Neue Einrichtung in der Ermekeilkaserne Flüchtlingsunterkunft weckt großes Interesse

BONN · Das Interesse an der neuen Flüchtlingsunterkunft in der Ermekeilkaserne in der Südstadt ist offensichtlich groß: Mehr als 250 Bürger kamen am Donnerstagabend zur eilig einberufenen Versammlung in den Gemeindesaal der Lutherkirche. Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) informierten über alle Details rund um die Einrichtung. Die Veranstaltung verlief friedlich und störungsfrei.

Schon am Samstag soll der erste Bus mit rund 50 Flüchtlingen in der Südstadt eintreffen, teilte DRK-Kreisverbandsvorsitzender Georg Fenninger mit. "Das ist viel früher, als wir gedacht haben, deshalb werden wir zunächst mit ehrenamtlichen Helfern den Betrieb organisieren müssen."

DRK-Betreuungsgesellschaft übernimmt die Betreuung

In etwa 14 Tagen werden Profis das Haus übernehmen: Die gemeinnützige DRK-Betreuungsgesellschaft (BSE), die bereits einige Flüchtlingsunterkünfte im Auftrag des Landes NRW betreibt. Dabei handelt es sich wie auch bei der Ermekeilkaserne um Zwischenunterkünfte, in denen die Flüchtlinge auf ihre Verteilung auf die einzelnen Kommunen warten und im Durchschnitt etwa ein bis zwei Wochen verbringen, erklärte Werner Stage von der BSE.

"Allerdings können wir nie genau sagen, wie lange jeder Einzelne bleibt. Das kann manchmal ein Tag sein, es können aber auch viele Wochen werden." Wie Fenninger zeigte sich auch Stage sichtlich überrascht über den großen Andrang und die Hilfsbereitschaft der Menschen im Saal. "Das habe ich bisher noch nicht erlebt", sagte er anerkennend.

Ehrenamtliche Helfer

Zuvor hatte Lutherkirchen-Pfarrerin Ulrike Veermann von der Flut an Hilfsangeboten berichtet, die Freiwilligen jedoch noch um Geduld gebeten. Schließlich muss sich der Betrieb erst einspielen, machte Fenninger deutlich. So werden am Freitag mehr als 20 ehrenamtliche DRK-Helfer die Zimmer erst einmal mit Betten, Spinden und Stühlen ausstatten.

"Wir danken auch den Arbeitgebern, die unsere Ehrenamtlichen für diesen Einsatz freigestellt haben", sagte Fenninger. Mehr als zwei Stunden beantworteten er, Stage und ein Vertreter eines Sicherheitsdienstes Fragen, die sich vor allem um die Versorgung und Unterbringung der Menschen in der neuen Unterkunft mit bis zu 300 Plätzen drehten.

Ob es am Ende nicht doch noch viel mehr werden könnten, fragte eine Frau. "Mehr Menschen passen nicht in das Gebäude", sagte Fenninger, "aber ich kann meine Hand dafür nicht ins Feuer legen", räumte er mit Blick auf den wachsenden Flüchtlingsstrom ein.

Fragen zur Flüchtlingsunterkunft in der Ermekeilkaserne

  • Telefonische Auskunft des DRK am Freitag unter der Tel. 02 28/36 98-0.

Ab Samstag gibt es eine Hotline, die Nummer wird noch bekannt gegeben. Das DRK bittet darum, im Moment von Kleiderspenden abzusehen, weil die Lager gut gefüllt sind.

Benötigt werden aber intakte Roller, Kettcars und Fahrräder. Sie können an der Pforte (Eingang Ermekeilstraße) abgegeben werden.

Internet-Hetze in Deutschland nimmt zuDer sächsische Verfassungsschutz registriert einen deutliche Zunahme von ausländerfeindlichen und rassistischen Äußerungen im Internet. Vor allem bei Facebook outen sich demnach Menschen oft anonym als Rassisten. "Dabei steht insbesondere die Asylpolitik im Vordergrund", erklärte ein Behördensprecher. Das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz stuft inzwischen 53 Facebook-Seiten als rechtsextremistisch ein. Mit der quantitativen Zunahme an rechtsextremistischer Agitation im Internet gehe auch eine "spürbare Intensivierung verbalradikaler Äußerungen" einher.

Rassistische Kommentare im Internet können juristische Folgen haben. "Wenn die Inhalte volksverhetzend oder Aufrufe zur Gewalt sind, drohen Geld- oder Freiheitsstrafen", sagt der Berliner Medienanwalt Ansgar Koreng.

Wird man Opfer oder Zeuge von rassistischer Hetze im Netz, rät Koreng zur Anzeige bei der Polizei. Das kann auf jeder Dienststelle oder über die Onlinewachen erledigt werden. Mit Beweismitteln wie Bildschirmfotos haben Anzeigen eine größere Chance auf Erfolg. Außerdem kann es ratsam sein, Seitenbetreiber wie Facebook nicht zur Löschung solcher Beiträge aufzufordern. Sonst könnten Beweise schlimmstenfalls vor den Ermittlungen der Polizei gelöscht werden.

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