiler. Für ihren 73-jährigen Mann sei es aber mittlerweile zu beschwerlich, dort hinaufzuklettern. Sie kritisiert zudem, dass ein blickdichter Zaun eingeknickt sei. Den hat das Studentenwerk nun schon erneuern lassen, ist mit dem Ergebnis aber noch nicht zufrieden.

Der Hausverwalter sagt, dass der Grünstreifen ein Stück Niemandsland sei. Anwohner hätten dort auch schon ihre Grünabfälle hineingeworfen. Er sei für die Nachbarschaft ansprechbar, und wenn etwas auf andere Grundstücke ranke, müsse das entfernt werden.

Langfristig kann anstelle der Parkplätze ein weiterer Neubau entstehen. Doch aktuelles Projekt ist der Neubau am abgerissenen Studentenheim Tannenbusch 1, was laut Anders rund 18 Millionen Euro kostet. Das Konzept der Sozialen Stadt sehe vor, die Fußgängerbrücke über die Agnetendorfer Straße abzureißen. Da bestehe allerdings die Sorge, dass dann wohl auch die 25 behindertengerechten Garagenplätze dort wegfallen würden. Für das Studentenwerk ist das keine Lösung.

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