Erstzugriffsoption Kauft die Stadt Bonn die Ermekeilkaserne?

BONN · Der Rat entscheidet nächste Woche über Erstzugriffsoption. Die Kaserne wird zurzeit vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr genutzt. Eine Initiative wünscht sich Wohnungen, Büros und Gastronomie.

Will die Stadt Bonn das Gelände der Ermekeilkaserne in der Südstadt kaufen, muss sie zunächst ihre grundsätzliche Bereitschaft gegenüber dem Bund, dem die Immobilie gehört, erklären. Eine entsprechende "Zweckerklärung für Erstzugriffsoption" passierte kürzlich einstimmig den Planungsausschuss. Letztes Wort hat nächsten Donnerstag der Rat. Die Kaserne wird zurzeit vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr genutzt und im zweiten Quartal 2013 freigeräumt.

Die für die Liegenschaft zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat die Stadt Bonn über die mögliche Erstzugriffsoption informiert. Die Stadt Bonn kann das etwa 2,5 Hektar große Gelände also erwerben - ohne Bieterverfahren. Dafür muss sie aber nachweisen, dass der Erwerb "unmittelbar der Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe" dient, zu der die Stadt gesetzlich verpflichtet ist. Im Falle der Ermekeilkaserne käme ein Erwerb durch die Stadt aus Sicht der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben etwa aus Gründen der Stadtentwicklung, der Schaffung von Wohnraum oder der Wirtschaftsförderung in Betracht, ließ Planungsamtschef Michael Isselmann die Ausschussmitglieder wissen. Dazu gehört auch die Schaffung einer Kindertagesstätte zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf Betreuung.

Nun muss ein Gutachter den Verkehrswert der attraktiven Immobilie ermitteln. Daraus ergebe sich ein verbindliches Angebot, so Isselmann. "Mit dem Erwerb der Liegenschaft würde die Bundesstadt Bonn über die planungsrechtliche Steuerung hinaus zusätzliche Möglichkeiten erhalten, die Entwicklung des Gebietes zu steuern.

Im Fokus steht das zentrale Thema der Schaffung von Wohnraum, besonders die Schaffung von preisgünstigem Wohnraum direkt in der Stadt in integrierter Lage", hieß es. Isselmann verwies auch auf den Masterplan Innere Stadt, nach dem das Areal ein wichtiger Baustein für die Innenstadtentwicklung ist. Außerdem liegt das Ergebnis eines Absolventenwettbewerbs vor, den die Stadt 2012 mit der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) auslobte.

Für die "Initiative zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne", die sich seit acht Jahren für ein integriertes Nutzungskonzept einsetzt, ist die Entscheidung des Ausschusses die erste Stufe zur Realisierung eines "Quartiers der Integration und Vielfalt", so Uli Mercker und Kristian Goller von der Initiative, die ein detailliertes Nutzungskonzept vorlegte. Es sieht neben Büros und Werkstätten für Dienstleister generationenübergreifendes Wohnen und ein "Interkulturelles Begegnungszentrum" vor.

"Die Ermekeilkaserne soll Wohn- und Lebensraum für alle Bevölkerungs- und Einkommensschichten bieten. Der Standort soll zu einem Ort der Vielfalt und des Zusammenlebens in neuen Nachbarschaften, unter Einbindung der bestehenden Quartiersbewohnerstrukturen werden", so die Initiatoren. Das Areal biete mit dem teils historischen Baubestand - etwa das Stabsgebäude von 1904 und das Mannschaftsgebäude von 1884 - ideale Bedingungen, um Wohnungen für Studenten, Familien, Alleinerziehende, Singles und Senioren zu schaffen. Zudem plädiert die Initiative für neue Trägerformen, etwa Genossenschaften, wie es das Wohnprojekt Amaryllis in Vilich-Müldorf praktiziert. Dabei erklären sich jene mit höherem Einkommen solidarisch mit Bewohnern, die weniger haben.

Aber die Initiative sieht auch Chancen für moderne Wohnformen wie "Co-Housing", wo es gemeinschaftlich genutzte Räume gibt, oder auch die Integration von Wohngruppen für Menschen mit Betreuungsbedarf. Dazu etwa gewerbliche Nutzung, Gastronomie sowie Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen und ein Begegnungszentrum - das ist die Vision der engagierten Bürger.

Werkstattgespräch
Nach Vorstellung der Initiative zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne soll dort ein Ort entstehen, an dem Menschen aller Generationen - unabhängig vom sozialen Status, beruflichen und kulturellen Hintergrund - ihre Lebensentwürfe zueinander in Beziehung setzen. Am Donnerstag, 23. Mai, von 19 bis 21.30 Uhr will sie im Saal der Luther- Kirchengemeinde, Kurfürstenstraße 20 b, ihre Ideen zur Diskussion stellen.

Kontakt
Initiative zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne , Telefon 0228/69 22 55, Fax 0228/69 29 06, E-Mail: info@ermekeilkaserne-zivil.de, Internet: www.ermekeilkaserne-zivil.de

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