Martin Zöller referiert über Papst Franziskus Das Kirchenvolk als Verbündeter

BONN · Nicht jedem Zuhörer gefiel der aus ihrer Sicht despektierliche Titel des Abends: "Wie tickt der Papst?" Referent Martin Zöller erwiderte, dass Jorge Mario Bergoglio alias Papst Franziskus der Titel durchaus gefallen könnte: "Er ist ein mutiger, ein einfacher Mann, den Menschen zugewandt", porträtierte ihn Zöller, Historiker und Journalist, unter anderem bis vor zwei Jahren Vatikan-Korrespondent auch für den GA.

 Papst-Experte Martin Zöller war lange auch GA-Korrespondent.

Papst-Experte Martin Zöller war lange auch GA-Korrespondent.

Foto: privat

Der Vortrag in der Familienbildungsstätte drehte sich zwar um Franziskus, doch Benedikt XVI. war ebenfalls stark präsent. Franziskus sei ohne Benedikt undenkbar, lautet eine der Thesen Zöllers. So habe bereits 2005 der Verzicht von Bergoglio auf die Papstkandidatur und seine Unterstützung für Benedikt eine wesentliche Rolle bei dessen Wahl gespielt. Als Benedikt am 28. Februar 2013 seinen Rücktritt mit den Worten erklärte, es fehle ihm die Kraft, das Schiffchen Petri zu steuern, sei dies als Aufforderung gewertet worden, einen mutigen und kraftvollen Nachfolger zu wählen, so Zöller.

Wie Franziskus die Rolle der Kirche in der heutigen Zeit sehe, werde schon aus der Rede deutlich, die der damalige Kardinal Bergoglio Anfang März 2013 im Vorkonklave hielt: "Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach außen treten." Und wie er seine eigene Rolle als Papst verstehe, ließe sich aus seiner Wahl für den Namen Franziskus erkennen. Er strebe eine "arme Kirche für die Armen" an, "die materielle Zurückhaltung übt und mehr Hilfe für Bedürftige spendet". In diesem Sinne habe Franziskus bereits in seinem ersten Amtsjahr klare Zeichen gesetzt, so Zöller.

In den großen Fragen der Kirche wie Zölibat, Ökumene oder Rolle der Frauen und der Laien wolle er "den Weg mit Überzeugungskraft und nicht mit der Brechstange" gehen. "Franziskus reformiert mit Bedacht", so Zöller. Und für die Veränderungen, die er beabsichtige, habe er bereits einen mächtigen Verbündeten: "Das Kirchenvolk."

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