Ermekeilkaserne in Bonn Wunsch nach neuen Wohnungen

Bonn · Vor zwei Jahren verließen die letzten Mitarbeiter des Bundesverteidigungsministeriums die Ermekeilkaserne in der Südstadt. Seit August sind in einigen der neueren Bauten auf dem rund 24 000 Quadratmeter großen Gelände fast 700 Flüchtlinge untergebracht.

 Werkstattgespräch: Architekt Peter Empting erklärt auf einem Luftbild die Nutzungsmöglichkeiten der Ermekeilkaserne. FOTOS: BARBARA FROMMANN

Werkstattgespräch: Architekt Peter Empting erklärt auf einem Luftbild die Nutzungsmöglichkeiten der Ermekeilkaserne. FOTOS: BARBARA FROMMANN

Foto: barbara frommann

Und seit Samstag diskutieren Bürger mit Architekten und Vertretern des städtischen Planungsamtes im denkmalgeschützten Haus 2 an der Ermekeilstraße über die künftige Entwicklung des Areals in bester Bonner Wohnlage.

Das Interesse an der freien Planungswerkstatt ist nicht nur bei Anwohnern der Südstadt groß. Fast die Hälfte der mehr als 50 Bürger, die sich ab 10 Uhr zur Ideensammlung einfanden, kamen aus anderen Stadtteilen Bonns. Schnell wurde deutlich: Ganz oben auf der Wunschliste steht für die meisten die Schaffung von bezahlbaren Wohnungen. Das war schon bei der Auftaktveranstaltung zur Vorbereitung der Planungswerkstatt vergangene Woche im Stadthaus deutlich geworden: "Wohnen, wohnen, wohnen", hatte dort zum Beispiel ein Bürger das aus seiner Sicht wichtigste Ziel zur Entwicklung des Geländes formuliert.

"Ich hoffe, dass es hier endlich mal weitergeht"

Aber auch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben und eines Museums, in dem zum Beispiel die Geschichte des Militärs und der Friedensbewegung lebendig werden könnte, gehören zu den Vorschlägen. Eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, fände es schön, wenn neben Wohnungen auch Platz für kleinere Geschäfte geschaffen werden könnte. Sirkka Dreger wünscht sich Räume für Kleingewerbe und Mehrgenerationenhäuser. "Ich hoffe, dass es hier endlich mal weitergeht", sagte die Yoga-Lehrerin.

Ein Wunsch, den sehr viele Teilnehmer äußerten, sagte Planungsamtsleiter Michael Isselmann nach einer ersten Diskussionsrunde. Doch der ließe sich zurzeit nicht zuletzt auch wegen der immer noch laufenden Verhandlungen zwischen der Stadt Bonn und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), der Eigentümerin der Ermekeilkaserne, nicht so leicht erfüllen. Wie berichtet, hat die Stadt das Erstkaufsrecht, hält aber den von der Bima festgesetzten Kaufpreis von rund 13 Millionen Euro für überzogen. Bereits 2012 hatte der Rat beschlossen, für das Kasernengelände einen Bebauungsplan aufzustellen.

Laut Isselmann sind 200 bis 400 Wohnungen auf dem Gelände möglich. Er geht aber - auch angesichts der aktuellen Nutzung der Kaserne als Flüchtlingsunterkunft - davon aus, dass es nicht vor 2020 zu einer Umsetzung der Planungen kommen werde. Teilschritte seien aber möglich. "Unser Ziel ist es, dieses wichtige Quartier im Dialog mit den Bürgern zu entwickeln", sagte er. Die Kosten für die Planungswerkstatt von rund 50.000 Euro hält er deshalb für gut investiertes Geld.

"Das ist für mich eine Alibiveranstaltung"

Uli Merker von der Ermekeil-Initiative sieht die Werkstatt eher kritisch. "Das ist für mich eine Alibiveranstaltung", sagte er. Seiner Meinung nach hätte längst etwas mit der Kaserne geschehen müssen, und wenn man bestimmte Gebäude nur vorübergehend genutzt hätte. Was er damit meinte, machte Kristian Golla deutlich, der ebenfalls der Initiative angehört. Er führte die Teilnehmer nicht nur über das Gelände, sondern auch durch das ehemalige, denkmalgeschützte Mannschaftsgebäude - Baujahr 1880.

Es steht seit 17 Jahren leer und werde lediglich hin und wieder von der Bima an Filmproduktionsfirmen vermietet, berichtete Golla. Gut 7000 Quadratmeter Fläche sind somit seit Jahren ungenutzt in einer Stadt, in der Wohnraum fehlt. "Da hätte man doch schon lange etwas machen können", ist sich Merker mit vielen anderen Teilnehmern einig.

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