GA-Interview Martin Haselbauer: "Wir hätten den Mann nicht retten können"

BONN · Das sagte Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer über den Löscheinsatz in der Südstadt.

 Martin Haselbauer.

Martin Haselbauer.

Foto: Axel Vogel

Wieso besitzt die Bonner Feuerwehr keinen eigenen Teleskopgelenkmast?
Martin Haselbauer: Nach der Landesbauordnung hat jeder Anwohner das Recht auf einen zweiten Rettungsweg und dieser kann unter gewissen Voraussetzungen über die Rettungsgeräte der Feuerwehr sichergestellt werden. Ein Teleskopgelenkmast ist dafür nicht zwingend erforderlich. In Bonn haben wir flächendeckend unsere vier Drehleitern verteilt, damit wir an Einsatzstellen innerhalb von acht Minuten eine Menschenrettung durchführen können. Der Grund, warum wir in der Kurfürstenstraße ausnahmsweise einen Teleskopgelenkmast gebraucht haben, und das auch erst im Verlauf der Löscharbeiten, ist, dass wir von einer Bühne aus viel sicherer und damit zügiger löschen können. Hinbekommen hätten wir dies auch so, allerdings etwas umständlicher.

Das heißt, die Arbeiten wären ohne einen Teleskopgelenkmast nicht anders verlaufen?
Haselbauer: Das ist Spekulation. Bei der Drehleiter oder dem Teleskopgelenkmast gibt es Vor- und Nachteile. Der Mast benötigt mehr Zeit sowie Platz beim Aufbau. Sein Vorteil ist, dass man das letzte Gelenk abknicken und somit auch die Rückseite des Gebäudes erreichen kann. Unsere Drehleiter geht nur geradeaus, so dass wir bei den Nachlöscharbeiten in der Kurfürstenstraße nicht so gut an die Glutnester herankamen. Dem Mann hätten wir aber auch mit einem Teleskopgelenkmast nicht das Leben retten können. Es gab andere Gründe, die zum Tod führten.

Spielen auch Kosten eine Rolle?
Haselbauer: Sicherlich. Jede Kommune beurteilt selbst, was für sie erforderlich und sinnvoll ist. Bonn hat sich für die Drehleiter entschieden. Außerdem wissen wir, dass wir im Bedarfsfall jederzeit einen Teleskopgelenkmast anfordern können.

Also reicht die Drehleiter auch für die Südstadtbebauung?
Haselbauer: Grundsätzlich tut der vorbeugende Brandschutz alles dafür, dass wir mit unseren Drehleitern nahe genug herankommen, um sehr schnell eine Menschenrettung durchzuführen. Das ist immer unser erstes Ziel. Wie hoch ein Gebäudeschaden ausfällt, ist zweitrangig. Hier war es mit der Drehleiter vielleicht etwas aufwendiger, aber die Ausbreitung auf Nachbargebäude konnten wir verhindern.

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