Straßenbeleuchtung in der Südstadt Stadtwerke tauschen letzte Gasleuchten

BONN · Die Südstadt wird künftig in einem anderen Licht erstrahlen: Die Bonner Stadtwerke bauen zurzeit Gaslaternen in der Niebuhrstraße ab, die durch gleiche, aber mit Strom betriebene Modelle ersetzt werden.

Gut erhaltene Laternenpfähle bleiben dennoch stehen, marode werden gegen Modelle ausgetauscht, die den alten Laternen optisch gleichen.

Gut erhaltene Laternenpfähle bleiben dennoch stehen, marode werden gegen Modelle ausgetauscht, die den alten Laternen optisch gleichen.

Foto: Volker Lannert

Gut erhaltene Laternen bleiben zwar stehen, werden aber auch künftig mit Strom betrieben. Danach findet man die alten Gasleuchten nur noch in der Diezstraße an der Elisabethkirche, und auch dort sollen sie laut SWB-Sprecherin Veronika John bis Ende des Jahres verschwinden.

Der Grund: Die Gasleuchten sind teurer als elektrische, auch nicht mehr auf dem neuesten Stand, so dass die Stadt die Umrüstung beschlossen hatte. Sie werden laut John durch Lampen mit Metalldampfleuchtmittel ersetzt.

Das geschieht aber nicht jetzt erst, sagte John: In den vergangenen Jahrzehnten wurden sukzessive die Gaslaternen in der Südstadt umgerüstet oder, wie in der Niebuhrstraße, komplett ersetzt, inklusive der Masten. Zudem werden teils weitere aufgestellt: "Die Ansprüche an die Ausleuchtung sind heute höher als vor zehn oder 20 Jahren. Das hat oft mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl zu tun."

Bürger wünschen sich "augenfreundliches Licht"

Angelika Lager, seit 1982 Anwohnerin in der Niebuhrstraße, ist gespannt, wie die Beleuchtung später ausfallen wird. "Es ist bislang manchmal ein bisschen düster." Sie wünscht sich, dass es künftig in der Straße heller wird, aber nicht zu grell: "Licht, das wirklich augenfreundlich ist." Sie hätte es außerdem begrüßt, wenn die Stadt die Anwohner informiert hätte. "Ich bin rausgegangen und habe die Bauarbeiter gefragt, was sie da machen", so Lager.

Einigen Anwohnern in der Südstadt sind die neuen Leuchten in der Tat zu hell: In der Lessing-, der Goethe- und einigen anderen Straßen findet man Laternen, die zu den Häusern hin halbseitig mit Alufolie abgeklebt sind. "In Einzelfällen prüfen wir, ob es eine Möglichkeit der Abdunkelung gibt", erklärt John. Die könnten Anwohner bei den Stadtwerken beantragen.

Gasbetriebene Straßenlaternen ersetzten im 19. Jahrhundert die Öllampen, die man manuell entzünden und löschen musste. Wann genau die Gaslaternen in der Südstadt einst aufgestellt wurden, ist nicht mehr bekannt. Es werde nach 1850 geschehen sein, meint Norbert Volpert, Geschäftsführer von "StattReisen".

Die Südstadt wurde ab diesem Jahr ausgebaut, so der Stadtführer, außerdem eröffnete 1854 der Privatunternehmer Alexander Oster im Bonner Norden die erste Gasfabrik in dieser Stadt.

"Die Stadtväter waren damals skeptisch", weiß Volpert. Die Qualität des Gases sei nicht besonders gut gewesen, so dass die Anwohner mit schlechtem Geruch und anderen Umweltbelastungen leben mussten. Aber Osters wirtschaftlicher Erfolg überzeugte sie: 1879 wurde die Fabrik städtisch. "Die Stadt hat damit gut Geld verdient."

Ab 1899 hielt die elektrische Beleuchtung Einzug in die Stadt

Laut John wurden danach vereinzelt Straßenlaternen in Bonn mit diesem Gas betrieben. Mit der Gründung des ersten Bonner Elektrizitätswerkes, das 1899 den Betrieb aufnahm, hielt die elektrische Beleuchtung Einzug in der Stadt. Die ersten strombetriebenen Laternen standen zwischen Bahnhof und Marktplatz.

Im Dezember 1944 wurde die Gasfabrik zerstört. Zum Glück für Bonn hatte man damals schon eine Ferngasleitung verlegt, sagt Volpert: So konnte Bonn Ruhrgas aus Essen beziehen. "Das wurde bis 1950 genutzt, dann produzierte Bonn wieder eigenes Gas." Aber nur bis 1963, "dann wurde die eigene Gasproduktion eingestellt".

Die Stadt Bonn hatte die Gaslaternen erstaunlich lange weiterbetrieben, aber jetzt geht diese Ära zu Ende. Volpert überlegt, die Erinnerung an diese Leuchten aufrechtzuerhalten, indem er dazu eine Führung anbietet.

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