Museum Koenig Neues Haus für die Artenerforschung

BONN · Gute Nachrichten hat die Bonner SPD-Landtagsabgeordnete Renate Hendricks für das Museum Koenig: Im Haushalt 2015 der Landesregierung stünden 21,3 Millionen Euro für einen Erweiterungsbau des Forschungsmuseums bereit.

 Bernhard Misof leitet das Zentrum für Molekulare Biodiversitätsforschung.

Bernhard Misof leitet das Zentrum für Molekulare Biodiversitätsforschung.

Foto: Horst Müller

Der Haushaltsentwurf ist kürzlich in den Landtag eingebracht worden und wird voraussichtlich im Dezember verabschiedet werden.

Museumsdirektor Professor Wolfgang Wägele zeigte sich gestern sowohl erfreut als auch überrascht. "Offiziell ist es noch nicht", sagte er, bestätigte indes, dass es schon "seit Jahren" Verhandlungen mit dem Land gebe. Seit etwa zehn Jahren schon baue das Institut schrittweise einen neuen Forschungsschwerpunkt "Molekulare Biodiversitätsforschung" auf.

"Das ist europaweit einzigartig und verschafft uns einen enormen wissenschaftlichen Konkurrenzvorsprung", sagte der Leiter des Lehrstuhls "Spezielle Zoologie" und Sprecher der Forschungsmuseen der Leibniz Gemeinschaft.

Vor drei Jahren wurde das Zentrum für Molekulare Biodiversitätsforschung (ZMB) offiziell eingeweiht. Professor Bernhard Misof ist Inhaber des Lehrstuhls, zu dem bisher sechs feste Wissenschaftler, mehrere technische Assistenten und Doktoranden gehören.

"Zurzeit arbeiten wir in angemieteten Räumen, im Museum Koenig befindet sich ein Molekularlabor. Das alles ist aber nicht effizient", heißt es. Dieses Wissenschaftszentrum im Museum Koenig hat das Ziel, mit dazu beizutragen, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt. Dafür müsse man aber intensiv forschen. Vor allem fehlte es an Daten: "1,8 Millionen Organismen sind beschrieben, wir müssten aber 25 Millionen beschreiben."

Von Bonn aus wird beispielsweise ein Projekt koordiniert, mit dem Arten erfasst und beschrieben werden. Mit einem Decoder können wissenschaftliche Mitarbeiter auf einfache Art Tiere analysieren und dokumentieren. Und zwar auf genetischer Basis. Die Mitarbeiter nehmen einen genetischen Fingerabdruck, dieser wird zentral dokumentiert. "Das bedeutet eine ungeheure Beschleunigung der Erforschung", sagte Misof.

Grundlage der Beschreibung der Tierarten sind so genannte DNA-Barcodes. Anhand von Abschnitten der Erbanlagen können die Arten nicht nur beschrieben, sondern auch verglichen, Verwandtschaften somit bestimmt werden. Auf diese Art und Weise können Prozesse der Evolutionsgeschichte wesentlich einfacher als bislang beschrieben werden, heißt es.

Der Bedarfsplan der Forscher sieht ein Haus vor mit einer Nutzfläche von etwa 4000 Quadratmetern, wo für den Anfang etwa 20 Mitarbeiter Platz finden sollen. Wichtig sind Platz für eine Bibliothek und ein Archiv für genetisches Material. "Wir haben hier nicht mal Platz für die Robotik der Labors", so Wägele. Und auch eine Flüssigstickstoffanlage müsste eingerichtet werden, um tiefgefrorene Gewebeproben aufbewahren zu können.

Der Neubau soll zur Hälfte vom Land, zur Hälfte vom Bundesforschungsministerium finanziert werden. Auf dem jetzigen Gelände des Museums Koenig gibt es keine Möglichkeit für den Neubau. Angedacht ist, dass ein Investor auf einem noch zu erwerbenden Grundstück einen Neubau realisiert, der dann aufgekauft wird, so Wägele. Er rechnet damit, dass der Lehrstuhl "Ende 2016/Anfang 2017" sein neues Domizil beziehen kann.

"Derzeit erarbeiten das Innovationsministerium und das Museum Koenig die vorbereitenden Planungen für die Erweiterung des Museums", sagte Hendricks. "Ich hoffe sehr, dass der Haushaltsentwurf, so wie er jetzt vorliegt, auch verabschiedet wird, denn mit der Bereitstellung der Mittel zeigt das Land seine Wertschätzung für die wichtige Arbeit des Museum Koenig. Es leistet eine hervorragende Arbeit sowohl als Forschungs- als auch als Bildungsstätte. Für den Forschungsstandort Bonn ist die baldige Erweiterung eine sehr gute Nachricht", so die Sozialdemokratin. Auch Wägele sieht die bisherige "exzellente Arbeit, die uns immer wieder bestätigt wird", anerkannt.

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