Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bonn Theodor Heuss kam abends zum Feiern vorbei

BONN · Tagtäglich ging der junge Chemiestudent Claus Friebel auf seinem Weg vom Institut in Poppelsdorf zur Mensa an dem Neubau an der Königstraße vorbei.

 Jubiläum: (von links) Claus Friebel, Michael Pues und Herbert Menkhoff.

Jubiläum: (von links) Claus Friebel, Michael Pues und Herbert Menkhoff.

Foto: Roland Kohls

"Hier will ich einmal hin", wünschte sich der junge Mann damals. Währenddessen kämpfte Herbert Menkhoff mit unangenehmen "Überraschungen". "Bei den Bodenarbeiten stießen wir unverhofft auf Treibsand und mussten die gesamte Betonkonstruktion ändern", erzählte er jetzt. Als junger Bauingenieur überwachte er damals die Arbeiten.

Jetzt trafen sich die beiden Männer wieder und fühlten sich gleich zu Hause: Mit einem "Fest der Generationen", so Michael Pues, Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde, feierten jetzt ehemalige und derzeitige Bewohner das 60-jährige Bestehen des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses, dem Studentenwohnheim der Evangelischen Studierendengemeinde in der Bonner Südstadt.

Zur Einweihung im November 1954 kam sogar hoher Besuch. Denn bei der offiziellen Übergabe war auch der damalige Bundespräsident Theodor Heuss dabei. Ihm gefiel die Atmosphäre und die Gesellschaft der jungen Studierenden offenbar so gut, dass er vollkommen überraschend am Abend noch einmal - diesmal allerdings inoffiziell - vorbeikam. Noch heute wird in dem Studentenwohnhaus ein Zigarrenschneider, den Heuss damals benutzt hat, sicher verwahrt. "Den fand ich gut geschützt in meinem Schreibtisch, als ich mein Amt hier antrat", erzählte Michael Pues.

Claus Friebel hatte damals Glück. Er bewarb sich um einen Wohnplatz, erhielt schnell eine Zusage und zog schließlich im Wintersemester 1955/56 ein. "Das war eine ganz tolle Zeit hier", schwärmt er noch Jahrzehnte später von seinem Studentenleben.

Eine besondere Atmosphäre herrscht auch heute noch im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. "Die intensive Gemeinschaft hier ist etwas ganz Einmaliges", meint Daniel Storb. Der 21-jährige Saarländer lebt seit zwei Semestern hier. "Man ist nie allein, trifft sich zum gemeinsamen Frühstück, hat aber auch die Möglichkeit, sich jederzeit in sein Zimmer zurückzuziehen", erklärt der Theologiestudent. "Das sind Rituale, die man von zu Hause kennt und die hier weiter gelebt werden."

Auch Claus Friebel hat in den 1950er Jahren an der Königstraße nicht einfach nur ein Dach über dem Kopf gefunden. "Es haben sich hier Freundschaften gebildet, die ein Leben lang gehalten haben", resümierte der Chemiker zufrieden.

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