Ausgehen in Bonn Mozzarella aus Flohsamenschalen: Anke Cox betreibt das erste rein vegane Café in Bonn

BONN · Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl... Stopp! Dieses Rezept kommt nicht in die Küche des Mae´s Café, niemals. Beim besten Willen nicht. In der Südstadt wird ausschließlich vegan gekocht.

 Ist von der Treue ihrer Stammkundschaft selbst überrascht: Anke Cox in ihrem Café in der Südstadt. Überzeugungsarbeit muss sie nur noch bei ihrem Fleisch essenden Koch leisten.

Ist von der Treue ihrer Stammkundschaft selbst überrascht: Anke Cox in ihrem Café in der Südstadt. Überzeugungsarbeit muss sie nur noch bei ihrem Fleisch essenden Koch leisten.

Foto: Barbara Frommann

Zwar kennt jedes Kind diese Anleitung zum Kuchenbacken, doch bei Anke Cox würde mit diesen Zutaten niemals gerührt, geknetet oder gebacken. „Bei mir müsste es heißen Sojamehl und Leinsamen, Agavendicksaft und Apfelmus. Aber das reimt sich ja noch nicht einmal.“ Schmeckt aber trotzdem gut, versichert sie.

Eier, Milch und erst recht Schmalz hat die 31-Jährige seit fünf Jahren aus ihrer Küche verbannt. Aber nicht nur tierische Lebensmittel sind für sie und ihren Mann tabu. Auch Honig, Wolle oder Leder lehnt sie ab. Aus ihrer Lebensphilosophie hat die überzeugte Veganerin ein Geschäft gemacht: Seit Oktober betreibt sie in der Südstadt das erste rein vegane Café in Bonn – Mae´s Café.

„Dabei war ich wirklich kein Kostverächter. Im Gegenteil, ich habe immer gerne gegessen, auch Fleisch“, erzählt Cox. Nach einem Fernsehbericht über Massentierhaltung hat sie ihr Leben allerdings von heute auf morgen verändert. Ein gutes halbes Jahr später war auch ihr Mann überzeugt. Sie recherchierte im Internet und besorgte sich entsprechende Bücher, bis sie schließlich „fit“ war in der veganen Küche. „Heute entdecke ich immer wieder neue Gerichte und neue Zutaten. Man glaubt gar nicht, wie abwechselungsreich und vielseitig diese Ernährungsform ist.“

Dabei ist das Backen noch die leichteste Übung. „Ich habe mittlerweile viel getüftelt und experimentiert. Bis zu drei Eier pro Kuchen kann man einfach weg lassen“, so die gelernte Gastronomin. „Werden mehr gebraucht, ersetze ich sie entweder durch Sojamehl, Apfelmus oder Bananenbrei.“

Eine Herausforderung ist jedoch die Baiserherstellung. „Daran habe ich wirklich sehr lange gewerkelt. Aber jetzt klappt's. Ich zerkleinere Leinsamen einfach in einem Hochleistungsmixer über eine längere Zeit, geben Wasser und Zucker dazu, fertig. Diese Masse lässt sich genauso verarbeiten und backen wie geschlagenes Eiweiß.“ Die heimische Küche muss für solche Experimente regelmäßig als Labor herhalten.

Kuchen, Torten Cupcakes, Brownies oder Cookies – die ganze Konditorenpalette lässt sich auch vegan herstellen. Dazu dann einen leckeren Kaffee – „aber ohne Milch“, lacht sie. Auch dafür gibt es Alternativen. Nicht allein Sojamilch, sondern Mandel-, Haselnuss-, Dinkel- oder Reismilch kommen bei ihr hinein. Diese wird natürlich ebenfalls selbst hergestellt. „Die Grundzutat einfach einweichen, pürieren und mit Wasser aufgießen. Fertig.“

Ideen für immer neue Rezepte bringt sie oft aus dem Urlaub mit. „Los Angeles ist wirklich ein Mekka für Vegetarier und Veganer“, erinnert sie sich an ihre letzte Reise. Seit dem USA-Trip gibt es bei ihr zu Hause nicht nur Burger aus Tofu, sondern auch aus Seitan, einem fleischähnlichen Produkt aus Weizeneinweiß. „Aus Seitan manche ich auch eine Art veganen Braten. Den muss man allerdings kräftig würzen, weil Seitan absolut geschmacklos ist.“

Selbst Mozzarella produziert sie mittlerweile vegan-gerecht. „Dafür verwende ich Cashewkerne und Flohsamenschalen“. Wie bitte? „Ja, Flohsamenschalen“, amüsiert sich Anke Cox und kennt diese Reaktion nur allzu gut. „Die bekommt man in jedem Bioladen, auch in Bonn.“ Das, was sie nicht vor Ort einkaufen kann, bestellt sie über spezielle Online-Shops.

Genau wie das original Gericht duftet mittlerweile ihr „Chili sin Carne“ in der Küche von Mae´s Café. Das wird mit Sojagranulat hergestellt und mit den üblichen Gewürzen abgeschmeckt. „Riecht wie Chili con Carne, schmeckt wie Chili con Carne und sieht ganz genauso aus“, versucht sie jeden Skeptiker zu überzeugen. Wer sich auf solche Experimente nicht einlassen will, dem empfiehlt sie als Einstieg ein Kichererbsen-Curry oder einen Salat aus rohem Grünkohl mit einem Mango-Papaya-Dressing.

Vom Erfolg ihres kleinen veganes Cafés ist sie immer noch vollkommen überrascht. „Ich habe schon nach so kurzer Zeit viele Stammkuchen, die selbst von weit her zu uns kommen“, freut sie sich. Einen muss sie jedoch noch von den Vorzügen ihrer Ernährung überzeugen. „Noch isst unser Koch Fleisch. Aber nicht mehr lange, ich leiste täglich Überzeugungsarbeit“, verspricht die Veganerin, die zufällig den gleichen Namen wie eine Apfelsorte trägt.

Mae´s Café, Königstr. 78, Rufnummer 0228/24263500. Mehr im Internet auf maes-cafe.de.

Vegan leben

Bei der veganen Ernährung handelt es sich um eine alternative Ernährungsform, die ausschließlich pflanzliche Lebensmittel und keine tierischen Produkte zulässt. Vegane Ernährung ist nicht nur eine besondere Ernährungsform, sondern beinhaltet auch eine eigene Weltanschauung. So wird zumeist nicht unbedingt zugunsten der eigenen Gesundheit auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs verzichtet, sondern um eine Ausbeutung der Tiere zu vermeiden. Neben tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Milch, Milchprodukte, Eier, Gelatine und Honig werden auch Kleidungsstücke aus Leder und Wolle abgelehnt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort