Markus Merk in der Kreuzkirche Fußball als Hoffnungsträger

BONN · Die Frage, welches das größte oder bedeutendste Spiel seiner früheren Schiedsrichterlaufbahn war, mag der dreimalige "Weltschiedsrichter" Markus Merk eigentlich nicht. Aber eins gebe es doch, sagte er gestern Abend bei seiner Kanzelrede in der evangelischen Kreuzkirche.

 Musik und Worte zum Nachdenken gab es am Wochenende in der Kreuzkirche: die "New York Gospel Stars".

Musik und Worte zum Nachdenken gab es am Wochenende in der Kreuzkirche: die "New York Gospel Stars".

Foto: Horst Müller

Er erzählte dann jedoch nicht von einem Championsleague- oder Länderspiel, sondern über eins im vom Bürgerkrieg gebeutelten Sierra Leone am 18. März 2004: "Ein Spiel, inoffiziell und doch wichtig, unglaublich und doch wahr."

Er und einige Schiedsrichterkollegen, die für die UEFA-Kampagne "Schützt Kinder im Krieg" dort waren, richteten ein Spiel zwischen zwei Flüchtlingscamps aus. "Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf der Suche nach physischer und psychischer Rehabilitation" habe er dort angetroffen. "Menschen aus vielen Ländern spielen ihnen den Ball zu": Der Zahnarzt und dreimalige Weltschiedsrichter hat das wörtlich genommen und erlebt, "was 90 Minuten Fußball bewirken und bedeuten können: Pure Freude und Lebenslust, vergessene Schicksale verlorener Familien fern der Heimat". Das sei mehr als nur ein Spiel gewesen: "Fußball als Hoffnungsträger."

Diese Hoffnung hat Merk gegeben oder, in Anlehnung an das "Gleichnis vom Sämann" aus dem Markusevangelium, gesät. Dieses hatte er sich zum Leitmotiv für den Vortrag gemacht. Merk erzählte von seinen Aktivitäten jenseits der "Glitzerwelt des Fußballs": Er ist Botschafter der besagten UEFA-Kampagne, hat Waisenhäuser, Schulen und Altenheime in Südindien initiiert. Zu allem hatte er auch Bilder zur Kanzelrede mitgebracht. Merk berichtete von der "besonderen Nacht" als Zahnarzt in Indien, in der er beschloss, eigene Projekte zu starten und damit die Saat auszuwerfen. Das bedeute auch, "den Platz in seinem Leben immer wieder zu suchen und zu finden". Für ihn gelte: "Die Frucht ist aufgegangen." Aber dafür bedürfe es auch eines starken Willens, das habe ihn eine Reise zum Nordpol gelehrt.

"Wer nichts sät, kann im Leben nicht ernten", sagte Merk. "Man darf nicht aufgeben, muss immer begeistert sein und den Willen haben, auch guten Boden zu finden." Das sei überall auf der Welt möglich.

Die Kanzelreden-Reihe wird von der Kreuzkirche und der Bildungseinrichtung Evangelisches Forum veranstaltet. Den musikalischen Rahmen boten Stefan Horz an der Orgel und Matthias Höhn an Querflöte, Sopransaxofon und Dudelsack. Passend zum Thema präsentierten sie ihre Versionen eines Werkes von Händel, das Vorlage für die Champions-League-Hymne war, und den Song "You'll never walk alone".

Musik gab es auch am Samstag in der Kreuzkirche: Die "New York Gospel Stars" sorgten mit Klassikern wie "Oh Happy Day", "Amen" und "Whole World in his Hands" für einen mitreißenden Abend. Das Ensemble hat sich in den letzten Jahren auch in Deutschland einen Namen gemacht und möglicherweise mit diesem Auftritt weitere Fans gewonnen.

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