Pilotprojekt "Neugierde im Gepäck" im Museum Koenig Neun Kinder sind Museumsexperten

Bonn · Die Giraffen, Dromedare und der Elefant haben schlechte Karten. Nicht die auffälligsten Tiere im Museum Koenig haben Hafsa (14) und Sahra (15) ins Herz geschlossen, sondern den Nasenaffen oben im ersten Stock.

 Abschlusspräsentation: Ausbilderin Maria Proest (links) und ihre frisch gekürten Museumsexperten.

Abschlusspräsentation: Ausbilderin Maria Proest (links) und ihre frisch gekürten Museumsexperten.

Foto: Martin Wein

"Der strahlte uns so lustig an", sagte die 14-Jährige. Und außerdem ist der Primat aus Borneo total interessant. "Er liebt vor allem den Mangrovenbaum. Denn er mag seine Blätter, Samen und Früchte", sagte Hafsa. "Und seine Jungen werden nicht mit rotbraunem Fell geboren, sondern sind fast blau-schwarz", ergänzte Sahra.

Hafsa und Sahra sind zwei von neun Kindern und Jugendlichen, die seit Januar im Pilotprojekt "Neugierde im Gepäck" zu echten Museumsexperten ausgebildet wurden. Am Sonntag zeigten sie bei der Abschlusspräsentation ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in zwei Familienführungen zu ihren Lieblingstieren. Der Clou an dem Projekt aus der Zusammenarbeit von "Museum macht stark" und "Kultur macht stark": Museumspädagogin Maria Proest gewann das Kinder- und Jugendform der evangelischen Lukaskirchengemeinde in Auerberg und das Jugendzentrum St. Cassius von Heimstatt Bonn als Bündnispartner. Sie vermittelten junge Teilnehmer, die wenig Kontakt mit Kultur und Museen haben.

Wie ein toll gemachter Film gestern zeigte, hat die Gruppe in den vergangenen Monaten nicht einfach "nur" das Museum erkundet und viele Berufe vom Tierpräparator bis zum Ausstellungsmacher kennengelernt. Jeder befasste sich intensiv mit seinem Lieblingstier und stellt es künftig im neuen Audioguide anderen Kindern vor. Auch die Audiodateien haben die Teilnehmer selbst bearbeitet. Und in einem Theater-Workshop verloren sie die Scheu vor anderen Menschen. "Die erste Führung war noch total peinlich", erinnerte sich Hafsa. "Aber nach einigen Wochen hat es Spaß gemacht."

Der neunjährige Georg erzählte in der Polarwelt-Ausstellung hinter der Savanne etwas zum Kaiserpinguin. Für die Führung hatte er extra ein Pinguin-Longshirt angezogen. "Der Kaiserpinguin kann acht bis 18 Minuten lang tauchen - viel länger als ich", erzählte Georg. Und noch besser ist, dass der Vogel dabei gar nicht nass wird: "Er gibt ein Sekret ab, das seine Federn undurchlässig für Wasser macht." Dann ging es nebenan zum Polarfuchs, den sich Sophie ausgesucht hat, weil Fuchs und Fähe fast immer das ganze Leben lang zusammenbleiben. Später ging es zurück in die Savanne, zu Leopard, Löwe und Elefant, die ebenfalls Patenkinder gefunden haben.

Ab Januar soll das Projekt mit neuen Kindern und Jugendlichen wiederholt werden. Interessenten oder Bildungspartner können sich im Museum melden. Doch auch Hafsa, Sahra, Georg und Co. wollen dem Museum Koenig treu bleiben und in weiteren Führungen andere Kinder neugierig machen.

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