Bonner Studentenwerk Traditionsreiches Gästehaus steht zum Verkauf

BONN · Professoren und Nachwuchsforscher aus aller Welt gingen hier ein und aus: Seit 1997 bot das Studentenwerk in der schmucken Gründerzeitvilla an der Schumannstraße 5 Gastwissenschaftlern der Universität eine angemessene Unterkunft.

 Diese Gründerzeitvilla an der Schumannstraße will das Studentenwerk verkaufen.

Diese Gründerzeitvilla an der Schumannstraße will das Studentenwerk verkaufen.

Foto: Wein

"Das Haus war weltweit unter Wissenschaftlern, die für eine begrenzte Zeit in Bonn tätig werden wollten, bekannt", schreibt der Eigentümer selbst.

Damit ist jetzt allerdings Schluss: In einem Bieterverfahren hat das Studentenwerk die Immobilie mit rund 250 Quadratmetern Wohnfläche zum Verkauf angeboten. Konkrete Verhandlungen mit dem Meistbietenden stehen nach der zweiten Bieterrunde nun unmittelbar bevor, bestätigt Geschäftsführer Hans Jürgen Huber. Mindestens 690.000 Euro möchte das Werk mit dem Verkauf erzielen. Angesichts der Lage und des guten Zustands dürfte die Immobilie aber zu einem erheblich höheren Preis verkauft werden. Für mindestens 1,2 Millionen Euro möchte sich das Studentenwerk überdies von seinem Wohnheim mit 72 Appartements an der Riemenschneiderstraße 2 gegenüber dem Bundesforschungsministerium trennen.

"Wir haben derzeit 36 Liegenschaften in Bonn mit insgesamt 3700 Plätzen. Das ist auf Dauer nicht wirtschaftlich", erklärt Huber. Den Grundsatzbeschluss dazu hat der erst vor drei Monaten nach Bonn gekommene Geschäftsführer von seinem Vorgänger geerbt, aber er trägt diese Entscheidung inhaltlich mit. Das Studentenwerk müsse seine Immobilienbestände konsequent auf die tragfähigen Standorte verdichten und diese dann möglichst weiter ausbauen und auf den neuesten Stand bringen. Weitere kleine Standorte sollten mittelfristig aufgegeben und verkauft werden.

Dabei macht Huber keinen Hehl daraus, dass die derzeit angebotenen 3700 Studenten-Appartements angesichts von rund 40.000 Studierenden in der Region Bonn/ Rhein-Sieg das absolute Minimum bleiben müssen. Um die gröbsten Engpässe zu überbrücken, wurde auch das Gästehaus an der Schumannstraße schon im April für die allgemeine studentische Nutzung geöffnet. Die Mietverträge laufen allerdings Ende des Jahres aus, so dass der neue Eigentümer das Gebäude nach eigenem Ermessen nutzen kann. Das Wohnheim an der Riemenschneiderstraße hingegen ist baurechtlich auch nur als solches vorgesehen.

Der Gebäudebestand wächst derzeit in Tannenbusch

Bis Mitte kommenden Jahres wollen Huber und seine Mitarbeiter einen realistischen Masterplan entwickeln, wie das Studentenwerk sich künftig aufstellen soll. Mittelfristig hofft die Geschäftsführung, wieder bis zu 4200 Wohnplätze anbieten zu können, wie es sie noch vor sechs Jahren gab. In einem ersten Schritt wächst der Gebäudebestand derzeit in Tannenbusch um sieben vierstöckige Wohnheimgebäude im Passivhaus-Standard. In der zweiten Jahreshälfte 2016 sollen dort 210 Studierende einziehen. Neben Einzelzimmern werden auch Wohnungen mit bis zu vier Zimmern für junge Familien errichtet. Vier Appartements sind eigens für Rollstuhlfahrer konzipiert.

Außerdem wurde 2014 an der Drususstraße in der Nordstadt ein altes Wohnheim abgerissen. Derzeit wird es durch einen besonders energiesparenden Neubau für 72 Bewohner ersetzt. 6,8 Millionen Euro werden allein dazu investiert. Auch dort sollen schon im kommenden Jahr erste Mieter einziehen. Da bei aller Nachverdichtung der Ausbau den wachsenden Bedarf wohl nicht decken kann, halte man auch nach einem weiteren größeren Standort möglichst in der Nähe von Universitäts-Einrichtungen Ausschau, erklärt Huber. Dort könnte es dann auch wieder ein Angebot für Gastforscher geben. Huber sagt: "Das ist zwar nicht unsere vordringliche Aufgabe. Aber wir sprechen mit der Universität darüber und würden dieses Angebot gerne wieder unterbreiten."

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