Ermekeilkaserne in Bonn Bauminister will das Objekt bevorzugt entwickeln

BONN · Die Bundeswehr hat die Ermekeilkaserne endgültig geräumt, und bis sich eine weitere Nutzung abzeichnet, wird dort "Urban Gardening" betrieben. Zur künftigen Bebauung haben Stadt und Land Pläne und eine eindeutige Haltung: Beides präsentierten NRW-Bauminister Michael Groschek und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch am Freitagabend bei einer Podiumsdiskussion im Margarete-Grundmann-Haus.

An der von der Poppelsdorfer SPD organisierten Veranstaltung nahmen auch Wolfgang Grießl, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, und Ulrich Merker von der Initiative zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne teil.

"Das Gelände der Kaserne ist herausragend interessant", sagte Groschek. Das habe vor allem mit der guten Lage dieser rund 25.000 Quadratmeter großen Fläche zu tun. Die wird derzeit von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet. Sie erhält für Nordrhein-Westfalen vom Bund jährlich 25 Millionen Euro an Subventionsgeldern für städtebaulich wichtige Gelände.

"Wir werden als Land dafür sorgen, dass dieses Gelände prioritär bei der Bima angemeldet wird als günstig zu entwickelndes Gelände", sagte Groschek. Das bedeutet: Auf der Liste der in NRW geförderten Wohnbauvorhaben solle die Ermekeilkaserne in den Top 5 landen.

Die Chancen stehen laut Groschek nicht schlecht, da Bonn als eine der NRW-Städte mit stetigem Bevölkerungszuwachs besonders im Fokus stehe. Man wolle neuen sozialen Wohnraum in diesen Städten so schaffen, "dass er gemischt ist und dass es zu sozialen Bindungen kommt und nicht zu sozialen Diskriminierungen im Wohnungsbau". Wichtiger als die reine Gewinnmaximierung solle deshalb der städtebauliche Aspekt sein.

"Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Menschen ein Recht auf Heimat vor der Haustür haben", sagte Groschek. Er lobte in dem Zusammenhang die Bonner Initiative, die ein "Quartier der Vielfalt" und die Verzahnung von Wohnraum- und Städtebauplanung propagiert. "Das ist vom programmatischen Anspruch genau das, was die Landesregierung fördern will."

Die Stadt will das Gelände von der Bima kaufen, um die Hand darauf zu haben, was damit geschieht, und hat sich laut Nimptsch das Erstkaufrecht gesichert. Derzeit formulieren Stadt und Bima den Auftrag für einen Gutachterausschuss zur Wertermittlung. Bis Herbst soll der Ausschuss fertig sein, und dann können die Verhandlungen über den Kaufpreis beginnen. Erst danach entscheide sich, wie die Stadt weiter vorgeht.

Ansonsten konnten die Beteiligten viele Fragen der Bürger etwa zur künftigen Bebauung oder zum Verkehrs- und Parkplatzkonzept (noch) nicht konkret beantworten. Hinsichtlich der Bedeutung der Kaserne als Keimzelle der Bundeswehr solle etwas getan werden, sagte Nimptsch. Man sei sich einig: "Es muss mehr sein als ein Schild, und mehr als ein Raum muss es nicht sein."

Das Kasernengelände werde als mögliche Flüchtlingsaufnahmestelle freigehalten. Man versuche aber zuerst, andere Ressourcen zu nutzen. "Aber wenn das alles nicht ausreicht, ist es eine der weiteren Optionen, um auf dem Innenhof der Ermekeilkaserne in Containern weitere Flüchtlinge unterzubringen." Die Gebäude dafür wieder herzurichten, sei zu unwirtschaftlich.

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